Freitag, 21. Oktober 2011

Tuamotus - Tahiti




Langsam wird es Zeit die Vorräte, vor allem an frischem Gemüse und Obst, wieder mal aufzufüllen und wir machen uns auf den Weg ans Nordende von Fakarawa. Wunderbares Segeln bei Flachwasser und perfektem Wind in der Lagune mit atemberaubenden Farbspielen machen den fünfstündigen Weg zum shopping zu einem Vergnügen. Ja und in dem kleinen Laden staunen wir dann nicht schlecht als wir Woerle Käse aus Henndorf finden. Kein guter, nur so ein einfacher Weich-Streichkäse, aber selbstverständlich wird er trotz des exorbitanten Preises sofort gekauft. Ist ja klar dass wir die österreichische Wirtschaft unterstützen wo es nur geht.

Als wir zu unseren Dingis zurück kommen, merken wir dass das Staufach beim Dingi von Heinz und Andrea offen ist und alles fehlt. Werkzeug, Ersatzkanister mit Benzin, Reserve Zündkerze, Scherstifte und andere Kleinigkeiten sind weg. Kein wirklicher finanzieller Schaden, nur das Gefühl das man hier auch schon alles absperren muss bleibt. Andrea geht zur Polizei und keine 10 Minuten später sind die Übeltäter auch schon gefasst. Zwei 9 jährige Lausbuben haben das Fach ausgeräumt und alles ins Wasser geschmissen. Es gibt eine ordentliche Predigt vom Polizisten, zu Hause wahrscheinlich (hoffentlich) eine gscheite Watschn, die Mutter des einen ist völlig fertig wegen der Früh Kriminalität des Sprösslings, ersetzt den Benzin und damit ist für uns das Thema erledigt. Nach 2 Tagen geht es weiter nach Tahiti.

Kurz hintereinander verlassen wir das wunderbare Atoll und segeln bei sehr angenehmen, leichtem Wind los. Ich habe trotz des leichten Windes ein Reff eingebunden weil ich nicht zu früh, oder besser gesagt nicht in der Nacht ankommen will. Es sind ca. 250 Seemeilen, für mich also weniger als 2 Tage und ich will nicht vor 6 Uhr morgens die Südspitze von Tahiti erreichen. Damit ist ein sicheres Einlaufen und vor allem auch ein schöner Anblick beim Erwachen des Tages gesichert. Am Südwest Zipfel steht ein ordentlicher Schwell mit guten 3,5 Metern und die Wellen donnern über das schützende Außenriff. Gleichzeitig weht der Wind vom Land und der Anblick nimmt mir den Atem. Meterlange Gischtfahnen wehen von den riesigen Wellenbergen als ich in sicherem Abstand daran vorbei segle. Nur bei der Einfahrt in den Pass, die zwar nicht schwierig ist, aber wenn links und rechts in nur jeweils 20-30 Meter Entfernung diese Wellen brechen und ihre Gischt in den Himmel werfen da schlägt das Herzerl dann schon um einiges schneller.
Das erste Ziel ist auf der Südseite, genau in dem Einschnitt zwischen Tahiti Nui und Tahiti Iti, der großen und der kleinen Tahiti Insel. Ein wunderbarer Ankerplatz erwartet uns, ebenso wie 2 Wale die nur wenige Meter neben uns ihre riesigen Flossen aus dem Wasser heben. Leider kann ich nicht mehr Fotografieren, weil meine Kamera den Geist aufgegeben hat. Allmählich habe ich die Nase voll davon alle halbe Jahre eine neue Kamera zu kaufen.

Endlich wieder mal ein Supermarkt mir einer Auswahl die man durchwegs mit heimischen Standards vergleichen kann. Ja und dann dieses wunderbare Schild mit dem großen, gelben M auf rotem Hintergrund, ein McDonald. Sofort ist klar wo heute gespeist wird und ebenso schnell werden wir enttäuscht. Der Parkplatz wird noch asphaltiert und die Außenanlagen fertig gestellt. Es dauert noch ein paar Tage bis hier eröffnet wird.

