Freitag, 28. Dezember 2012

Arbeiten

Arbeit

Nach der ersten Nacht wieder zu Hause auf dem Boot, nachdem der Großteil des Gepäcks halbwegs verstaut ist, beginne ich mit den Arbeiten. Leider muss ich schnell feststellen dass nicht alles so wunderbar in Ordnung ist wie es den Anschein hatte.
Zwei der wichtigsten Dinge an Bord funktionieren nicht. Die Batterien sind komplett hinüber, da ist gar nichts mehr zu machen. Ich verwende 4 Stück 6 Volt Batterien und durch Messungen versuche ich die 2 raus zu finden welche die eingespeiste Leistung noch am Besten halten können. Dies ist wichtig weil eine einzige sehr tief entladene Batterie kann das ganze System nach unten ziehen und dann hätte ich anstatt mehreren Stunden Strom in der Nacht für die Fahrt nach Tahiti nur Strom für 2-3 Stunden.

Das Zweite lebensnotwendige Gerät welches nicht funktioniert ist der Kühlschrank – warmes Bier, einfach unvorstellbar. Ich habe den Verdacht dass etwas von dem Gas (Kältemittel) entwichen ist und dadurch die Laufzeit extrem lange geworden ist. Er schaltet fast nicht mehr aus, sondern läuft und läuft und läuft......bis eben die Batterie leer ist. Vielleicht war das ja auch der Grund warum die Batterien jetzt hinüber sind. Hier in der Werft kann ich nichts machen, da gibt es kein Kältemittel zu kaufen, keinen Fachmann der das reparieren könnte. Entweder man hat das nötige Ersatzmittel an Bord oder sonst muss die Reparatur eben warten bis Tahiti. 2 Tage später jedoch als ich den Kühlschrank einer Generalreinigung unterziehe, sehe ich dass der Fühler vom Thermostat nicht richtig in seinem Gehäuse ist, sondern nur mit dem letzten Spitzerl gerade noch dranhängt. Wenn man am Thermostat dreht schaltet er zwar, misst aber eine völlig falsche Temperatur. Also den Fühlerdraht ganz einfach ordentlich in seiner Halterung platziert und schon läuft der Kühlschrank wieder normal wie eh und je. Manchmal hat es auch seine Vorteile wenn man nicht alle Ersatzteile an Bord hat. Sonst hätte ich aus einem funktionierenden Kühlschrank vielleicht einen echten Reparaturfall gemacht.

Die Tage in der Werft sind ausgefüllt mit Arbeit, Moskitos killen, Essen, Arbeit, Moskito killen, Essen, Moskito killen, Moskito killen, Moskito killen,..... so ungefähr ist der Tagesablauf. Von 05:00 in der früh bis 10:00 vormittags sind die Plagegeister unterwegs, millionenfach. Dann wird es ihnen zu heiß und sie verziehen sich bis gegen 16:30 wo sie pünktlich wieder erscheinen um mir und den wenigen anderen Überlebenden auf der Insel das Leben bis gegen 20:00 abends schwer zu machen.
Ich habe endlich auch Gelegenheit den Schaden der bei der Überfahrt von Panama zu den Galapagos Inseln durch den riesigen Baumstamm entstanden ist (siehe ältere Post's), ordentlich zu reparieren. Außerdem alle Stellen am Unterwasserschiff die mir Osmose verdächtig erschienen sind, werden peinlichst genau auf geschliffen, kontrolliert und wieder viel lagig mit Epoxilaminat und entsprechendem Farbaufbau versiegelt. Keine der Stellen hat sich zum Glück als Osmoseherd entpuppt.
Aus Österreich habe ich auch neue Ruderlager mitgebracht die jetzt getauscht werden. Der Motor erhält ein komplettes Service, der Dingi Motor wird wieder gangbar gemacht, Teile des Lackes werden abgeschliffen und mit 2 Lagen Primer und 2 Lagen Anstrich neu gestrichen, alle Holzteile und der Cockpittisch werden komplett bis auf den Grund abgeschliffen und 4 fach neu versiegelt, und eine Unmenge an Kleinarbeiten erledigt.
Irgendwann ist auch die an die Substanz gehende Arbeit in der Tropenhitze zu Ende – auch Nachts selten unter 30 Grad – und CHI kommt wieder ins Wasser.

Der Wind ist günstig und 2 Tage später starte ich nach Tahiti um Ersatzteile zu besorgen und einen Großeinkauf zu machen. Kaum habe ich die Lagune verlassen schon geht das Sauwetter los. Statt versprochenen 12-14 Knoten Ostwind, weht es mit 25 Knoten aus Westen dazu heftige Schauer. Die nächsten 2 Tage sehe ich so gut wie keine Sonne, den Kühlschrank habe ich erst gar nicht eingeschaltet denn ich brauche jedes verfügbare Ampere für den Autopiloten, die Navigationslichter, Funkgerät und das GPS. Alles andere ist abgeschaltet und ich hoffe inständigst dass die Batterien noch so viel Strom hergeben um bis Tahiti durchzuhalten. In der Zweiten Nacht gegen 02:00 Uhr morgens ist dann Schluss, es heißt von nun an händisch steuern. Kurz nach 04:00 kommt eine schwarze Wand auf mich zu gerauscht. Ich drehe fast in den Wind, fixiere die Steuerung, binde das 2. Reff ein und mit einem Höllentempo geht es bei 35 Knoten Windie Wellen über den Bug und ich hoffe dass diese Front bald vorbei ist. Das nächste Problem bei die nach Süden. Ich müsste eigentlich um 20 Grad weiter nach Steuerbord segeln, dann habe ich aber dsem Kurs heißt Tahiti und liegt genau südlich von mir, nicht mehr allzu weit entfernt. Ich kann nur leider im Moment keine Standortbestimmung machen denn bei dem Wind kann ich die Pinne nicht loslassen ohne dass das Boot in den Wind schießt oder eine Patenthalse macht. Laut meiner Schätzung müsste ich noch ca. 12 Meilen entfernt sein, bei dem Tempo der letzten beiden Stunden – nie unter 9 Knoten – könnten es aber auch nur mehr 5 Meilen oder weniger sein. Bei gutem Wetter kann man den 2000 Meter hohen Hausberg Tahitis bereits aus über 50 Seemeilen sehen, ich sehe aber nur dunkelgraue Wolkenmassen. Dann endlich schwindet eine kleine Ecke der Wolke und ich kann den nordwestlichen Zipfel Tahitis erkennen. Sofort ändere ich meinen Kurs und praktisch im gleichen Moment dreht sich auch der Wind in eine günstige Richtung, es hört zu regnen auf, die Wolken verziehen sich und Tahiti wird in seiner ganzen Größe sichtbar. 2 Stunden später mache ich an einer der zahlreichen Bojen vor der Taina Marina südlich von Papeete, der Hauptstadt Tahitis, fest. Was eine lockere Fahrt bei besten Wetterverhältnissen hätte werden sollen hat mich ordentlich geschlaucht.




Samstag, 22. Dezember 2012



Zurück nach Hause (CHI), mitte Oktober 2012

Ich bin wieder unterwegs, vorerst aber nicht mit dem Schiff. Aufstehen Samstag um 03:45 und ein Letztes gemütliches Frühstück. Soweit bei angenehmen 11 Grad Raumtemperatur (ich habe in der Nacht vergessen das Fenster zu schließen) Gemütlichkeit aufkommen kann.

