Samstag, 30. Juli 2011

Marquesas

2 Tage später geht es weiter nach Oa Pou (9Grad 21,5 min Süd, 140Grad 06,3min West) wo ich ein anderes Österreichisches Boot treffe, die Pokuri mit Christine und Hannes, um mich von ihnen zu verabschieden. Sie wollen oder müssen weiter nach Tonga, sie segeln wie so viele ihrem Zeitplan hinterher.

Ausgedehnte Wanderungen in die tropische Umgebung und zu Wasserfällen folgen bis wir eines Tages auf Manfred stoßen, ein Deutscher der seit 16 Jahren auf Oa Pou lebt. Er hat sich an den Hängen eines steilen Berges gemeinsam mit seiner Polynesischen Frau, sein kleines Paradies in den Dschungel gebaut. In Deutschland besaß er eine öffentliche Sauna Anlage bis sie eines Tages abbrannte, die Versicherung den Schaden nicht bezahlte, worauf hin er, nachdem er im Fernsehen einen Bericht über die Polynesischen Inseln sah, auswanderte. Hier hat er mehrere kleine Häuser errichtet, baut den Großteil der benötigten Lebensmittel selber an, brennt seinen eigenen Schnaps, den er natürlich auch verkauft, macht selber Schokolade, bäckt sein eigenes Brot, das er wiederum zum Großteil an seine Hühner, Schafe, Schweine und Ziegen verfüttert.

Er hat sich ein eigenes kleines Wasserkraftwerk gebaut indem er einfach auf eine Scheibe halbierte Schläuche montierte, die als Schaufelräder dienen. Die Wasserleitung die aus dem nahegelegenen Bach kommt bringt das Rad zum Rotieren und über einen Keilriemen und einer entsprechenden Übersetzung wird ein kleiner Generator angetrieben, der die Energie für sein ganzes Anwesen liefert. Damit das ganze auch cool ausschaut hat er einfach alles in eine alte Gefriertruhe installiert. Natürlich hat er auch eine Waffe – auch selber gebaut. Eine Pistole aus einem abgesägten Gewehrlauf, den ganzen Abzugsmechanismus aus einer uralten Waffe, alles zusammengeschweißt und vorne drauf noch einen aus einem alten Stoßdämpfer eines Autos selbstgebauten Schalldämpfer drauf. Ja und er erzählt gerne Geschichten, wenn er einmal anfängt ist er kaum zu bremsen. Nach 2 Stunden verabschieden wir uns um den Rückweg von seinem Berg durch den Dschungel noch bei Tageslicht zu schaffen.
Vor kurzem gehe ich durch ein Dorf, kommt eine junge, halbnackte diiicke Polynesierin, nur mit einem seehhhr durchsichtigen BH bekleidet, aus ihrem Haus und deutet mir ich soll mit kommen. Denke ich mir spinnt die jetzt komplett oder geht es hier wirklich so locker zu. Natürlich gehe ich mit und wie sich herausstellt, wollte sie mir nur ein paar Souvenirs und Perlen verkaufen. Die Mädels haben hier schon ordentliche Fettpakete drauf, unheimlich.