Vor wenigen Tagen dann der Schock. Auf Nuku Hiva (Marquesas) ist ein deutscher Segler ermordet worden, zerstückelt und verbrannt, vielleicht auch gegessen. Letztes mal habe ich noch über den nicht allzu lange zurück liegenden Kannibalismus gewitzelt, jetzt sieht es aus als wäre er auf schreckliche Weise zur Wirklichkeit geworden. Seine Lebensabschnittspartnerin wurde an einen Baum gefesselt, entkleidet, bei der versuchten Vergewaltigung kann sie sich dann zum Glück befreien und entkommen. Für die Einheimischen ist so etwas einfach unfassbar, denn Gastfreundschaft gehört zu den Höchsten aller Tugenden. Und so eine schreckliche Tat, oder ähnliches, ist noch nie vorgekommen. Als ich im Supermarkt zur Zeitung greife und Stefans Bild erkenne, werde ich sofort angesprochen und ich merke wie sie sich fast bei mir entschuldigen wollen. Inzwischen sind die Ermittlungen soweit abgeschlossen dass Heike auf alle Fälle nach Hause fliegen darf. Sie kommt am Donnerstag nach Tahiti und fliegt danach umgehend nach Deutschland weiter. Der Täter wird fieberhaft auf ganz Nuku Hiva gesucht, und zwar von der ganzen Bevölkerung. Die wollen ihn haben bevor die Polizei ihn kriegt. Die Polizei ruft die Leute auf sich zu beruhigen und falls sie ihn finden nur ja nichts zu unternehmen außer ihn auf der nächsten Dienststelle abzuliefern. Das wird ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Täter kann sicherlich eine gewisse Zeit in den dschungelartigen Wäldern verschwinden. Er ist ein geübter Jäger, findet überall zu Essen und Wasser, aber das kann er nicht ewig durchhalten.

Mit dieser traurigen Meldung lasse ich es für heute,
bis zum nächsten Mal
Chico



Dienstag, 11. Oktober 2011

Fakarawa

Was in der extrem schönen Lagune im Bereich des Südpasses von Fakarawa sofort auffällt, sind die vielen Haie. Dauernd schwimmen so zwei bis sechs Schwarzspitzen Haie ums Boot. In den ersten Stunden etwas gewöhnungsbedürftig, aber irgendwann gehören sie einfach genau so dazu wie die anderen 'ungefährlichen' Fische.
Bei der Tauchschule erkundigen wir uns wegen der Strömungsbedingungen, da diese oft sehr unterschiedlich sein können. Nicht nur einlaufende oder auslaufende Strömung, sondern auch in verschiedenen Tiefen unterschiedlich stark oder unterschiedliche Richtungen, oder an einem Ufer einlaufendes am anderen auslaufendes Wasser. Und dann geht’s auch schon an das Außenriff. Wir schmeißen uns ins Wasser und lassen uns von der Strömung langsam nach innen treiben. Es ist als ob man schwebt und das Riff wird unter einem durchgezogen. Hier gibt es keine scheuen Fische, niemand kümmert sich um uns Schnorchler. Riesige Napoleon Fische, ganze Schulen von Barrakudas (so 30-40 Stück), hunderte von Doktorfischen, Snappern und Grouper und alle nur erdenklichen bunten kleinen Rifffische. Und dann kommt auf einmal ein riesiger Haufen von Haien. Zu schnell treibt uns die Strömung vorbei und es ist klar das nächste mal geht’s mit dem Tauchgerät rein. Dann kann man sich irgendwo ins Riff Hängen und die Haie in Ruhe beobachten. Und genau so machen wir es auch. Am nächsten Tag bei passender Strömung sind wir im Kanal und bleiben bei den Haien. Der Versuch die ganze Meute zu zählen scheitert kläglich, es sind zu viele. Unsere Schätzungen liegen irgendwo zwischen 100 und 200 Haien, gleichzeitig an einem Fleck!!! Und die lieben Tiere kommen nahe, sogar sehr nahe. Bis auf zwei Meter kommen sie ran, automatisch vergisst man zu atmen, dadurch sind dann auch keine Luftblasen mehr und sie kommen noch näher. Einfach irre. Und es sind auch Opfer der Angler dabei, so hängt einem ein großer Fischköder locker aus der linken Unterlippe (wie wenn er eine Tschick rauchen würde), ein anderer wird sofort 'scarface' getauft, wegen seiner Narben überall. Das scheint wohl der Raufbold der Truppe zu sein. Völlig gelassen und ruhig umkreisen sie uns, sind unter uns und über uns, daneben, davor und dahinter, einfach Haie überall. Bis allmählich die Luft ausgeht bleiben wir unten und bestaunen die eleganten Schwimmer. Und am nächsten Tag wieder , und am übernächsten Tag wieder, einfach faszinierend.