 Dann ab mit meinem zerwuzelten und verbeulten Blauen Flitzer den mir Andreas während des Sommers überlassen hat. Es geht nach München als erstes das Auto retournieren und schon stellt sich das erste kleine Problemchen ein. München ist halt doch kein Dorf denn schon beim Autobahnende erwische ich die falsche Abzweigung und eine Stunde sinn- und orientierungslos im Kreis fahren beginnt. Dann rufe ich doch besser bei Andreas an und frage ihn nach dem Weg. Überraschenderweise bin ich gar nicht so weit weg von ihm. Er bringt mich dann zum Flughafen und kurz darauf bin ich in London, wo ich 3 herrliche, angenehme Tage verbringe. Auch die schönste Zeit ist mal zu Ende und der große Blechvogel soll mich Richtung Südsee bringen. Beim Einchecken hapert es aber dann auch schon wieder. Mein Flug sollte via London – Hongkong - Auckland nach Papeete (Tahiti) gehen, doch die nette Dame am Schalter erklärt mir dass mein Ticket über Los Angeles führt. Für den Normalbürger kein wirkliches Problem, für mich schon. Die Amis sind ja meine Lieblingsfeinde und lassen mich nicht mehr in ihr Land, Transit gibt es keinen, also kann ich auch nicht über Los Angeles fliegen. Also ab zum Ticket Schalter und mit charmantem Lächeln und Sprüchen versuchen die Umbuchung so billig wie möglich zu bekommen. Ganz umsonst war es dann doch nicht, 50 Pfund wechseln den Besitzer und ich darf dann doch über Hongkong und Auckland nach Tahiti fliegen.


Nach vielen, vielen Stunden in Abfertigungshallen, Warteschlangen und natürlich eingezwängt in engen Sitzen im Flieger komme ich dann doch in Tahiti an. Lästig vor allem die ewigen Kontrollen, Kontrollen, Kontrollen.....insgesamt musste ich meinen Rucksack 11mal ausräumen. Gut der Inhalt war natürlich Terror verdächtig. 2 Laptops, 3 e-book reader, 3 externe Festplatten, ein paar Kleinigkeiten und das höchst suspekte Ding war mein Ruderlagengeber. Ein etwa 30cm langes Metallstangerl mit einem Kabel am Ende, dazu gepackt in einer Luftpolsterfolie habe ich dann auch noch eine WLAN Antenne mit Verstärker. Für den jeweiligen Kontrolleur sah das sicher aus wie eine Rohrbombe und die Antenne, Kabel, Verstärker das war bestimmt für die Fernzündung......

 



Mittwoch in der Nacht komme ich also in Papeete an und bleibe 3 Tage bei meinen österreichischen Freunden Hannes und Christine auf deren Schiff Optimist, einem 15 Meter Katamaran. Sie haben das Boot erst vor nicht allzu langer Zeit erworben und sind noch immer beim optimieren der Ausstattung. So hat das Boot einen riesigen drehbaren Mast, dessen Verstagung etwas kompliziert zu handhaben ist. Hannes vereinfacht das System nun mit Dyneema Leinen. Für die beiden sind übrigens auch 2 der 3 e-book reader und die WLAN Antenne. Nicht alles was man so mitschleppt wenn man von Österreich wieder zum Boot fliegt ist für den Eigenbedarf. Es gibt immer andere Segler die dringend etwas brauchen und es ist selbstverständlich dass man das, wenn irgend möglich, mitbringt.

Am Sonntag in der Früh geht’s dann endlich nach Apataki zu meinem Boot.
CHI steht noch da wie ich ihn verlassen habe, die Tür ist natuerlich nicht verschlossen, der Geruch der mir entgegen kommt ist nicht gerade Frischluft, aber auch nicht der Gestank abgestandener, fauliger Luft wie meistens nach monatelanger Abwesenheit. Kaum Schimmel im Inneren, nirgends sind Wasserlachen zu sehen – ich bin begeistert.

Montag, 21. Mai 2012

Hoam - a braader Weg


Abflug Sonntag 09:00 Ortszeit Apataki, das war der Plan.

CHI steht an Land, das Unterwasserschiff ist teilweise abgeschliffen, einige Stellen wo ich nicht sicher war ob sich darunter eine beginnende Osmose verbirgt habe ich großflächig bis zum Laminat auf geschliffen (alles trocken), verschiedene Stellen am Oberdeck wo ich während der letzten Monate entweder Reparaturen oder Veränderungen durchführte sind abgeschliffen und grundiert, wobei leider 2 Minuten vor Fertigstellung der Grundierungsarbeiten eine Gewitterfront durchzieht und ich diese Arbeit noch mal machen darf. Alles ist mit Chlor geputzt, die Wassertanks sind entleert, der Wassermacher mit der „Langzeitnichtbenutzungsflüssigkeit“ inhibiert, das Gas ist abgedreht, die Elektrik ausgeschaltet und die Fenster hoffentlich alle dicht.

Samstag nachmittags gehe ich noch mal zu Alfred, dem Besitzer und Betreiber der kleinen Apataki Carenage um wegen morgen früh meinen Transport zum Flughafen zu besprechen. Da erfahre ich mein Flug ist von 09:00 auf 16:00 verschoben. Der Schock fährt mir durch die Glieder. Mein Anschlussflug nach Neuseeland ist um 18:15, das geht sich nie aus, da ja die Flugzeit von Apataki nach Papeete ca. 1 Stunde beträgt. Nach mehreren Telefonaten ist eine Lösung in Sicht. Um 11:00 geht der Schülerflieger zum Nachbaratoll Rangiroa, von dort nehme ich den Nachmittagsflieger nach Tikehau und dann ist noch zufällig an diesem Sonntag ein außer planmäßiger Flug von Tikehau nach Papeete, so dass ich pünktlich und zeitgerecht um 15:30 in Tahiti bin und meinen Flieger nach Auckland locker erwische. Das mit dem Schülerflieger ist so ähnlich wie bei uns der Schulbus. Apataki ist ein kleines Atoll mit einem kleinen Dorf und da gibt es nur die Volksschule. Danach müssen die Kinder entweder nach Tahiti – falls sie dort bei Verwandten oder Bekannten Unterschlupf finden, oder sie müssen nach Rangiroa in die Schule. Dort gibt es ein Internat wo sie bleiben können. Die Kinder reicherer Eltern – meist Perlenzüchter, weil vom Fischen wird hier keiner reich – fliegen dann jedes Wochenende nach Hause. Ihr könnt mir glauben in dem Flieger geht’s genau so zu wie bei uns in einem Schulbus. Es wird gelärmt, gelacht, beschmiert, bespuckt, gerauft, alles also ganz normale Kinder wie überall auf der Welt.

Ich sitze also im Flieger nach Auckland, dort heißt es wieder warten und umsteigen. Danach geht’s nach Hongkong, wieder umsteigen und warten und weiter geht die schier endlose Reise nach London. Es ist inzwischen Dienstag 17:00 und ich freue mich nur mehr auf ein Hotel damit ich endlich vernünftig ausruhen kann. Zuerst aber noch 2 Stunden Busfahren um von Heathrow nach Gatwick zu kommen. Am nächsten Morgen dann in den Flieger von London nach Salzburg, wo mich meine Schwester abholt. Also nach nur ein paar Tagen um mehr als die halbe Welt bin ich dann auch schon zu Hause, wo mich eisige Kälte erwartet.

Es ist 15:00 und hat nur etwa 8 Grad Celsius, immerhin plus. Mein erster Weg führt mich in den Keller um die Heizung ein zu schalten. Wenn das so bleibt suche ich mir sofort einen Flieger um wieder zurück zum Boot zu kommen. Der Frost legt sich zum Glück nach wenigen Tagen und ich und das Haus beginnen langsam aufzutauen.

Der Grund warum ich wieder in Österreich bin ist auch ganz einfach. Meine Eltern, die das Haus bewohnt haben, sind ins Senioren Wohnheim übersiedelt da das Haus einfach zu viel Arbeit bedeutet und sie es nicht mehr bewältigen können. Mit fast 93 bzw. 87 Jahren haben sie ein ruhigeres Leben auch redlich verdient. Inzwischen sind sie einige Monate dort und fühlen sich beide sehr wohl.
Ich stehe nun vor der Entscheidung das Haus entweder zu verkaufen oder zu renovieren und wieder zu vermieten.
Auf alle Fälle bleibe ich den Sommer über in Österreich. Dadurch wird es in den nächsten Monaten keine Berichte mehr geben. Im Oktober bin ich dann wieder zurück am Boot und die Reise und die chisailingadventures gehen weiter.
Für alle die mich gerne kontaktieren wollen entweder 0660-5737 008 anrufen oder email an chisailing@yahoo.com
Ich hoffe ihr vergesst während dieser Monate meine Blogadresse nicht. Wenn ihr ein email wollt damit ihr die Fortsetzung nicht verpasst, lasst es mich wissen.

Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Sommer
Bis zum Herbst
Euer Chico

Sonntag, 15. April 2012

Ciguatera

Wie jedes Jahr, hatte ich auch heuer wieder Geburtstag. Wir ankern in der Anaho Bucht im Norden von Nuku Hiva und aus irgend einem unerfindlichen Grund wird die Angel raus gehängt, was normalerweise nie der Fall am Ankerplatz ist. Schon kurze Zeit später zappelt ein 35cm großer Fisch am Haken. Ich bin mir nicht sicher was es ist und schon gar nicht ob er essbar ist oder nicht. Also rein in den Kübel damit, ab ins Dingi und an Land gefahren zu den 2 Hütten die einsam am Strand stehen. Strahlend kommt uns eine runde Inselschönheit entgegen und plaudert drauf los. Ob der Fisch nun essbar ist oder nicht weiß sie leider auch nicht, wir müssen auf ihren Mann warten, der jede Minute heimkommt. Er weiß genau welche Fische man hier essen darf. 15 Minuten später haben wir das OK von ihm und machen uns auf den Heimweg. Das wird ein wunderbares Geburtstagsessen.

Bereits nach den ersten Bissen spüre ich im Mund eine Säure, schiebe den ungewohnten Geschmack jedoch auf die Säure des Coca Colas die sich mit der Alu Dose nicht verträgt. Ein fataler Irrtum. Schon kurze Zeit später geht es los. Im ganzen Hals, Rachen und Mund Bereich ist dieser ätzende Säure Geschmack. Der Schädel dröhnt, mir wird schlecht, Erbrechen, ich schwitze, mir ist heiß und kalt. Durchfall lässt auch nicht lange auf sich warten und in der Nacht fängt es dann an den Unterarmen und den Füßen wie wild zu Jucken an. Da war was faul mit dem Essen und als ich über die Symptome von Ciguatera nachlese ist mir alles klar. Der Fisch hat uns vergiftet.

Was tun???
Soweit ich weiß ist Manitol das einzige Mittel das vielleicht hilft. Man muss es aber innerhalb von 24 Stunden einnehmen. Die Sache hat nur einen Haken, ich habe kein Manitol, habe weder in Panama noch in Papeete welches bekommen.
Der Weg zum nächsten Krankenhaus ist auch nicht so ganz einfach. Zuerst mal eine 2 stündige Wanderung über den Berg zur nächsten Straße und dann hoffen dass ein Auto vorbei kommt und man mitgenommen wird. Naja, da kann man sich ja auf die Straße legen, der wird schon stehen bleiben, sind ja freundliche Menschen hier. Nur wie schaffe ich die 2 Stunden über den Berg zu gehen in dem Zustand? Unmöglich. Also bleibt nur ans Südende der Insel in die Hauptstadt zu segeln. Das dauert aber auch bei günstigen Bedingungen mindestens 7 Stunden. Ich traue mir nicht zu in meiner Verfassung die raue Ostküste runter zu segeln.
Also aus schwemmen, Tee trinken, in Unmengen. Das Gift muss raus aus dem Körper.
Ich habe keine Ahnung ob das bei Giften überhaupt so einfach möglich ist, sonst fällt mir aber nichts vernünftiges ein.
Inzwischen haben sich Gliederschmerzen eingestellt. Dazu Kribbeln auf dem Rumpf sowie an den Armen und Beinen, Muskelkrämpfe und Juckreiz. Irgendwie ist das gar nicht mehr lustig, schließlich und endlich habe ich ja Geburtstag. Ich wälze mich im Bett, wandere zwischen Häusl und Teekessel. Wird es schlimmer? Lässt der Schmerz nach?

Die gute Nachricht – ich habe überlebt.
Das Ganze ist jetzt 3 Wochen her, die Gliederschmerzen tauchen noch in unregelmäßigen Abständen auf , ebenso der Juckreiz. Langsam kommt auch die Energie wieder zurück. Die erste Woche war ich praktisch nicht arbeitsfähig. Nach 20 Minuten irgend einer Betätigung bin ich wie ein nasser Sack in einer Ecke gelegen und habe zuerst mal 1 – 2 Stunden als Erholungspause gebraucht, bevor ich mich zum Bett geschleppt habe um ein wenig auszuruhen.
Appetit auf Fisch habe ich nicht wirklich, obwohl probieren würde ich schon gerne wie und ob der Körper darauf reagiert. Ich bin aber doch zu feige, man muss ja nicht übertreiben. Die allgemeinen Regeln bei Ciguatera sagen mindestens 3 Monate kein Fisch, besser 6 Monate drauf verzichten.

Bis bald
Euer Chico

Samstag, 31. März 2012

Marquesas

Die Fische wollen wieder mal überhaupt nicht beißen. Es ist ja auch kein Wunder bei der langsamen Fahrt. Da können sie in Ruhe zum Köder schwimmen und schauen was denn heute dran hängt und natürlich sehen sie dass das nur ein Gummiteil ist und kein schmackhafter Kalamari der da versucht hinter der CHI her zu schwimmen. Einzig die dunkel gefiederten Seemöwen interessieren sich für die Köder. Immer wieder stürzen sie sich auf das Gummiteil bis sie dann endlich erfolgreich sind. Wieder mal hat es einer geschafft sich im 3-fach Haken mit seinem Brustgefieder einzuhängen und wird nun hinter dem Boot hergezogen. Ich kurble den armen Kerl also zum Boot da erhebt er sich wie Phönix aus dem Wasser und flattert wie ein Drachen an der Schnur hinter dem Boot. Ich kurble wie ein Wilder damit ich ihn befreien kann, doch der arme Kerl ist völlig panisch und versucht mit aller Kraft zu fliehen. Als ich ihn dann schon nahe am Boot habe versucht er seitlich auszubrechen und wickelt sich selbst an der Angelleine um die 7 Meter lange SSB Antenne. Wie wild schlägt er in Todesangst um sich, versucht mit seinem langen Schnabel alle Annäherungsversuche abzuwehren und ich weiß mir nicht anders zu helfen als dass ich die Angelschnur durchschneide und der arme Vogel samt Köder an der Brust und ein paar Meter Leine davonfliegt.

Am nächsten Morgen kommt mein letzter Köder an die Leine und es wird der bisher größte Fang meines Lebens. Ein MahiMahi, auch Dorade oder Dolfin genannt, schnappt zu und nach fast einer Stunde Kampf als es bereits finster wird habe ich ihn an Bord. Und er ist riesig, genau 140 cm vom Auge bis Mitte der Schwanzflosse, ca. 25kg schwer. Das bedeutet Überstunden machen!! Bis alles geschuppt, zerlegt, filetiert, portioniert, verpackt, eingekühlt und danach das ganze Massaker im Cockpit wieder sauberst gereinigt ist und die Blutspritzer von überall entfernt sind, das dauert noch mal. Das Abendessen hat lange warten müssen dafür wird es jetzt um so besser, fangfrischer MahiMahi, ein absoluter Genuss.

