Auch das
ist noch ein Nachtrag über Tonga
Das
nächste Ziel ist Hunga mit seiner spektakulären Einfahrt an der
Westküste. Beim näher kommen denke ich mir noch so ein Schmarren,
da ist keine Einfahrt, da habe ich wohl die falschen Koordinaten
notiert, doch dann in weniger als 100 Meter Entfernung kann man schon
erahnen dass es zwischen den beiden tödlich gefährlichen Felszacken
auch ein kleines Löchlein gibt durch das ein Boot hindurch passt.
„Muss ich mir das antun?“ „wozu setze ich mich diesem Stress
aus?“ „was ist wenn ich mich vertu und das Boot drauf geht?“
diese und weitere ähnliche Fragen schießen durch meinen Kopf. Doch
genau solche Situationen sind auch ein Teil des Lebens dem ich mich
schließlich und endlich freiwillig ausgesetzt habe, genau solche
Situationen machen einen Teil des Abenteuers aus.
Es war
ein Tag mit schlechter Sicht und ich habe auch keine besonderen
Gefahren erwartet, doch kaum bin ich durch die engste Stelle hindurch
sehe ich an der BB Seite (also links) diesen braunen Schatten unter
der Wasseroberfläche. Ein Korallenblock – und automatisch reiße
ich die Steuerung herum und gleite nur um Zentimeter an den scharfen
Zacken vorbei.
Am
Südende der Bucht sind zwei Moorings die einem Deutschen Ehepaar
gehören, Elke und Werner, die Tonganischen Vertreter von
Trans-Ocean. Ich hänge mich an eine davon und wundere mich wo deren
Haus ist? Nichts ist zu sehen. Man liegt hier wie in einem Bergsee,
total abgeschlossen vom Rest der Welt, absolut ruhig,
kein offenes Wasser zu sehen, nur ein paar Flughunde.
Am
nächsten Morgen erkunde ich den Strand und finde das kleine
gelbe Schild mit dem Wegweiser zu deren Haus. Und das liegt auf der
anderen Seite des Hügels, an der schönsten Bucht von Tonga. Leider
sind die beiden nicht zu Hause, so beschließe ich mit dem Boot
wieder aus der bestens geschützten Hunga Bucht um die Insel herum
und in die Bucht vor deren Haus zu segeln. Bei der Ausfahrt ist alles
easy, sobald man eine Gefahr kennt kann man sich drauf einstellen. 45
Minuten später platscht der Anker auf wunderbaren weichen
gelbweissen Sand im klaren Wasser der Bucht, einfach herrlich. 3
Stunden später weiß ich wieso niemand hier ankert. Inzwischen ist
die Tide eingelaufen und es herrscht Hochwasser. Die Bucht ist, bis
auf die Einfahrt, komplett von einem Ringriff mit 3 Inseln
umschlossen. Bei Hochwasser allerdings kommen die Wellen über das
Riff und es wird auch auf einem Katamaran zu einer unangenehmen
Schaukelpartie. Und diese Wandlung wird es in Zukunft leider auf
vielen Plätzen geben – Global warming – und damit der Anstieg
des Meeresspiegels. Das Wasser wird über viele jetzt noch schützende
Korallenriffe kommen und dann Inseln verändern, heute noch gut
geschützte Liegeplätze werden nicht mehr benutzbar sein,.....
Auf alle
Fälle bin ich am nächsten Tag sobald es die Bedingungen (Licht und
Tide) zulassen wieder weg von hier und suche mir ein beschauliches
Plätzchen, ich segle nach Vakaeitu. Es ist für die nächsten 2 Tage
Sauwetter angesagt und da ist man hier drinnen ausgesprochen gut
geschützt. 5 andere Boote hatten auch die gleiche Idee wie ich und
so richtig lustig wird es beim wegfahren. Einer nach dem anderen
hängt wunderbar mit seinem Anker in den unzähligen Korallenköpfen
und es dauert ewig und nach unzähligen Versuchen mit Kette raus und
Kette wieder rein und hin und her fahren und fluchen bis sich das
Ankerfeld lichtet. Ein 20 Meter Katamaran muss sogar tauchen gehen um
seinen Anker aus den Korallen zu befreien. Ich habe wieder mal Glück
gehabt und mein Anker löst sich ohne besondere Manöver so wie es
sein soll.
