Langsam wird es Zeit die Vorräte, vor allem an frischem Gemüse und Obst, wieder mal aufzufüllen und wir machen uns auf den Weg ans Nordende von Fakarawa. Wunderbares Segeln bei Flachwasser und perfektem Wind in der Lagune mit atemberaubenden Farbspielen machen den fünfstündigen Weg zum shopping zu einem Vergnügen. Ja und in dem kleinen Laden staunen wir dann nicht schlecht als wir Woerle Käse aus Henndorf finden. Kein guter, nur so ein einfacher Weich-Streichkäse, aber selbstverständlich wird er trotz des exorbitanten Preises sofort gekauft. Ist ja klar dass wir die österreichische Wirtschaft unterstützen wo es nur geht.
Als wir zu unseren Dingis zurück kommen, merken wir dass das Staufach beim Dingi von Heinz und Andrea offen ist und alles fehlt. Werkzeug, Ersatzkanister mit Benzin, Reserve Zündkerze, Scherstifte und andere Kleinigkeiten sind weg. Kein wirklicher finanzieller Schaden, nur das Gefühl das man hier auch schon alles absperren muss bleibt. Andrea geht zur Polizei und keine 10 Minuten später sind die Übeltäter auch schon gefasst. Zwei 9 jährige Lausbuben haben das Fach ausgeräumt und alles ins Wasser geschmissen. Es gibt eine ordentliche Predigt vom Polizisten, zu Hause wahrscheinlich (hoffentlich) eine gscheite Watschn, die Mutter des einen ist völlig fertig wegen der Früh Kriminalität des Sprösslings, ersetzt den Benzin und damit ist für uns das Thema erledigt. Nach 2 Tagen geht es weiter nach Tahiti.
Kurz hintereinander verlassen wir das wunderbare Atoll und segeln bei sehr angenehmen, leichtem Wind los. Ich habe trotz des leichten Windes ein Reff eingebunden weil ich nicht zu früh, oder besser gesagt nicht in der Nacht ankommen will. Es sind ca. 250 Seemeilen, für mich also weniger als 2 Tage und ich will nicht vor 6 Uhr morgens die Südspitze von Tahiti erreichen. Damit ist ein sicheres Einlaufen und vor allem auch ein schöner Anblick beim Erwachen des Tages gesichert. Am Südwest Zipfel steht ein ordentlicher Schwell mit guten 3,5 Metern und die Wellen donnern über das schützende Außenriff. Gleichzeitig weht der Wind vom Land und der Anblick nimmt mir den Atem. Meterlange Gischtfahnen wehen von den riesigen Wellenbergen als ich in sicherem Abstand daran vorbei segle. Nur bei der Einfahrt in den Pass, die zwar nicht schwierig ist, aber wenn links und rechts in nur jeweils 20-30 Meter Entfernung diese Wellen brechen und ihre Gischt in den Himmel werfen da schlägt das Herzerl dann schon um einiges schneller.
Das erste Ziel ist auf der Südseite, genau in dem Einschnitt zwischen Tahiti Nui und Tahiti Iti, der großen und der kleinen Tahiti Insel. Ein wunderbarer Ankerplatz erwartet uns, ebenso wie 2 Wale die nur wenige Meter neben uns ihre riesigen Flossen aus dem Wasser heben. Leider kann ich nicht mehr Fotografieren, weil meine Kamera den Geist aufgegeben hat. Allmählich habe ich die Nase voll davon alle halbe Jahre eine neue Kamera zu kaufen.
Endlich wieder mal ein Supermarkt mir einer Auswahl die man durchwegs mit heimischen Standards vergleichen kann. Ja und dann dieses wunderbare Schild mit dem großen, gelben M auf rotem Hintergrund, ein McDonald. Sofort ist klar wo heute gespeist wird und ebenso schnell werden wir enttäuscht. Der Parkplatz wird noch asphaltiert und die Außenanlagen fertig gestellt. Es dauert noch ein paar Tage bis hier eröffnet wird.
Vor wenigen Tagen dann der Schock. Auf Nuku Hiva (Marquesas) ist ein deutscher Segler ermordet worden, zerstückelt und verbrannt, vielleicht auch gegessen. Letztes mal habe ich noch über den nicht allzu lange zurück liegenden Kannibalismus gewitzelt, jetzt sieht es aus als wäre er auf schreckliche Weise zur Wirklichkeit geworden. Seine Lebensabschnittspartnerin wurde an einen Baum gefesselt, entkleidet, bei der versuchten Vergewaltigung kann sie sich dann zum Glück befreien und entkommen. Für die Einheimischen ist so etwas einfach unfassbar, denn Gastfreundschaft gehört zu den Höchsten aller Tugenden. Und so eine schreckliche Tat, oder ähnliches, ist noch nie vorgekommen. Als ich im Supermarkt zur Zeitung greife und Stefans Bild erkenne, werde ich sofort angesprochen und ich merke wie sie sich fast bei mir entschuldigen wollen. Inzwischen sind die Ermittlungen soweit abgeschlossen dass Heike auf alle Fälle nach Hause fliegen darf. Sie kommt am Donnerstag nach Tahiti und fliegt danach umgehend nach Deutschland weiter. Der Täter wird fieberhaft auf ganz Nuku Hiva gesucht, und zwar von der ganzen Bevölkerung. Die wollen ihn haben bevor die Polizei ihn kriegt. Die Polizei ruft die Leute auf sich zu beruhigen und falls sie ihn finden nur ja nichts zu unternehmen außer ihn auf der nächsten Dienststelle abzuliefern. Das wird ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Täter kann sicherlich eine gewisse Zeit in den dschungelartigen Wäldern verschwinden. Er ist ein geübter Jäger, findet überall zu Essen und Wasser, aber das kann er nicht ewig durchhalten.
Mit dieser traurigen Meldung lasse ich es für heute,
bis zum nächsten Mal
Chico
Diese greuliche Geschichte habe ich noch vor meinem Abflug aus Deutschland am Mittwoch gelesen und wollte sie dir als Warnung schicken sobald ich in NY war. Aber mir ahnte auch dass diese story vielleicht auf allen Inseln schon bekannt war. Ernüchternd für alle Weltsegler! Dies ist jetzt schon der zweite "close call" nach dieser San Blas Gescichte. Hoff'ma dass du später nicht die Suez Route nimmst . . . Muss nicht sein dass ich nach Somalia kommen muss um dich mit einer Kommando-style Schiesserei aus einem Piraten Lager zu befreien!
AntwortenLöschenHorst
Puh harter Stoff! Diemal bekommst du bestimmt keine Stimme für "lustig". Schade das deine Kamera ... ja ja das Salz. Du bist auf jeden Fall bemerkenswert fleißig. Auch die Bilder funktionieren perfekt. Ihr ankert aber erstaunlich weit auseinander. Sieht fast wie Streit aus. (Weiß schon : Weitwinkel)
AntwortenLöschenDie zuhause Gebliebenen freuen sich auf jeden Bericht.(Die Andern natürlich auch).