Auf den Marquesas angekommen verziehen wir uns nach dem unsere Vorräte wieder aufgefüllt sind in die Daniels Bay, oder Baie de Taioa neben der kleinen Ansiedlung Hakaui am Südwest Ende von Nuku Hiva. Eine der wildesten und schönsten Buchten die ich je gesehen habe. Rundherum eingeschlossen von bis zu 800 Meter hohen senkrecht aufragenden Felswänden und am Westufer ein etwa 150 Meter langer feiner Sandstrand. Wenn man nicht weiß dass es hier eine Zufahrt zum Meer gibt könnte man glauben man ist in einem See.
Als wir am nächsten Tag vom beeindruckend romantischen Wasserfall zurückkehren, lernen wir Alexandre und seine Frau Oscarina kennen. Die beiden betreiben hier eine Farm und bauen neben ihrem kleinen Häuschen eine Unmenge von Obst und Gemüse an. Schnell werden wir uns handelseinig und für eine Flasche Rum wechselt eine ganze Scheibtruhe voll Obst und Gemüse den Besitzer. Eine Staude Bananen, 2 riesige Kürbisse, 4 große Papayas, 5 Avocados, etwa 40 Limonen, 2 Gurken, würziger wilder Salat der neben dem Bach wächst, Schnittlauch, 15 Mangos, eine Handvoll kleiner roter scharfer Chilis, Ingwer Wurzen, und bestimmt habe ich noch einiges vergessen. Wie man sieht kann man noch günstig einkaufen. Wir bringen den Beiden am nächsten Tag als wir die Scheibtruhe retournieren, noch selbstgebackenes Brot und Wein vorbei worauf sie uns gleich zum Essen einladen. Brotfrucht als ganzer am Grill gegart, dazu ein leckeres Zicklein, Fisch in Kokos Sauce, Taro und ein paar Kleinigkeiten wo ich keine Ahnung habe was das war.
Was soll man bei so viel Gastfreundschaft machen? Wir wissen es nicht, einfach nur freuen dass es das noch gibt.

Nach einer Woche segeln wir in den Norden, in die Anaho Bay. Eine weite offene Bucht mit dem schönsten Sandstrand der Marquesas.

Bis bald
Euer Chico

Donnerstag, 22. März 2012

Takaroa 2

Das wichtigste im Moment ist die Reparatur des Autopiloten. Ohne wird die Segelei zur Qual bei kleiner Mannschaft. Die Mechanik ist schnell gecheckt, da funktioniert alles. Das Problem ist in der Elektronik versteckt. Ja und dann sitze ich da, inmitten eines wunderschönen Südsee Atolls, am Tisch vor mir der zerlegte Autopilot mit all seinen elektronischen Bauelementen wie Kondensatoren, Transistoren, Widerstände, Dioden und was weiß ich noch alles. Hier gibt es niemand der helfen kann. Am Österreicher Funknetz auf 8150MHz treffen wir uns fast jeden Morgen um 07:30 Ortszeit und erzählen uns den neuesten Tratsch und Klatsch und klar wenn einer ein Problem hat versuchen die anderen zu helfen, aber bei meinem Problem hilft das natürlich auch nicht richtig weiter. Viel mehr als jedes kleine Einzelteil genau anzuschauen und zu prüfen ob irgendwelche Abnutzungserscheinungen, Brandspuren (Überhitzung) oder ähnliches sichtbar ist können mir die anderen aber auch nicht raten.
Und genau das mache ich auch. Jedes der hunderten Einzelteile wird sauberst gereinigt und mit 2 Lupen untersucht und tatsächlich finde ich einen durchgebrannten Kondensator.Die Freude ist im ersten Moment riesig, aber dann kommt die Ernüchterung – wo bekomme ich einen neuen Kondensator her?? Die Ersatzteil Box mit elektrischen Geräten muss her und ich zerlege jedes auf der Suche nach einem passenden Ersatzteil. Und tatsächlich, in einem alten Anzeigegerät finde ich einen Kondensator mit den gleichen Technischen Daten. Und als ich die Reparatur schon als erfolgreich abgeschlossen betrachten will kommt mir noch so ein kleiner Transistor unter bei dem sich die Lötstelle von der Platine gelöst hat. Danach wird getestet und der Autopilot erwacht nach 3 Tagen Arbeit wieder zu neuem Leben !!! Riesen Freude Freunde, das könnt ihr mir glauben.

Mitten im Zentrum von Teavaroa, der größten Siedlung auf Takaroa, gibt es einen kleinen Laden. Davor im Garten ähnlichen Eingangsbereich sitzen 4 wohl beleibte Polynesierinnen und spielen Karten, daneben sitzt ein Weißer, weißhaariger Mann und schaut zu. Es ist Manfred Ennemoser aus Aigen bei Salzburg. Er lebt seit 30 Jahren hier auf Takaroa, war bis vor kurzem Besitzer des Geschäftes das er vor 2 Jahren an seine Tochter übergeben hat und genießt seither die Ruhe und Beschaulichkeit des Südsee Atolls. So oder so ähnlich würde es in einem Werbeprospekt stehen. Zu mir hat er gesagt, weißt Ruhe werde ich noch genug haben wenn ich tot bin. Hier ist einfach so was von überhaupt nix los, nach ein paar Monaten muss ich immer weg. Dann geh ich für eine Weile nach Papeete/Tahiti und danach eine Zeitlang nach Österreich. Sonst wäre es so fad, nicht zum aushalten. Manfred ist mit 18 von zu Hause weg und der Französischen Fremdenlegion beigetreten – Grund, nach 15 Jahren Mitgliedschaft ist man schon Pensionsberechtigt. Als er 36 war und in der ganzen Welt herum gekommen ist und bei vielen Einsätzen sein Leben riskierte, hat er die Legion wieder verlassen und sich in Takaroa mit einer schönen Südsee Insulanerin niedergelassen. Hat seine wohlverdiente(???) Pension kassiert und nebenbei als Spass und als Beschäftigungstherapie das Geschäft eröffnet. Auf alle Fälle ein interessanter Typ.

Drinnen sind wir im Atoll, aber irgendwann müssen wir wieder raus fahren. Ich versuche so viele Informationen wie möglich zu bekommen um zum richtigen Zeitpunkt beim Pass zu sein. Je mehr ich frage, um so verwirrender wird die ganze Sache. Jeder gibt mir andere Ratschläge. Ich muss ganz links fahren, ich muss ganz rechts fahren, einer meint das Beste ist mitten durch die Strudel durch, der Nächste sagt dass die Gezeiten in der Lagune genau umgekehrt zu den Gezeiten draußen sind, da das Wasser nicht schnell genug raus oder rein rinnen kann, uns so weiter und so fort. Ein unterhaltsames Verwirrspiel und es wäre sicher sehr lustig wenn nicht gerade ich davon betroffen wäre.
2 Tage bevor wir weiter wollen lerne ich den Chef der winzigen Wetterstation kennen. Auf meine Frage wann denn ein günstiger Zeitpunkt ist, meint er heute von 08:30 bis 08:45 und dann soll ich einfach jeden Tag eine halbe Stunde dazu geben und das passt dann schon. Das ist doch endlich mal was konkretes. Am Donnerstag stehe ich dann pünktlich um 09:30 vor der Passausfahrt, und tatsächlich ist das Wasser sehr ruhig. Dafür hat sich ein anderes Hindernis eingefunden. Der Kopraschoner ist eingetroffen und blockiert den Großteil des Passes. Es wird emsig Auf- und Abgeladen und mehrere kleine Boote wuseln um den Frachter. Da bleibt kaum mehr Platz für meinen Katamaran um da noch vorbeizukommen. Ich hole meine mit einer Spraydosen betriebene Hupe und will die anderen auf mich aufmerksam machen, doch kein Laut verlässt das Instrument. Die Spraydose ist leer. Also schnell die Blasetute gesucht und drauf los gepustet was das Zeug hergibt. Es bleiben nur wenige Zentimeter auf beiden Seiten, doch ich komme vorbei und bald bin ich wieder im offenen Meer. Segel gesetzt und Kurs Marquesas eingeschlagen.
Es wird eine langsame Fahrt, die Strömung hat gute 1,5 Knoten, leider genau von dort wo ich hin will. Und immer hart am Wind. So werden aus den geplanten 530 Seemeilen mehr als 600 doch wichtig ist das Wetter. Und all die Tage ist es wunderschön, mit nur leichter Welle und wegen des relativ geringen Windes ist es auch egal ob die Fahrt 1 oder 2 Tage länger als geplant dauert. Der Autopilot arbeitet wieder wie am Schnürchen, seine Reaktionen sind allerdings sehr langsam und ich kann ihn nicht zu einer etwas schnelleren Arbeitsweise überreden.