Danach
geht’s weiter ans Südende von Pangaimotu, wo ein abgeerntetes
Kartoffelfeld noch jede Menge Yams und Süßkartoffel zum Einsammeln
bereit hält. Etwa 4kg davon finden den Weg in den Rucksack. Bei der
Wanderung zum Dorf kommen auf einmal 3 kleine Jungs aus dem Wald
gelaufen und begleiten uns. Sie sind von der Mama geschickt worden
um ein eingefrorenes Hendl aus dem chinesischen Supermarkt zu holen.
Nicht aus dem local Supermarkt, weil dort ist das Huhn ist um 20 Cent
teurer. Die beiden Älteren (etwa 7 bzw. 9 Jahre) sprechen schon ein
ausgesprochen gutes Englisch, der Kleine (4 Jahre) spricht nur
Tonganisch, er geht noch nicht zur Schule. Sie erklären mir dass sie
in der Schule nur Englisch sprechen dürfen, wenn sie vom Lehrer
erwischt werden beim Tonganisch reden, dann gibt es eine hinter die
Löffel. Der Kleine hat dann gleich meine Hand genommen als ob er
mich schon ewig kennt. Wahrscheinlich weil ich mich so für seine
Steinschleuder interessiert habe.
Auf
dem Weg liegt eine Kokosöl Produktion und da war ein Mann im Garten
und hat mit Vanille hantiert. Wir kamen ins Gespräch und er entpuppt
sich als ein ganz interessanter Typ - aus Tasmanien. Er hat jetzt
gerade die Kokosöl Produktion gestartet (~2000 ltr./Monat) und ist
dabei von den Bauern aus Tonga die Vanille aufzukaufen, zu trocknen
und zu verarbeiten, und die Vanille dann nach Australien und USA zu
verkaufen. Von den Schalen der Kokosnüsse will er das faserige Zeugs
an Firmen verkaufen die das dann für die Ölaufsaugung oder
ähnliches verwenden. Also wenn zb. ein Schiff Öl verliert dann wird
dieses Faserzeugs vom Flugzeug aus abgeworfen und saugt das Öl auf
und braucht dann nur mehr von der Oberfläche abgeschöpft zu werden,
geniale Ölunfallwiedergutmachung. Der Rest von den weißen
Kokosflocken die bei der Ölherstellung übrig bleiben verfüttert er
an Schweine. Und mit den Rest der Schalen will er einen Dünger
machen. Dann will er aus den Schweinen einen guten Speck machen. Und
dann will er noch alte Fernseh Bildröhren als Brennglas verwenden
und die auf eine Röhre richten und die Flüssigkeit darin zum Kochen
bringen und mit dem Dampf eine Turbine betreiben und Strom erzeugen
für seine Anlagen und den Überschussstrom an Tonga verkaufen. Ja
und dann war da noch was mit Sumpfkrabben und den Rest habe ich
vergessen. Das sind so seine Projekte für die nächsten 2 Jahre, ein
super Typ. Seine Vanille gehört angeblich inzwischen schon zu den
weltweit 5 Besten Vanillesorten die es gibt.
Ja
und am Heimweg bin ich noch am provisorischen Kindergarten hängen
geblieben, den alten hat es weg geweht beim Ceyclon, und da habe ich
einen Saft gekriegt aus irgendwelchen Früchten die eigentlich sehr
sauer sind, aber das war mit Kokosmilch angesetzt und sehr
erfrischend und gut.
Schon
wieder ein Stück weiter nach Kenutu. das ist ganz im Osten von Tonga
wo der Pazifik ganz wunderbar gegen die Felsen der Insel donnert. Da
ist gerade ein Typ dabei ein 'Luxury Camping Resort' zu bauen, wie er
es nennt. Bis jetzt steht 1 Zelt für 6 Personen, 2 Wassertanks und
viel Zeugs liegt herum. Er ist aus USA, in den Bahamas aufgewachsen,
später in Panama und seit 5 Jahren hier. Der muss schon knapp an die
70 sein, wieso er sich das noch antut????
Und
dann habe ich den Weg gefunden der auf den Hügel führt und die
Aussicht nach Osten ist schon gewaltig. Die langen Dünungswellen
kommen daher gerollt und branden gegen die Felsen, super. Ganz oben
ist auch eine kleine Aussichtsgenussplattform mit dem umwerfendsten
Blick ever.