Der Berg ist besiegt, die Asche von
meinem Haupt, ich bin ausgeschlafen, habe gut gegessen und mache mich
am späten Vormittag auf den Weg von der Insel Tanna nach Norden zur
Hauptstadt von Vanuatu, nach Port Vila. Etwa 135 Seemeilen liegen vor
mir, also eine perfekte Distanz für einen gemütlichen 1-Tages Törn.
Gegen 01:00 in der Nacht, und es ist
eine stockdunkle Nacht, kein Mond, keine Sterne, stark bewölkt,
allerdings sehr guter Wind, sowohl von der Stärke als auch von der
Richtung, sehe ich vor mir ein weißes Licht. Theoretisch bedeutet
das dass ich ein anderes Schiff vor mir habe welches ungefähr die
gleiche Richtung fährt und ich sehe sein Hecklicht.
Die Erfahrung hat mich allerdings
gelehrt dass das nicht immer so sein muss und speziell Fischer oft
die Lichterführung „vergessen“ oder nicht so ernst nehmen. Etwa
10 Minuten später kontrolliere ich wieder wohin der Weggenosse sich
bewegt und tatsächlich ist das weiße Licht erheblich näher
gekommen. Der kommt mir entgegen, das Licht ist kein
Navigationslicht, sondern ein ordentlicher Scheinwerfer. Naja er
fährt eine gerade Linie etwa 300 Meter links von mir also alles
klar. Ich warte aber lieber bis er an mir vorbei ist und ich mir
keine Sorgen mehr machen muss ob was passiert. Doch soweit kommt es
nicht.
Als er nur mehr vielleicht 200 Meter
vor mir ist, schwenkt er plötzlich seinen Bug genau auf mich und
fährt mit Volldampf auf mich zu. Ja spinnt denn der komplett!!! Ich
leuchte mit der eingesteckten Taschenlampe in die Segel damit er mich
besser sehen kann, obwohl ich mir ganz sicher bin der weiß von
meiner Existenz. Vielleicht noch 100 Meter, das ist kein kleiner
Fischer, der ist riesig! Ich hänge den Autopiloten aus und ändere
meinen Kurs um ca. 30 Grad um von ihm weg zu kommen und auch um ein
wenig zu beschleunigen. Er bleibt stur auf Kollisionskurs, verdammtes
Arschloch, ich bin kurz vorm Herzinfarkt. Knapp hinter mir rauscht er
vorbei dreht eine 180 Grad Schleife und kommt jetzt von der anderen
Seite auf mich zu. Ich weiß nicht wie ich wegkommen soll. Ich will
nicht zum Funk, weil da müsste ich auf Autopilot schalten und ins
Boot und vielleicht 1 – 2 Minuten oder noch länger warten bis er
sich meldet, was er sicher nicht getan hätte, diese Zeit habe ich
nicht. So kann ich wenigstens reagieren auf seinen Kurs.
Bis auf 30-40 Meter rauscht er an mich
heran, dann bleibt er plötzlich stehen. Strahlt mit allen
Scheinwerfern auf mich und langsam wird die Distanz zwischen uns
größer.
Ich brauche dringend was zu trinken,
schwitze stark obwohl es eine angenehme Temperatur hat. So gefürchtet
habe ich mich schon ewig nicht mehr, das war echte Todesangst. Meine
Gedanken gehen wie wild im Kreis, was habe ich falsch gemacht, was
hätte ich tun sollen, was kann ich in Zukunft bei ähnlichen
Situationen machen? Und vor allem warum hat der das gemacht?
Ich versuche später in Port Vila
heraus zu finden wer das gewesen ist, doch leider erfolglos.
Könnte das vielleicht Polizei oder Navy Einheit gewesen sein, auf Schmuggler etc Patrouille?? Weisst ja noch wie uns die Panama "Navy" direkt ansteuerte, Maschinengewehr im Bug auf uns gerichtet, und die wollten bloss ihre Walkie-Talkie Batterien bei uns aufladen . . .
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