Bis bald Euer
Chico

Donnerstag, 1. März 2012

Takaroa

 

12 Knoten Wind aus 110 Grad also Ost-Süd-Ost , nur etwa 1 Meter Welle, perfekte Bedingungen für unseren Kurs nach Takaroa. Immer wieder stelle ich fest dass segeln so viel einfacher sein kann als noch vor langer Zeit, damals in Kroatien, als wir bei jedem Wind und Wetter raus sind, genau dorthin wo wir uns am Vorabend ausgedacht hatten dass es eine schöne Kneipe gibt. Egal welche Bedingungen herrschten wurde das jeweilige Charterboot dorthin geknüppelt. Wenn es nicht sein muss, segle ich jetzt nur mehr wenn das Wetter passt und der Genuss ist um ein vielfaches höher. Vergleichbar mit Tiefschneefahren bei perfektem, unverspurten Schnee oder eine wilde, eisige Buckelpiste runter, an deren Ende alle Glieder und Muskeln schmerzen.
Kurz nach der Hälfte des Weges, 2 Minuten nach dem ich meine Mitternachtswache begonnen habe, ein schrilles Pfeifen vom Autopiloten. Er will nicht mehr. Das heißt also die restliche Strecke muss von Hand gesteuert werden. Auf Grund der nahezu perfekten Wetterbedingungen nicht allzu schlimm, man kann halt nicht mehr so einfach aufs Häusl, oder was zum Essen machen oder andere essentielle Dinge tun.
Ich kann den kleinen Ankerplatz neben der Passeinfahrt nicht finden, also heißt es konzentrieren auf den Pass. Ich fahre nahe heran, es sieht nicht schlecht aus, keine allzu großen Wellen, keine Strömung die aussieht wie ein Wildbach aber sie ist doch sehr stark sichtbar. Besser noch eine Stunde gewartet und vor der Einfahrt auf und ab gesegelt, vielleicht beißt ja noch ein leckerer Thunfisch an. Dann sehe ich einen Einheimischen der mit einem kleinen Boot durch den Pass fährt. Meine Kalkulation mit 12:40 Uhr als Durchfahrtszeit scheint also ganz gut zu sein.
Der Pass hier gehört zum Extremsten was die Tuamotus zu bieten haben. 1 Seemeile lang und nur 75 Meter breit und am Ende ein 90 Grad Knick. Also Motor gestartet, Segel runter und rein geht’s. Erst wenn man drinnen ist sieht man die Bedingungen wie sie wirklich sind. Das Wasser jagt vorbei, kleine Wirbel und immer sind die rasiermesserscharfen Korallenwände die die Begrenzung der Durchfahrt bilden. Langsam geht’s voran, nur 2,6 Knoten schaffe ich bei der Gegenströmung. Am Ende dann die gelb-schwarze Markierung die den 90 Grad Knick anzeigt. Und hier steigt der Grund von 18 Meter Tiefe auf 3,4 Meter an. Die gesamten Wassermassen müssen über diesen flachen, engen Weg und beschleunigen hier auf bis zu 9,5 Knoten. Zusätzlich bilden sich auf diesem flachen Teilstück 3 starke Wirbel. Der Motor läuft auf Vollgas und ich versuche den ersten Wirbel ganz außen, knapp an der Riffkante zu nehmen. Das geht gut, er dreht mich nur um 30 Grad nach innen, schon bin ich vorbei, leider haargenau (bixmitten) vor dem zweiten Wirbel. Und hier gibt es kein Entrinnen. Die Pinne festgehalten und hinein. Das Boot wird auf die Seite gedrückt wie ein Spielball, zum Glück zur Mitte, dann um 60-70 Grad nach außen gedreht und ich sehe uns schon auf den Korallen sitzen. Im wahrlich allerletzten Moment kann der Motor genügend Schub aufs Wasser übertragen um uns nur um Millimeter an den Korallenfelsen vorbei zu bringen. Ein Auge gleitet schnell über den Speedometer der nur mehr 0,9 Knoten anzeigt, ich stehe also fast bei Vollgas oder anders gesagt mindestens 5 Knoten Gegenströmung. Mit jedem Meter den ich vorwärts komme wird sie schwächer und dann wird es still. Das Tosen des Wassers hat sich beruhigt, wir sind in der Lagune. Die Segel werden wieder gesetzt und 2 Stunden später fällt der Anker auf 6 Meter Tiefe ins kristallklare Wasser.
Es ist nicht leicht für Adrenalin Junkies heutzutage etwas zu finden wo man noch Pionier sein kann. Etwas das keiner gemacht hat, einen neuen Pfad. Wir alle bewundern und sind eifersüchtig auf die Befriedigung die sie in diesem Momenten empfinden. Nun stellt euch meine Gefühle vor als ich im Nachhinein von einem der Locals erfahre, dass ich der Erste, der Pionier in diesem Atoll bin.

Es gibt hier keinen Tourismus. Die Einheimischen leben entweder von Kopra (getrocknete Kokosnüsse die hauptsächlich in der kosmetischen Industrie Verwendung finden), vom Fischfang, oder was auch sehr populär ist, einfach nichts zu tun.

Am nächsten Tag kommt Besuch. Ein knallrotes Kanu nähert sich vorsichtig, Andi mit seinem 3 jährigen Sohn. In seinem einfachen Französisch erläutert er uns dass wir das erste Segelboot sind das sich durch den Pass getraut hat. Alle anderen ankern entweder außen vor dem Pass oder gehen an die kurze Betonpier am Anfang des Passes.. Ich kann es nicht glauben, doch am nächsten Tag bekommen wir sozusagen die offizielle Bestätigung. Ich treffe die Frau Bürgermeister, und sie hat ebenfalls noch nie ein Segelboot in der Lagune gesehen. Am Abend lädt sie uns zu einem Essen mit ihren Gemeindearbeitern ein. Am Nordende der Lagune, wo wir ankern, soll ein „Freizeitzentrum“ für die Einheimischen entstehen. Die Arbeiter schlafen quasi auf der Baustelle und sind natürlich sehr happy mal etwas Abwechslung mit Ausländern zu haben.
Sie schenken uns am nächsten Tag Fisch weil hier schaffe ich es nicht etwas mit der Harpune zu schießen. Dieser Teil der Lagune ist so dicht bewaldet, kein einziger kleiner Durchlass wo Wasser vom Ozean ins Innere kommt und somit mit Frischwasser gespült wird. Das Wasser ist trüb und ich kann kaum die Spitze der Harpune sehen, also unmöglich etwas zu schießen. Die Jungs hier fangen mit Netzen und haben genügend Fisch.
Wir hätten ihn besser nicht angenommen. Beim Ausnehmen fällt unbemerkt ein kleines Stück Fisch zwischen die Holzlatten der Badeplattform und verkeilt sich dort. Am nächsten Morgen haben wir eine Fliegenplage an Bord. Hunderte Fliegen machen uns das Leben zur Hölle. Ich werde zum Killer. Am Nachmittag töte ich eigenhändig 197 Stück – danach habe ich zu Zählen aufgehört. Also der Typ mit seinen „7 auf einen Streich“ kann sich brausen gehen.