Der starke Schwell am Ankerplatz lässt mich auch hier meine Zelte bald wieder abbrechen und es geht weiter Richtung Norden nach Nuku Hiva in die Controleurs Bay (8Grad 52,8min Süd, 140Grad 02,9min West), wo der Anker auf 5 Meter Sandgrund fällt. In der Nacht wird es sehr ungemütlich. Heftige, sehr böige Winde verursachen einen enormen Schwell der dann gegen die Tide läuft und am Ankerplatz Wellen mit bis zu einem Meter Höhe erzeugt. Das Boot dreht sich oft im Kreis und ein großer Steinbrocken verursacht einen schrecklichen Lärm der durch die Ankerkette ins Boot geleitet wird. Es ist kaum an Schlaf zu denken, wilde Schaukelei, der Lärm der Kette sowie das bräunliche Wasser laden auch hier nicht zu einem längeren Aufenthalt ein. Als dann auch noch meine komplette Ankerrolle aus dem vorderen Beam gerissen wird als die Kette bei einem Felsbrocken hängenbleibt, kurzstag kommt, das Boot um 150 Grad herum schwingt und es mich fast von den Füßen reißt, weiß ich es ist höchste Zeit zum Weitersegeln. Nächstes Ziel ist die Baie de Anaho im Nordosten von Nuku Hiva (8Grad 49,3min Süd, 140Grad 03,9 min West). Und endlich schaut die Südsee wieder nach Südsee aus. Gut geschützt gegen den Schwell, klares helles Wasser, Korallenriff, viele Fische, so stelle ich mir die Südsee vor. Dazu noch im Hintergrund atemberaubend aufragende Felsen, Palmen ohne Ende, weite lange Sandstrände gemischt mit schwarzen Lavastein, eine Traumkulisse. Nur 6 sehr freundliche Familien die hier leben. Auf den Bäumen, ein wenig abseits der Häuser wachsen Mangos, Starfruit, Bananen, Orangen, Limonen, Papayas, wilder Oregano, Breadfruit, Guava, Granatapfel, Soursoup und natürlich Kokosnüsse alles einfach zum Einsammeln, ein kleines Schlaraffenland. Nur mit Gemüse schaut es mager aus. Wir finden dann doch 2 Bauern die ein wenig Landwirtschaft betreiben und wo wir Gurken, Tomaten, Salat, Peppers, Kraut, Auberginen und Petersilie bekommen.
Das größte Problem bereitet im Moment der Fisch. Fast überall in der Südsee gibt es Ciguatera. Das ist ein Gift das in gewissen Algen welche in den Korallenriffen wachsen beheimatet ist. Die Algen werden von den kleinen Fischen gefressen,die nehmen das Gift auf und es bleibt in ihren Körpern, es schadet ihnen aber nicht. Die kleinen Fische werden dann von den grösseren Raubfischen gefressen, die sammeln das Gift von den vielen kleinen Fischen, über die Nahrungskette geht es weiter bis die Fische groß genug sind dass ich sie jage und esse und dann voll mit Ciguatera bin. Leider kann der Mensch das Gift nicht ausscheiden und als Unterschied zum Fisch schadet es uns Menschen sehr wohl. Es kann neben den starken Schmerzen bis zum Tod führen. Ich habe nun eine Bitte an Euch – könntet ihr bitte recherchieren welche Fische in den Korallengebieten der Südsee man trotzdem fangen und Essen kann, welche Gebiete in Französisch Polynesien von Ciguatera nicht betroffen sind, gibt es einen Test um festzustellen ob ein Fisch Ciguatera hat?
Eine Antwort auf diese Fragen würde mein Leben hier ganz wesentlich erleichtern. Ich bedanke mich schon mal im Vorhinein für eure Hilfe.
Ein Einheimischer hat mir neulich gesagt sie verzichten komplett auf Fisch, außer wenn sie ihn am offenen Meer weit weg von den Inseln fangen. Sie Essen hauptsächlich Lobster und Oktopus. Nun das täte ich auch gerne nur so einfach sind die Viecher halt nicht zu finden wenn man die Riffe noch nicht kennt.




Sonntag, 17. Juli 2011

Erste Tage

Ich bin nur 3 Tage geblieben in der schönen Landschaft von Fatu Hiva. Die dauernden starken Fallböen und das Schwarz des Meeres haben mich weiter getrieben. Nie zu wissen ob das Boot noch da ist wenn man von einem Landgang zurück kommt, oder ob vielleicht eine extra starke Böe den Anker losgerissen hat und das Boot aufs offene Meer getrieben ist, da bleibt immer ein ungutes Gefühl das ich nicht brauchen kann. Der zweite Grund war der schwarze Lavasand des Meeresboden der die Sicht im Wasser unangenehm machte und sehr erschwerte. Also reiße ich den Anker aus dem Grund und segle die 48 Meilen zur Insel Tahuata in die nordwestliche Bucht, (9grad 54,5 min Süd, 139grad 06,3 min West) in der es herrlich hellgelben Sandgrund gibt. Ich ankere auf 8 Meter und kann jedes einzelne Sandkorn im Wasser ausmachen.
Am nächsten Tag endlich mal wieder ausgiebig schnorcheln und das Meer genießen. Und plötzlich ist ein riesiger Manta unter mir, den ich eine halbe Stunde lang bei seinen wunderbaren Gleitflügen durchs Wasser begleite. Am nächsten Morgen, die Augen noch nicht mal richtig offen, ist eine Schule von etwa 20 Delfinen in der Bucht. Also rein ins Wasser und Guten Tag gesagt zu den lieben Tieren. Ohne Scheu bleiben die Delfine hier unbeeindruckt von einem Schwimmer der sie eine Zeit lang begleitet. Am Nachmittag wird dann die in Panama neu erworbene Machete geschärft und dann geht's zum Insel erkunden ? Robinson Crusoe lässt grüßen. Bereits 40 Meter hinter dem Strandbereich verhindert dann dichtester Bewuchs ein Weiterkommen. Immerhin etwa 50 Limonen und ein paar Pampelmusen sind eingesammelt und dürfen aufs Schiff. Leider waren nirgends Bananen oder Orangen zu finden.

