Donnerstag, 22. März 2012

Takaroa 2

Das wichtigste im Moment ist die Reparatur des Autopiloten. Ohne wird die Segelei zur Qual bei kleiner Mannschaft. Die Mechanik ist schnell gecheckt, da funktioniert alles. Das Problem ist in der Elektronik versteckt. Ja und dann sitze ich da, inmitten eines wunderschönen Südsee Atolls, am Tisch vor mir der zerlegte Autopilot mit all seinen elektronischen Bauelementen wie Kondensatoren, Transistoren, Widerstände, Dioden und was weiß ich noch alles. Hier gibt es niemand der helfen kann. Am Österreicher Funknetz auf 8150MHz treffen wir uns fast jeden Morgen um 07:30 Ortszeit und erzählen uns den neuesten Tratsch und Klatsch und klar wenn einer ein Problem hat versuchen die anderen zu helfen, aber bei meinem Problem hilft das natürlich auch nicht richtig weiter. Viel mehr als jedes kleine Einzelteil genau anzuschauen und zu prüfen ob irgendwelche Abnutzungserscheinungen, Brandspuren (Überhitzung) oder ähnliches sichtbar ist können mir die anderen aber auch nicht raten.
Und genau das mache ich auch. Jedes der hunderten Einzelteile wird sauberst gereinigt und mit 2 Lupen untersucht und tatsächlich finde ich einen durchgebrannten Kondensator.Die Freude ist im ersten Moment riesig, aber dann kommt die Ernüchterung – wo bekomme ich einen neuen Kondensator her?? Die Ersatzteil Box mit elektrischen Geräten muss her und ich zerlege jedes auf der Suche nach einem passenden Ersatzteil. Und tatsächlich, in einem alten Anzeigegerät finde ich einen Kondensator mit den gleichen Technischen Daten. Und als ich die Reparatur schon als erfolgreich abgeschlossen betrachten will kommt mir noch so ein kleiner Transistor unter bei dem sich die Lötstelle von der Platine gelöst hat. Danach wird getestet und der Autopilot erwacht nach 3 Tagen Arbeit wieder zu neuem Leben !!! Riesen Freude Freunde, das könnt ihr mir glauben.

Mitten im Zentrum von Teavaroa, der größten Siedlung auf Takaroa, gibt es einen kleinen Laden. Davor im Garten ähnlichen Eingangsbereich sitzen 4 wohl beleibte Polynesierinnen und spielen Karten, daneben sitzt ein Weißer, weißhaariger Mann und schaut zu. Es ist Manfred Ennemoser aus Aigen bei Salzburg. Er lebt seit 30 Jahren hier auf Takaroa, war bis vor kurzem Besitzer des Geschäftes das er vor 2 Jahren an seine Tochter übergeben hat und genießt seither die Ruhe und Beschaulichkeit des Südsee Atolls. So oder so ähnlich würde es in einem Werbeprospekt stehen. Zu mir hat er gesagt, weißt Ruhe werde ich noch genug haben wenn ich tot bin. Hier ist einfach so was von überhaupt nix los, nach ein paar Monaten muss ich immer weg. Dann geh ich für eine Weile nach Papeete/Tahiti und danach eine Zeitlang nach Österreich. Sonst wäre es so fad, nicht zum aushalten. Manfred ist mit 18 von zu Hause weg und der Französischen Fremdenlegion beigetreten – Grund, nach 15 Jahren Mitgliedschaft ist man schon Pensionsberechtigt. Als er 36 war und in der ganzen Welt herum gekommen ist und bei vielen Einsätzen sein Leben riskierte, hat er die Legion wieder verlassen und sich in Takaroa mit einer schönen Südsee Insulanerin niedergelassen. Hat seine wohlverdiente(???) Pension kassiert und nebenbei als Spass und als Beschäftigungstherapie das Geschäft eröffnet. Auf alle Fälle ein interessanter Typ.

Drinnen sind wir im Atoll, aber irgendwann müssen wir wieder raus fahren. Ich versuche so viele Informationen wie möglich zu bekommen um zum richtigen Zeitpunkt beim Pass zu sein. Je mehr ich frage, um so verwirrender wird die ganze Sache. Jeder gibt mir andere Ratschläge. Ich muss ganz links fahren, ich muss ganz rechts fahren, einer meint das Beste ist mitten durch die Strudel durch, der Nächste sagt dass die Gezeiten in der Lagune genau umgekehrt zu den Gezeiten draußen sind, da das Wasser nicht schnell genug raus oder rein rinnen kann, uns so weiter und so fort. Ein unterhaltsames Verwirrspiel und es wäre sicher sehr lustig wenn nicht gerade ich davon betroffen wäre.
2 Tage bevor wir weiter wollen lerne ich den Chef der winzigen Wetterstation kennen. Auf meine Frage wann denn ein günstiger Zeitpunkt ist, meint er heute von 08:30 bis 08:45 und dann soll ich einfach jeden Tag eine halbe Stunde dazu geben und das passt dann schon. Das ist doch endlich mal was konkretes. Am Donnerstag stehe ich dann pünktlich um 09:30 vor der Passausfahrt, und tatsächlich ist das Wasser sehr ruhig. Dafür hat sich ein anderes Hindernis eingefunden. Der Kopraschoner ist eingetroffen und blockiert den Großteil des Passes. Es wird emsig Auf- und Abgeladen und mehrere kleine Boote wuseln um den Frachter. Da bleibt kaum mehr Platz für meinen Katamaran um da noch vorbeizukommen. Ich hole meine mit einer Spraydosen betriebene Hupe und will die anderen auf mich aufmerksam machen, doch kein Laut verlässt das Instrument. Die Spraydose ist leer. Also schnell die Blasetute gesucht und drauf los gepustet was das Zeug hergibt. Es bleiben nur wenige Zentimeter auf beiden Seiten, doch ich komme vorbei und bald bin ich wieder im offenen Meer. Segel gesetzt und Kurs Marquesas eingeschlagen.
Es wird eine langsame Fahrt, die Strömung hat gute 1,5 Knoten, leider genau von dort wo ich hin will. Und immer hart am Wind. So werden aus den geplanten 530 Seemeilen mehr als 600 doch wichtig ist das Wetter. Und all die Tage ist es wunderschön, mit nur leichter Welle und wegen des relativ geringen Windes ist es auch egal ob die Fahrt 1 oder 2 Tage länger als geplant dauert. Der Autopilot arbeitet wieder wie am Schnürchen, seine Reaktionen sind allerdings sehr langsam und ich kann ihn nicht zu einer etwas schnelleren Arbeitsweise überreden.

Bis bald Euer
Chico

1 Kommentar:

  1. Mensch Herbert!
    wenn Du noch weiter so ueber Dein lockeres, freies und paradiesisches Leben berichtest, ohne Sorgen, ohne Zwang... dann werd ich noch irgentwann verrueckt!
    Alles Gute Dir weiterhin

    P.S. Na, natuerlich warte ich immer gespannt auf Deinen neuen Bericht

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