Bis bald
Euer Chico



Dienstag, 7. Februar 2012

Kein Frischfutter

Wir segeln weiter nach Fakarava, denn unsere Vorräte sind auf ein Minimum geschrumpft. Frisches Obst oder Gemüse hat es schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gegeben, denn nicht mal vor langer Zeit als wir in Moorea weg gesegelt sind konnten wir frisches Zeugs bekommen. Dann die Ernüchterung in Fakarava, das Versorgungsboot war 10 Tage vor Weihnachten das letzte mal hier und wird erst wieder Mitte Jänner das nächste mal erwartet. Naja was soll's dann segeln wir halt zum Südende von Fakarava und genießen dort die wunderschönen Inseln und die vielen Fische und Haie im Pass bis der Kopra Schoner endlich auftaucht.
Wir versuchen Krabben zu fangen, diese braunen extrem sensiblen, hässlichen Viecher die schon in ihren Löchern verschwinden wenn man noch in 10 Meter Entfernung von ihnen ist. In einem alten Buch habe ich gelesen dass es am einfachsten geht wenn man einen Kübel nimmt, den im schattigen Korallen Sand vergräbt, etwas Süßes (Marmelade) oder Kokosnuss Stücke reingibt, weggeht und ein, zwei Stunden später tummeln sich die Krabben drinnen und können nicht mehr aus dem Kübel. Wer immer das geschrieben hat war ein Theoretiker. Es stimmt zwar soweit dass die Krabben was immer man reinlegt auch riechen, hinein krabbeln und alles aufessen, aber das war es dann auch schon. Sobald mehr als 2 von ihnen im Kübel sind, wuchten sie sich gegenseitig in akrobatischer Manier aus dem Kübel. Nur einer von ihnen muss verbleiben, aber was macht man mit einer Krabbe? – genau, freilassen.
Also am nächsten Tag zu Trick Nummer 2 gegriffen. Auf Apataki hat uns Alfred der Besitzer der Marina erklärt er geht nachdem es finster ist in ein Eck der Insel wo es große Löcher im Boden gibt und mit einem starken Handscheinwerfer leuchtet er den Krabben direkt in die langen Stiel Augen. Geblendet, schockiert oder was auch immer, auf alle Fälle unbeweglich bleiben sie stehen und mit einem Nagel an einem Stock spiest er sie einfach auf. Nun ganz so brutal will ich nicht vorgehen. Statt dem Nagel bastle ich mir eine Drahtschlinge an den Stock und kann damit einige Krabben fangen. Ist auch nicht ganz so einfach wie es sich liest denn das mit dem unbeweglich stehen bleiben, das ist ein wenig relativ. Mehr Übung braucht es schon noch bis ein ordentliches Mahl beisammen ist.
Am Abend ist auf alle Fälle eine Grillerei mit unseren Freunden von der „Anna X" angesagt die auch hier neben uns ankern. Vorsichtshalber schieße ich noch schnell 2 Grouper denn die 4 Krabben werden für 4 Personen nur ein sehr dürftiges Essen ergeben. Wieder einmal einer dieser schönen Abende im Sand, vor dem Lagerfeuer, ein unvergleichlicher Sternenhimmel und die Luft geschwängert mit Geschichten und Plänen.
Es wird Mitte Jänner und es geht zurück nach Fakarava Nord, das Versorgungsboot muss morgen kommen. Ein Boot der Polynesischen Marine läuft am Morgen nach unserer Ankunft ein und ich komme am Nachmittag mit dem Kapitän am Pier ins Plaudern. Vorsichtig frage ich ihn nach einer Weile wie es sein kann, dass ich kein AIS Signal von ihm bei seiner Ankunft empfangen habe. Worauf er lapidar meint das Boot ist schon so alt da zahlt es sich nicht mehr aus neue Geräte einzubauen. Ich muss zugeben ich war ziemlich geschockt. Nicht nur dass dieses Boot der Marine mit Sicherheit Ausrüstungspflichtig ist, sind die Kosten für so ein Gerät lächerlich gering. In einem einzigen Tag sind die Betriebskosten für so ein Marine Schiff mit Sicherheit wesentlich höher als das AIS Gerät kostet. Ich erläutere ihm dann noch wie wichtig es vor allem für Solo Segler ist, wenn man schon lange bevor das Schiff am Horizont erscheint weiß wer da woher kommt, wie nahe er kommt und vor allem ob Kollisionsgefahr besteht. Ihm sind natürlich auch die Hände gebunden ich hoffe aber doch dass er meine Bedenken an seine Vorgesetzten weitergibt, Schließlich will ja jeder Kapitän ein ordentlich ausgerüstetes Schiff haben.
Wir warten noch 3 Tage doch das Versorgungsschiff kommt nicht, dafür der Wind aus einer günstigen Richtung die es uns ermöglicht nach Nordnordost zu segeln, 120 Meilen bis nach Takaroa. Schnell ist die Entscheidung getroffen dass es besser ist näher an die Marquesas ran zukommen als ein paar frische Tomaten zu haben und so bereiten wir das Boot vor um am nächsten Morgen bald ablegen zu können.
Seit 1.1.2012 gibt es ein kleines Problem das wieder akut geworden ist. Im Jahr 2010 hat Gram Schweikart ein Computer Programm geschrieben, den Tuamotu Guestimator, mit dem man die Pass Durchfahrtszeiten leicht relativ genau berechnen kann. Die Basis dieses Programmes beruht auf den Tiden Tabellen der NOAA. Vor der Abfahrt will ich mir noch die neue Version des Programmes im Internet bei der Post herunter laden, da merke ich es gibt keine neue Version und ein wenig nachgeforscht und dann steht auch schon die Ursache fest. Es gibt von der NOAA, das ist immerhin die nationale Amerikanische Organisation die für solche Sachen zuständig ist, noch keine neuen Tiden Tabellen für 2012. Glauben die wirklich dass heuer die Welt untergeht und deshalb machen sie nichts mehr?? Wieder zurück am Schiff denke ich mir da nehme ich halt die Tidenzeiten vom WXTide Programm das ich am Laptop habe. Vorsichtshalber denke ich mir, ich vergleiche lieber die Zeiten mit denen der Navigationsprogramme MaxSea und OpenCPN. Nach einer Stunde verwirrender Datensammlung steht fest, jedes Programm hat andere Zeiten für Hoch- und Niedrigwasser. Kann das wirklich so schwierig sein den Wasserstand korrekt abzulesen und dann die dazwischenliegenden Inseln zu interpolieren?? Auch 2 emails an die NOAA konnte die Damen und Herren dort nicht inspirieren ihrer Arbeit nachzugehen, die emails wurden einfach ignoriert.
Sehr verwirrt und ein wenig unsicher machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Takaroa.

Dienstag, 24. Januar 2012

Invasion der Österreicher

2011 - ein für mich wirklich sehr ereignisreiches, gutes Jahr.
Für alle Statistiker hier eine kurze Zusammenfassung der seglerischen Jahresdaten.

2011 gesamt gesegelt: 6876 Seemeilen
Pazifiküberquerung (solo): 4018 Seemeilen
Anzahl der Ankerplätze: 87 incl. 9 Bojen
seit der Abfahrt 2002: 24 051 Seemeilen

2011 kann auch als das Jahr der Österreicher im Pazifik gewertet werden. Insgesamt 14 Boote haben sich durch den Panamakanal geschleust und sind auf die große Reise gegangen.

Alchemist Veronika + Herwig    http://alchemisten.blogspot.com                Jeanneau 43
Anna X Annemarie + Helmut                                                                             Espace 1100
Amigo Helga + Renee
Aroha Monika + Eric                                                                                           Jeanneau 45
Ave Gitana Sandra + Reinhard                                                                          Trimaran 40
Chi Herbert                                  http://chisailingadventures.blogspot.com    FP Catamaran 32
CUL8R Claudia + Edi                http://www.cul8r-unterwegs.at/                      FP Catamaran 38
Fidelio Birgit + Florian                                                                                        FP Catamaran 36
Mambo Sylvia + Heinz               http://www.galathe.blogspot.com                 FP Catamaran 38
Molimentum Sonja + David       http://molimentum.at                                      Stahlketch ca. 35
Pan Gea Marlies + Manfred      www.pangea.geliweb.net                             Stahlboot ca. 30
Pukuri Christine + Hannes         http://pukuri.at                                                Catamaran 43
Sanuk II Eva + Josef                                                                                           Oceanis 43 CC
Yab Yum Andrea + Heinz                                                                                    Reinke Alu 35

Und dieser Tage habe ich erfahren es soll sich noch eine andere Österreichische Yacht in den Gambier Islands herumtreiben, Taurus, die über die Südroute, also entweder durch die Magellan Strasse oder gar Kap Horn gekommen sind. Die beiden habe ich aber noch nicht getroffen.