Als wir am Nachmittag ans Außenriff gehen, vielleicht ist ja was interessantes angeschwemmt worden, liegt da tatsächlich ein Schiff am Riff. Komisch das war gestern noch nicht da. Niemand zu sehen, wir waten durch die Korallen des inneren Riffgürtel bis wir an der Riffkante beim Havaristen sind. Niemand ist da, ein 140PS Suzuki Außenborder hängt am Heck, ohne Abdeckung, sonst fehlt so ziemlich alles. Kurz darauf kommt ein Helfer der Tauchschule an geschwommen, der normalerweise als Boot Captain arbeitet. Ihm ist der Motor abgestorben, nicht mehr angesprungen und das Tauchboot ist aufs Riff gedriftet. Zu viert schieben und ziehen wir das schwere Ding etwa 400 Meter über das Riff. Die einzige Möglichkeit es wieder ins tiefe Wasser zu bekommen. Wenn eine Welle über das Riff schwappt, wird das Boot ein paar Zentimeter angehoben und wir können es wieder ein kleines Stück vorwärts bewegen. Und tatsächlich nach mehreren Stunden brutal harter Arbeit, aufgeschürften Füssen und Händen, blutig und völlig fertig, erreichen wir die Tauchschule. Mit ein paar Bier und ein paar Litern Benzin bedankt sich der junge Kapitän und bringt uns noch zu unseren Booten zurück. Für die nächsten Tage ist Schonung angesagt und vor allem Heilung der Wunden damit nur ja nichts zu eitern beginnt.

Einer alten Österreichischen Tradition folgend haben wir jetzt auch den Montags Kino Abend eingeführt. Wir treffen uns am Schiff von Herwig und Veronika, der SY Alchemist, und natürlich gibt es Kino aus der Heimat – Die Piefke Saga – steht am Programm, das passt einfach perfekt zur Südsee.

Aufpassen müssen wir beim Jagen, denn die Haie reagieren sofort auf die wilden Zuckungen wenn man einen Fisch schießt. Man hat selten mehr als eine halbe Minute Zeit dann kommen schon die ersten daher geschossen und wollen sich ihren Anteil holen. Einer kommt Heinz so nahe, dass er ihm beim Angriff auf den an der Harpune hängenden Fisch mit seiner Schwanzflosse die Tauch- Flosse weg schlägt. Heinz kümmert sich natürlich zuerst um seine Flosse und als er einige Sekunden später wieder alles unter Kontrolle hat, ist der Hai und mit ihm der eben geschossene BarJack verschwunden.

Ich habe euch versprochen dass ich weiter über die Knochenfunde berichten werde und hier ist also das Ergebnis der mühsamen Nachforschungen. Mit Sicherheit weiß niemand etwas genaues. Die Vermutungen der Locals gehen in 2 Richtungen. Die einen sagen dass die Knochen von einem alten Grab auf der Insel stammen, das bei einem heftigen Sturm aus geschwemmt wurde und die anderen meinen, dass es die Knochen eines Ehepaares sind, die aus dem Dorf verstoßen wurden, dann auf der kleinen Insel gelebt haben und dort eben auch gestorben sind. Aber wie gesagt, nichts genaues weiß man nicht und es ist auf alle Fälle eine schöne Geschichte und es sieht auch gruselig aus.

Macht's gut
Euer Chico