Tahiti – oder besser Papeete, die Hauptstadt Tahitis, ist unser nächstes Ziel.
Seit ich die Abenteuerbücher der Weltumsegler lese, sehe ich immer das Bild der geankerten Yacht mit dem Heck zum Kai in Papeete vor mir. Es ist immer das gleiche Bild, in allen Büchern, und so will ich auch ankern. Leider sind die guten alten Zeiten vorbei. Die armen Schlucker will man nicht mehr in der Stadt haben. Entweder man geht an die neu errichteten Stege der Stadt Marina, oder man kann vor der Marina Taina ankern, die etwa 5 Seemeilen vom Zentrum entfernt, südlich des Faa'a Flughafens liegt. Dort wo ich hin wollte dürfen sich nur mehr die Cruiseliner und Mega Yachten hinstellen, die bringen Kohle und passen besser ins Stadtbild.
Ankerplatz ist auch keiner zu finden, jedenfalls keiner unter 15 Meter Wassertiefe und mehr packt meine Ankerwinsch nicht, also versuche ich es mit einer freien Boje. Am nächsten Tag selbstverständlich sofort ins Marina Büro und melden dass ich an der Boje bin, da erfahre ich dass ich eine private Boje erwischt habe. Na auch gut, brauche ich wenigstens nicht zu bezahlen. Und wenn der Eigentümer kommt kann ich immer noch wegfahren. Nach ein paar Tagen finde ich dann doch einen inzwischen frei gewordenen Ankerplatz an einer seichten Stelle und wechsle sofort bevor er wieder belegt ist.
Die Autofahrer in Tahiti haben es sehr einfach. Vorne ist eine weiße Nummerntafel, hinten eine gelbe. Wenn sie also besoffen zu ihrem Auto kommen, können sie auf einen Blick feststellen in welche Richtung vorne ist – sehr weitsichtig. Und das Nummernsystem ist auch ganz einfach – fortlaufend. Derzeit sind sie so bei Nummer 235 000, wenn man also ein Auto z.B. mit der Nummer 103 456 hat weiss jeder sofort dass das ein alter Kuebel ist.
Frank und Dörte die wir mit ihrer „Elan“ schon des öfteren getroffen haben, nehmen uns in ihrem kleinen 4x4 Mietwagen mit zu einer Fahrt quer durch die Insel. Wir gleiten durch wunderschöne, atemberaubende Landschaft immer höher hinauf in die Berge Tahitis. Der höchste Vulkankegel erreicht rund 2200 Meter, also schon fast wie zu Hause. Allerdings wächst auch ganz oben der Dschungel noch saftig grün. Längst haben wir das schwarze Asphaltband verlassen und der Jeep hoppelt über und durch Löcher bei denen ich mich manchmal frage ob wir da wieder raus kommen.
An einem kleinen Kratersee wird Rast gemacht bevor es auf der Nordseite wieder runter geht, auf ebenso abenteuerlichen Straßen, durch Wasserläufe, über kleinen Brücken die wir vorsichtshalber zu Fuß abgehen weil die verbliebenen Teile nicht wirklich vertrauenerweckend aussehen. Irgendwann sind wir dann doch wieder auf Asphalt und als es durch ein kleines Dörfchen mit 5 Häusern geht, ist die Straße plötzlich blockiert. 3 dicke Mamas sitzen in ihren billigen Plastiksesseln mitten auf der Straße und hinter ihnen eine Kette über die Fahrbahn, die ein weiterkommen sicher verhindert. Nach kurzem Geplauder steht fest dass wir für die Straßenbenutzung zahlen sollen. Nun Frank fackelt nicht lange, holt das Telefon heraus und ruft die Polizei an. Wegelagerei wie im tiefsten Mittelalter, das entspricht nun so gar nicht dem Klischee einer touristischen Südsee Insel. Leider erfahren wir von der Polizei dass die guten Leutchen wohl im Recht sind und dass das eine Privatstraße ist. Wir haben keine Lust uns erpressen zu lassen, vor allem da die „Maut“ fast gleich teuer kommt wie der Mietwagen, wenden das Fahrzeug und über Stock und Stein geht es wieder zurück quer durch die ganze Insel.
Wenigstens finden wir am Rückweg dann noch eine schöne Bananenstaude die auf unsere Boote übersiedeln darf, nachdem Frank der „Bananakiller“ die ganze Staude einfach umreißt.
Am Tag darauf kommt früh morgens ein großes Dingi mit 4 Beamten von der Zollkontrolle vorbei.
Sie wollen feststellen ob wir Alkoholschmuggler sind und fragen nach unseren flüssigen Vorräten. Brav gebe ich ihnen Auskunft, sage vorsichtshalber ein paar Liter mehr, alles wird oberflächlich durchsucht, ein Protokoll geschrieben und nach einer längeren Diskussion, von der ich nicht allzu viel verstehe, machen sie sich wieder aus dem Staub. Soweit habe ich aber mitbekommen, dass einer der Beamten eine Strafe einheben wollte, weil ich doch so ca. 45 Liter Schnaps (Rum, Wodka,...) an Bord habe, und das dann doch ein wenig mehr als die erlaubten 5 Liter je Person ist.
Weniger Glück haben meine österreichischen Freunde Veronika und Herwig von der Segelyacht Alchemist. Sie vergessen den Beamten zwei Kartons mit Sekt anzugeben und als die das entdecken, werden sie ungemütlich. Das Boot wird komplett bis in den allerletzten Winkel durchsucht, alles was mehr als das Erlaubte ist wird weggesperrt und versiegelt, und am Beginn der „Gebührenverhandlungen“ steht eine astronomische Summe die zu zahlen wäre. Schließlich lassen die Beamten dann doch noch ein wenig mit sich reden und am Ende des Tages wechseln rund 1.000,-- Euros den Besitzer wegen Zollvergehens. Das schmerzt enorm, vor allem da ja keine Absicht dahinter steckt wirklich was zu schmuggeln.
Also auch hier gibt es Beamte wie überall auf der Welt, die halt von Zeit zu Zeit ihre Erfolgserlebnisse und ihre Existenzberechtigung brauchen. Blöd ist es halt nur wenn es dich gerade erwischt.
Viel Spass zu Hause mit dem ersten Schnee
Chico