Bei vielen hat sich inzwischen einiges geändert.
So werden die Alchemisten nur mehr dieses Jahr bis nach Fidji segeln und dann steht ab Jahresende das Boot zum Verkauf.
Fidelio sind seit einigen Monaten wieder in Österreich. Das Boot ist in Fidji und steht ebenfalls zum Verkauf. Birgit ist neuesten Gerüchten zu Folge schwanger. Wie konnte das passieren??
Molimentum werden auch nicht mehr ewig unterwegs sein und dann versuchen das Boot zu verkaufen.
Pukuri haben sich gerade einen sehr schnellen fast 15 Meter langen Katamaran gekauft und die Pukuri steht in Tahiti zum Verkauf. (sehr günstig!!)

Über jeden gibt es natürlich Geschichten und Geschichterln die ich hier leider nicht wiedergeben kann. Eines ist sicher mit dieser riesigen Anzahl an Booten in einem einzigen Jahr sind wir hier eine Großmacht. Noch immer sind 9 Boote davon im Französisch Polynesischen Raum unterwegs, mehr als jede andere Nation, abgesehen von den Franzosen die hier ja Heimrecht haben.

Viel Spass im Schnee
Chico





Dienstag, 10. Januar 2012

Weihnachten - Neujahr

 

Weihnachten, wieder mal unter Palmen. Was tun??
Wir sind in Apataki vor der Marina und das darf man sich nun keinesfalls so vorstellen wie eine Marina in Kroatien, Italien oder sonst wo im Mittelmeer. Böse Zungen würden sogar behaupten das sind nur ein paar zusammen genagelte, altersschwache Hütten (Schlafhütten, Kochhaus, Gäste Ess-/Trinkbereich, Werkstätte, Lagerhütte,...) und ein abgeholzter und mit Korallenkies aufgeschütteter Bereich in dem die Boote abgestellt werden. Für mich hat das ganze einen wunderbaren Charme, der vor allem durch die Besitzerfamilie Pauline, Alfred und Tony entsteht. Alles ist easy, man kann überall herum laufen, sie gehen extrem sorgsam mit den Booten um beim rein- und raus ziehen, und helfen wo immer sie gefragt werden. Sie laden uns und die paar anderen Segler zu einer Weihnachtsfeier der etwas anderen Art ein. Insgesamt 16 Personen nehmen an dem verlängerten Tisch platz und genießen die selbst gefangenen Köstlichkeiten. Alles gegrillt und gekocht auf einem alten Benzinfass. Als Vorspeise gibt es Escargo, also Schnecken, am Nachmittag bei Ebbe frisch vom Riff gepflückt, dann als Hauptspeise Kokos Krabben, vor einer Stunde beim Finster werden mit einer starken Lampe aus dem Wald geklaubt, für alle die Krabben nicht mögen liegen ein paar Fische am Grill, dazu verschiedene delikate Soßen und natürlich Reis, Nudeln, Couscous,.... als Nachspeise die von den Seglern mitgebrachten Süßigkeiten, Kuchen und Torten.
 
Kurz vor Weihnachten ist unser erster selbstgebrauter Wein fertig geworden und so beschließen wir einen ersten ultimativen Härtetest zu machen. Zur Weihnachtsfeier wird der größte Topf auf Chi mit dem Gebräu gefüllt und auf den großen Tisch gestellt. Hinzu kommen noch Nelken, Zucker, Zimt und Vanille, alles heiß gemacht und der erste winterliche Südsee - Mango- Glühwein ist fertig. Ja, und mit nicht unberechtigtem Stolz kann ich sagen, die Menschenmassen waren begeistert und alle haben es ohne schwere Schäden überstanden!!

Ein paar Tage später treffen wir uns mit unseren Freunden Veronika und Herwig von der „Alchemist“ im Toao Atoll. Dort, am Nordwestende gibt es eine der bekanntesten und beliebtesten Buchten der Tuamotus, die Anse Amyot. Die Anse Amyot ist ein Pass den man nur halb hinein ins Atoll fahren kann, dann wird es zu seicht und so entsteht eine kleine Bucht, in der Gaston und Valentina mehrere Bojen ausgelegt haben. Einfach eine Kette um einen Korallenblock am Boden angebunden, 10 Meter Kette dran, eine Schwimmboje und dann noch 20 Meter starkes Tau mit einer Boje am Ende, und schon hat man eine bestens haltende Mooring für die Ewigkeit.
Da der erste Weintest so positiv verlaufen ist, versuchen wir nun von echten Weinkennern ein Qualitätsurteil zu bekommen. Wir laden zur Weinverkostung ...........
Es wurde ein langer Abend und am nächsten Tag, als alle Teilnehmer wieder in der Lage waren normal zu sprechen, wird das Urteil gefällt. Salomonisch würde ich das Ergebnis nennen. Wir konnten uns nicht entschließen hatten wir nun Most, Sturm oder Heurigen getrunken. Wichtig – kein Kopfweh, niemand ist erblindet, was will man mehr verlangen. Der Alkoholgehalt ist noch etwas niedrig, anders ist es nicht zu erklären, dass so viele leere Flaschen am nächsten Morgen unter der Abwasch standen.
Für den Neujahrsabend haben wir uns nicht viel vorgenommen. Ein wenig Fische harpunieren und grillen. Vorsichtshalber fragen wir Valentina ob es ok ist hier Fische zu schießen und sie meint, kein Problem. Es ist eigentlich nicht üblich dass man fragt, aber irgendwie ist es doch wie zu Hause das Feld des Bauern wo man die Erdäpfel stibitzt, hier ist das Feld halt das Korallenriff und die Kartoffel haben sich in Fische verwandelt. Dann meint sie wir sollen doch mit ihnen feiern, es gibt Schwein!! Eine Einladung zum Schweinebraten ausschlagen, niemals.
 

Am Nachmittag taucht dann ein Fischerboot mit 5 lustigen Burschen auf, Verwandtschaft. Ein junges Schweinderl kommt unter erbärmlichen Gequietsche unters Messer, wird fachmännisch zerlegt, gebraten, gekocht, gegrillt und was weiß ich noch alles. Dazu gibt es dann noch einen Truthahn aus den Vorräten des Fischerbootes, frisches Poisson Cru chinoise und Poisson Cru au coco, Pommes Frites, Reis, und 3 wunderbare köstliche Torten als Nachspeise. Natürlich helfe ich fleißig mit beim Gurken raspeln, Karotten schneiden, Zwiebel schneiden, Knoblauch schneiden, usw. und überall Unmengen davon, es darf an nichts gespart werden.
Musik (hauptsächlich Rap und Techno), Gesang, Tanz, den einen oder anderen Schluck Rum, Bier und Wein, viel Gelächter, und vor allem lernt man die Menschen bei solchen Gelegenheiten von einer völlig anderen, der wirklich privaten Seite kennen. Gastfreundschaft ohne Ende, niemals versiegendes Lächeln und das sichere Wissen dass auch Polynesische Fischer nicht immer Mitternacht zu Silvester erleben. Klar bei den „Gesprächen“ ist viel Improvisationstalent nötig, denn ohne Hände und Füße geht gar nichts, quasi ist man taubstumm.


