Er sagt
er heißt Guffy, das wird wohl sein Spitzname sein. Ein aufgeweckter
immer fröhlicher älterer Herr, kein typischer Tonganer (oder heißt
es Tonganese??) wie ich finde. Zumindest optisch, denn dafür fehlen
ihm mindestens 50 kg, er ist geradezu gertenschlank.
Aber er
versteht sich aufs erzählen, etwas was hier alle gerne tun. Und er
erzählt mir aus seiner Jugend, als er bereits mit 8 Jahren mit
seinem Vater mitfahren durfte zum Wale harpunieren. Damals standen
die schönen Riesensäuger noch nicht unter Schutz.
Detailgetreu
schildert er wie sie in den schweren Holzbooten raus gesegelt sind
bis in die Nähe der Tiere und dann vorsichtig ganz knapp heran
gerudert sind. Im Bug stand der Harpunier mit der Fangharpune und
wenn er die warf, sie tief in den Wal eindringt und steckenblieb,
dann begann der Höllenritt. Sofort ist das verletzte Tier nach unten
getaucht und das etwa 400 Meter lange Seil, das in 2 Behältern im
Boot lagerte ist mit so einer Geschwindigkeit über das Holz des
Bootes gesaust, dass es zu brennen anfing. Ein eigener Mann war nur
damit beschäftigt mit einem Behältnis das brennende Boot zu
löschen. Doch die Wale sind nicht viel tiefer als 100 Meter getaucht
und dann gings vorwärts. Schneller als Wasserskifahren, meint er.
Die ganze Mannschaft hat sich im Boot fest geklammert, damit auch
keiner verloren geht. Meile um Meile ist der Wal dahin gedüst bis er
endlich müde und langsam wurde, wieder an die Oberfläche kam und
sie versuchten wieder nahe ran zu kommen um mit einer zweiten Harpune
den Todesstoß zu versetzen. Natürlich verliert so ein Wal dabei
eine Menge Blut, die wieder eine große Anzahl an unwillkommenen
Gästen anlockte – die Haie. Und da gab es einen Mann mit einer
ganz speziellen Aufgabe. Der musste ins Wasser springen, mit einer
großen gebogenen Nadel mit einem langen Faden dran versuchen mit
wenigen Stichen dem Wal den Mund zu zunähen!!! Könnt ihr euch das
vorstellen? Was für ein Job. Und dann wieder so schnell wie möglich
zurück ins Boot bevor die Haie auf ihn los gingen. Wäre der Mund
nicht vernäht worden, dann wären so viele Haie durch das
austretende Blut angelockt worden dass diese den größten Teil des
Wales bis zur Rückkehr zu ihrer Insel bereits gegessen hätten. Ja
und dann hieß es kräftig rudern, die ganze Strecke retour bis zur
Insel mit dem tonnenschweren Wal im Schlepptau.
Heute
ist er froh dass nur mehr in den Monaten Juli, August, September,
wenn die Wale jedes Jahr wieder kommen um hier ihre Jungen
aufzuziehen, mit der Kamera Jagd auf die schönen Tiere gemacht wird.
Und er ist trotz seines Alters noch immer dabei, fährt mit den
Touristen raus zu den Walen. Er kennt sich aus, er weiß durch seine
lebenslange Erfahrung was die Wale machen werden, ob die Mamawal
schläft und das Junge spielen will, ob der Papawal gerade sauer und
aggressiv ist, er hüpft ins Wasser und reitet den Wal.
Auf der
Insel Uoleva in der Ha'apai Gruppe betreibt er zusammen mit seiner
Frau ein kleines Resort – Taiana. 6 einfache Hütten die im Jänner
vom Hurrikan Ian, ein Kategorie 5 Hurrikan der direkt über die
Ha'apai Gruppe gedonnert ist und überall unglaubliche Zerstörungen
hinterließ, völlig vernichtet wurden. Der Aufbau ist voll im Gange,
3 Hütten stehen bereits wieder, nächste Woche kommt die Familie aus
der Hauptstadt und hilft beim Bau des Haupthauses und bis
Saisonbeginn werden auch die restlichen Gästehäuser wieder bereit
stehen. Es war bereits das fünfte mal dass alles zerstört wurde!
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