Irgendwann geht's dann weiter nach Atuona auf der Insel Hiva Oa. Der Ankerplatz (9grad 48,2 min Süd, 139grad 01,9min West) ist sehr eng, da in einem großen Teil hinter der Mole wegen des 120 Meter langen Versorgungsschiffes nicht geankert werden darf. Alle Boote müssen sich mit zusätzlichem Heckanker vermuren um ein Schwojen des Bootes zu verhindern und den zur Verfügung stehen Platz optimal zu nutzen. Das ist natürlich als Einhand Segler nicht ganz einfach, bei seitlichem Wind und Schwell, an Bug und Heck einen Anker auszubringen ohne dabei während der Arbeiten in ein anderes Boot zu driften.

Die offizielle Einklarierung ist angesagt. Und, oh Wunder, so was hat es schon ewig nicht mehr gegeben. Man wandert zur Gendarmerie, ein freundlicher, lächelnder Beamter drückt einem ein Formular in die Hand zum Ausfüllen, nach ein paar Minuten ist der Stempel im Pass, ein Durchschlag des Formulars wird ordentlich gefaltet und getackert und fertig. Keine Kosten alles wunderbar. Als einziges muss man jetzt noch mit dem Formular zur Post gehen, eine Briefmarke kaufen, abschlecken, draufpappen auf das getackerte Formular und ab geht's damit nach Tahiti zur Zentrale damit die Jungs wissen dass ich da bin. Ich bin jetzt also wieder mal ganz offiziell in der EU, praktisch zu Hause. Die Sprache hier ist französisch was mir nicht wirklich weiter hilft da ich das genau so schlecht spreche wie polynesisch, vielleicht lerne ich's ja noch.

Weniger nett war dann der Besuch auf der Bank. Hier gibt es eine eigene Währung, den Polynesischen Franc, also nichts mit Euro und ich wollte bzw. musste wechseln. Woraufhin mir der Mann am Schalter erklärt dass er Euro nur wechseln kann wenn ich ein Konto auf der Bank habe. Naja denke ich mir, dann eröffne ich halt ein Bankkonto, wer weiß wozu man es irgendwann brauchen kann. Ich glaube er wollte an dem Tag einfach nicht, denn seine nutzlose (oder unverschämte??) Antwort lautet ich muss mindestens 3 Jahre auf der Insel sein damit ich ein Konto eröffnen kann. Es hilft nichts, er will nicht und was soll ich tun. Also ab zum Bankomaten. Inzwischen ist mir klar geworden warum er nicht wechseln wollte. Zur Umrechnung von Euro in Polynesische Franc gibt es einen festgesetzten, starren Kurs. Alle anderen Währungen sind dem freien Markt unterworfen und die Bank kann den Kurs täglich anpassen. Auf gut deutsch heißt das für mich, wenn sie Euros wechseln verdienen sie nichts, also tun sie es erst gar nicht. Oder hat jemand von euch eine bessere Erklärung??? Gibt es einen klugen Bankmenschen der das liest und mir einen einleuchtenden Grund nennen kann warum die keine Euros (andere Währungen sehr wohl) wechseln wollen??

Also Geld ist in der Tasche und ab in den Supermarkt. Und siehe da, fast wie zu Hause. Eine große Auswahl an Käsesorten, alle möglichen feinen Spezialitäten und lange entbehrten kulinarischen Köstlichkeiten. Schnell wechseln die gerade erst erworbenen Geldscheine, die übrigens wunderschön sind, wieder den Besitzer. Die Preise sind ein wenig teurer wie in Österreich, viel teurer wie in Zentralamerika, mit Ausnahme der Grundnahrungsmittel wie Reis, Nudeln, Öl, Mehl, Zucker, Salz und ähnliche Waren. Die haben ein rotes Preispickerl, sind staatlich gefördert und um einiges günstiger wie in Europa. Schinken, Speck, Joghurt und frisches Baguette wandern in den Rucksack und bald darauf in meinen Bauch. Welch ein Genuss wenn man so was lange nicht gehabt hat.
Da der Ankerplatz in Atuona nicht gerade sehr einladend ist geht es bald wieder zu einer Bucht und endlich wieder mal nach 4 Monaten zum Jagen. Nun die Ausbeute ist eher bescheiden, dafür habe ich aber viele der schönen Unterwasserkreaturen gesehen wie eine Muräne, einen Manta, einen riesigen Oktopus, Stachelrochen, und viele der bunten kleinen Fische die in großer Zahl hier schwimmen.