In diesem Sinne wünsche ich Euch allen
ein wunderbares, gesundes  2012

Freitag, 6. Januar 2012

Back to the Tuamotus

Zurück in der großen Stadt heißt es natürlich sofort wieder Ersatzteile besorgen – und dazu gehören z.B. auch so Kleinigkeiten wie Nähnadeln – und die Lebensmittel Vorräte wieder aufstocken. Bei den großen Supermärkten wie „Champion" oder „Carrefour" hat man zumindest eine gute Auswahl an Produkten. Unabhängig davon versuchen wir laufend im Wald der Umgebung was zu finden. Ist halt irgendwie wie zu Hause beim Schwammerl suchen. Beim letzten Besuch in der Stadt war ich in der Bücherei und habe mich über die lokal vorkommenden Pflanzen (Gemüse und Obst) informiert. Es hilft vielleicht doch wenn man ein wenig eine Ahnung hat was es sein könnte das man gerade wieder interessantes gefunden hat.
Riesiges Blatt, dunkel grün, 6 Finger , gezackt, längliche Wurzelknolle, dunkelbraun, genau das habe ich in einem Buch gesehen und nehme die Knolle mit die da am Wegesrand wächst. Das ist bestimmt eine der herrlichen Süsskartoffeln, vielleicht eine Taro Knolle? Wer weiß das schon genau. Also ab damit in den Kochtopf und nach 20 Minuten ein erstes Stück abgeschnitten. Konsistenz ist gut, kein Schleim, riecht nicht unangenehm, also hinein gebissen. Erster Eindruck – wie Radi mit Kartoffelgeschmack, doch dann kommt der Hammer. Ein Stich auf der Zunge und ich schreie auf, spucke alles aus, es brennt wie die Hölle auf der Zunge. Ich glaube jemand sitzt in meinem Mund und bohrt mit einer Nadel in die Zunge, schüttet Säure auf das Loch und amüsiert sich dabei noch köstlich. 5 Tage brauche ich bis der knallrote Fleck auf der Zunge wieder verschwunden ist, das Brennen hält sogar noch länger an. Bis heute weiß ich nicht welche Pflanze ich da probiert habe. Eine Warnung wird es mir auf alle Fälle sein nicht mehr alles auszuprobieren was da so wächst.
Bertl und Ute von der Odin haben sich neue Fahrräder gekauft mit denen sie die Umgebung besser erkunden wollen und vor allem um mobil zu sein. Der Supermarkt ist halt selten direkt neben dem Ankerplatz, sondern meistens schon ein paar Kilometer entfernt. Und damit fangen dann auch die Problemchen schon wieder an. Jeden Tag das Rad wieder ins Dingi verladen, dann auf das Schiff wuchten, an der Reling verstauen, und am nächsten Tag wieder alles runter räumen und mit dem Dingi an Land karren. Diese mühselige Prozedur wollen sie sich sparen und ketten die Räder zweifach an einen dicken Baum, direkt am Ufer vor ihrem Schiff. Am Morgen des zweiten Tages sind sie weg, gestohlen.

Der Wetterbericht verspricht Nordwest Wind, völlig ungewöhnlich, noch dazu für 2 Tage, genau was wir brauchen um angenehm in die Tuamotus segeln zu können. Im kleinen Laden hier an der Bucht gibt es leider so gut wie nichts was wir noch an Vorräten gebrauchen können und so segeln wir am nächsten Morgen bereits um 05:00 beim ersten schwachen Tageslicht in Richtung Tuamotus. Kaum haben wir den Riffgürtel verlassen wird der Motor abgestellt und gesegelt. Die ersten 5 Stunden kann man das noch nicht segeln nennen, denn die umlaufenden Winde rund um Moorea, dazu die Strömung sowie die Windablenkung durch die hohen Berge Tahitis, verhindern ein vorankommen. Wieder mal geht es sehr, sehr schleppend mit nur 1,5 bis 3 Knoten Fahrt voran und oft überlege ich den Motor für 2-3 Stunden anzuwerfen um Abstand zu den großen Inseln und damit freien Wind zu erhalten. Dann denke ich wieder „wozu?" ich bin ja genau im Wissen über diese Verhältnisse so früh weggefahren um diese extra Stunden zu haben. Endlich sind wir dann 15 Seemeilen weg als der Nordwest Wind uns erreicht und es mit guter Fahrt voran geht. Einziger Haken, ich weiß eigentlich nicht wirklich wohin ich segle. Ich will mich einzig nach dem Wind halten und zuerst mal soviel wie möglich Nordnordost machen und wenn dann die erwartete Rückkehr des Windes zu seiner normalen Ostnordost Richtung kommt, möchte ich mir ein Ziel aussuchen das ich mit angenehmer Windrichtung ansteuern kann. Gegen Abend denke ich gerade darüber nach ob ich es riskieren kann den Gennaker auch Nachts stehen zu lassen, oder doch lieber auf Nummer sicher zu gehen und die Fock für die Nacht zu verwenden, als ein ungewöhnlicher Knall mich aus der Ruhestellung reißt. Ich flitze raus und sehe wie der Gennaker seitlich aus weht und dann langsam zur Meeresoberfläche schwebt. Ein Sprung aufs Vordeck und so schnell es geht wird das große Tuch an Bord gezerrt. Unangenehm wird es immer wenn sich der leichte Stoff im Ruder verhängt oder in die Angelleine gerät. Die Frage mit welchem Vorsegel es durch die Nacht geht ist damit jedenfalls geklärt. Bei der Ursachenforschung stelle ich fest dass der Schäkel im Top des Gennaker Schlauches gerissen ist. Wieder mal so ein Niroteil. Immer öfter überlege ich diese Teile gegen Dyneemaseile (Spektra) auszutauschen. Da ist es einfach jederzeit aus einem Stück Seil einen geknüpften Schäkel zu machen, die Dinger halten ein vielfaches von Stahl aus und wiegen nichts. Die Nacht über mache ich wenig Fahrt ohne Gennaker bei dem doch eher leichten Wind, doch nach der Reparatur am nächsten Morgen geht es wieder flott weiter, bis zum finster werden. Dann sehe ich rund um uns langsam schwarze Wolkenmassen die sich auftürmen und nichts gutes ahnen lassen. Blitze auf der linken Seite, Donner grollen, Gewitter hinter uns, das Schiff fährt im Kreis, ich versuche nur mehr weg von den gefährlichen Gewittern zu kommen. Es ist aber egal in welche Richtung ich es versuche, kurz darauf ist wieder so ein schwarzer Wolkenberg von uns und erleuchtet den Himmel und lehrt mich das fürchten, wenn ich beim Sekundenzählen nur bis 3 komme bis es kracht dass der Mast wackelt. Wenn es mir hier die ganze Elektrik und Elektronik zusammenhaut dann ist Schluss mit lustig. Pünktlich zum Morgengrauen verziehen sich die Gewitter und es wird ein schöner Tag nach dieser schlaflosen Nacht. Heilfroh erreiche ich zum Sundowner die Carenage Apataki, wo ich den Anker werfe. Ich habe einen tollen Umweg gefunden. Insgesamt war ich 351 statt der direkten Linie mit nur 256 Seemeilen unterwegs.

Ich habe einige Emails bekommen von Interessenten die mal in der Südsee mitsegeln wollen. Ich möchte euch hiermit die Chance geben für 2 Törns.
Der erste wird ab Mitte März in den Marquesas starten, einige Tage Marquesas, dann die Segelstrecke Marquesas Tuamotus, etwa 550 Seemeilen offener Pazifik, und dann noch ein paar Tage in den Tuamotus bis nach Fakarava.
Der Zweite Törn startet Ende März/ Anfang April ab Fakarava, es geht einige Tage durch die Tuamotus, danach die Segelstrecke nach Tahiti, etwa 250 Seemeilen, und je nach vorhandener Zeit noch entweder Teile Tahitis oder nach Moorea.

Für alle die Interesse haben bitte meldet euch so bald als möglich unter herbert@translate4all.com dann gebe ich euch mehr Details bzw. kann ich eure Fragen beantworten.

Ich freue mich schon jetzt, bis bald
Chico