Dienstag, 7. Februar 2012

Kein Frischfutter

Wir segeln weiter nach Fakarava, denn unsere Vorräte sind auf ein Minimum geschrumpft. Frisches Obst oder Gemüse hat es schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gegeben, denn nicht mal vor langer Zeit als wir in Moorea weg gesegelt sind konnten wir frisches Zeugs bekommen. Dann die Ernüchterung in Fakarava, das Versorgungsboot war 10 Tage vor Weihnachten das letzte mal hier und wird erst wieder Mitte Jänner das nächste mal erwartet. Naja was soll's dann segeln wir halt zum Südende von Fakarava und genießen dort die wunderschönen Inseln und die vielen Fische und Haie im Pass bis der Kopra Schoner endlich auftaucht.
Wir versuchen Krabben zu fangen, diese braunen extrem sensiblen, hässlichen Viecher die schon in ihren Löchern verschwinden wenn man noch in 10 Meter Entfernung von ihnen ist. In einem alten Buch habe ich gelesen dass es am einfachsten geht wenn man einen Kübel nimmt, den im schattigen Korallen Sand vergräbt, etwas Süßes (Marmelade) oder Kokosnuss Stücke reingibt, weggeht und ein, zwei Stunden später tummeln sich die Krabben drinnen und können nicht mehr aus dem Kübel. Wer immer das geschrieben hat war ein Theoretiker. Es stimmt zwar soweit dass die Krabben was immer man reinlegt auch riechen, hinein krabbeln und alles aufessen, aber das war es dann auch schon. Sobald mehr als 2 von ihnen im Kübel sind, wuchten sie sich gegenseitig in akrobatischer Manier aus dem Kübel. Nur einer von ihnen muss verbleiben, aber was macht man mit einer Krabbe? – genau, freilassen.
Also am nächsten Tag zu Trick Nummer 2 gegriffen. Auf Apataki hat uns Alfred der Besitzer der Marina erklärt er geht nachdem es finster ist in ein Eck der Insel wo es große Löcher im Boden gibt und mit einem starken Handscheinwerfer leuchtet er den Krabben direkt in die langen Stiel Augen. Geblendet, schockiert oder was auch immer, auf alle Fälle unbeweglich bleiben sie stehen und mit einem Nagel an einem Stock spiest er sie einfach auf. Nun ganz so brutal will ich nicht vorgehen. Statt dem Nagel bastle ich mir eine Drahtschlinge an den Stock und kann damit einige Krabben fangen. Ist auch nicht ganz so einfach wie es sich liest denn das mit dem unbeweglich stehen bleiben, das ist ein wenig relativ. Mehr Übung braucht es schon noch bis ein ordentliches Mahl beisammen ist.
Am Abend ist auf alle Fälle eine Grillerei mit unseren Freunden von der „Anna X" angesagt die auch hier neben uns ankern. Vorsichtshalber schieße ich noch schnell 2 Grouper denn die 4 Krabben werden für 4 Personen nur ein sehr dürftiges Essen ergeben. Wieder einmal einer dieser schönen Abende im Sand, vor dem Lagerfeuer, ein unvergleichlicher Sternenhimmel und die Luft geschwängert mit Geschichten und Plänen.
Es wird Mitte Jänner und es geht zurück nach Fakarava Nord, das Versorgungsboot muss morgen kommen. Ein Boot der Polynesischen Marine läuft am Morgen nach unserer Ankunft ein und ich komme am Nachmittag mit dem Kapitän am Pier ins Plaudern. Vorsichtig frage ich ihn nach einer Weile wie es sein kann, dass ich kein AIS Signal von ihm bei seiner Ankunft empfangen habe. Worauf er lapidar meint das Boot ist schon so alt da zahlt es sich nicht mehr aus neue Geräte einzubauen. Ich muss zugeben ich war ziemlich geschockt. Nicht nur dass dieses Boot der Marine mit Sicherheit Ausrüstungspflichtig ist, sind die Kosten für so ein Gerät lächerlich gering. In einem einzigen Tag sind die Betriebskosten für so ein Marine Schiff mit Sicherheit wesentlich höher als das AIS Gerät kostet. Ich erläutere ihm dann noch wie wichtig es vor allem für Solo Segler ist, wenn man schon lange bevor das Schiff am Horizont erscheint weiß wer da woher kommt, wie nahe er kommt und vor allem ob Kollisionsgefahr besteht. Ihm sind natürlich auch die Hände gebunden ich hoffe aber doch dass er meine Bedenken an seine Vorgesetzten weitergibt, Schließlich will ja jeder Kapitän ein ordentlich ausgerüstetes Schiff haben.
Wir warten noch 3 Tage doch das Versorgungsschiff kommt nicht, dafür der Wind aus einer günstigen Richtung die es uns ermöglicht nach Nordnordost zu segeln, 120 Meilen bis nach Takaroa. Schnell ist die Entscheidung getroffen dass es besser ist näher an die Marquesas ran zukommen als ein paar frische Tomaten zu haben und so bereiten wir das Boot vor um am nächsten Morgen bald ablegen zu können.
Seit 1.1.2012 gibt es ein kleines Problem das wieder akut geworden ist. Im Jahr 2010 hat Gram Schweikart ein Computer Programm geschrieben, den Tuamotu Guestimator, mit dem man die Pass Durchfahrtszeiten leicht relativ genau berechnen kann. Die Basis dieses Programmes beruht auf den Tiden Tabellen der NOAA. Vor der Abfahrt will ich mir noch die neue Version des Programmes im Internet bei der Post herunter laden, da merke ich es gibt keine neue Version und ein wenig nachgeforscht und dann steht auch schon die Ursache fest. Es gibt von der NOAA, das ist immerhin die nationale Amerikanische Organisation die für solche Sachen zuständig ist, noch keine neuen Tiden Tabellen für 2012. Glauben die wirklich dass heuer die Welt untergeht und deshalb machen sie nichts mehr?? Wieder zurück am Schiff denke ich mir da nehme ich halt die Tidenzeiten vom WXTide Programm das ich am Laptop habe. Vorsichtshalber denke ich mir, ich vergleiche lieber die Zeiten mit denen der Navigationsprogramme MaxSea und OpenCPN. Nach einer Stunde verwirrender Datensammlung steht fest, jedes Programm hat andere Zeiten für Hoch- und Niedrigwasser. Kann das wirklich so schwierig sein den Wasserstand korrekt abzulesen und dann die dazwischenliegenden Inseln zu interpolieren?? Auch 2 emails an die NOAA konnte die Damen und Herren dort nicht inspirieren ihrer Arbeit nachzugehen, die emails wurden einfach ignoriert.
Sehr verwirrt und ein wenig unsicher machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Takaroa.