Es ist später Nachmittag und ich bin
gerade von den letzten Einkäufen nach Hause gekommen. Schnell
kontaktiere ich noch Port Control in Kolonia dass ich morgen um 09:00
ausklarieren will und er die zuständigen Behörden verständigt.
Um Punkt 09:00 bin ich am nächsten
Tag, nach dem Slalom durch die Einfahrt vom Ankerplatz zum Hafen von
Kolonia, eingetroffen und schon warten die wichtigen Leute auf mich
und in weniger als 1 Stunde habe ich die Prozedur hinter mir.
Der erste Tag ist immer wieder ein
gewöhnen ans Gerät. Auch nach so vielen tausend Seemeilen muss ich
mich erst wieder an die ungewohnten Bewegungen gewöhnen. Ein paar
Stunden später geht es dann schon wieder locker und ich setze mehr
Segel. Speed ist angesagt. Ich will die 300 Seemeilen in 2 Tagen
schaffen. Leider kommt der Wind genau von hinten, etwas das ich
einfach nicht mag. So segle ich zig zag vor dem Wind, habe zwar um
einige Meilen mehr aber bin dafür schneller und das Boot liegt
ruhiger. Vor allem brauche ich keine Angst zu haben dass ich eine
ungewollte Halse mache wenn der Autopilot bei einer großen Welle zu
langsam reagiert. In der Nacht wieder das übliche, Regen und
Squalls, was mich zum Reffen zwingt. Sicherheit geht immer über
Geschwindigkeit. Freitag morgens, strahlend blauer Himmel, leider
aber auch kaum Wind und ich probiere mal den uralten asymmetrischen
Spinnaker, der beim Boot dabei war als ich es kaufte. Eine halbe
Stunde spielen mit den Leinen dann weiß ich wie das Ding fliegt und
trotz des leichten Windes machen wir gute Fahrt. Nur 2 Stunden später
legt der Wind wieder zu und als er die 20 Knoten Marke streift ist es
allerhöchste Zeit den Spi zu bergen. Und das wird zu einem Kraftakt,
viel viel früher hätte ich das Segel bergen sollen. Als er endlich
in seinem Schlauch steckt und wieder in der Vorschiffs Kabine liegt
bin ich völlig durchnässt vom Schweiss. Dieses Segel ist doch um
etliche Quadratmeter größer als mein zitronengelber Gennaker war,
den ich in Vanuatu ins Jenseits beförderte.
Es wird knapp mit der Ankunftszeit am
Samstag Abend bei Tageslicht. Wenn ich eine direkte Linie fahre bin
ich langsam, wenn ich schnell segle dann mache ich viele extra
Meilen. Es gilt einen guten Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und
Strecke zu finden. Wie ich mir ausgerechnet habe geht sich der Pass
noch sehr knapp mit dem allerletzten Licht aus, aber den 7 Seemeilen
entfernten Ankerplatz kann ich nur noch in finsterster Nacht
erreichen. Als ich in der Lagune bin legt der Wind wieder kräftig
zu, 23 Knoten sagt mein Windmesser und ich muss genau gegen an, dazu
auch noch eine kurze steile Windwelle. Was soll's, da muss ich jetzt
durch, es gibt hier kaum Alternativen. Vor allem nicht wenn man die
in stockdunkler Nacht suchen soll. Ich taste mich ganz langsam an den
Platz heran den ich mir an Hand der Karte und von Google Earth
Bildern ausgesucht habe, doch als ich dort bin spinnt dann plötzlich
mein Tiefenmesser.
Die Zahlen hüpfen nur so über den Bildschirm,
ich habe keine Ahnung wie tief es hier ist. Es kann natürlich auch
sein dass genau da unten viele verschieden große Korallenblöcke
liegen und der Tiefenmesser deshalb so komisch anzeigt. Das ganze
Atoll ist 30-50 Meter tief, man kann sich also nicht einfach irgendwo
hin stellen und am nächsten Tag dann um ankern. Und es ist tief bis
in den Uferbereich. Eine zweite Stelle habe ich noch auf der Karte
gefunden und ich fahre sehr langsam dort hin. Als der Tiefenmesser 10
zeigt und relativ konstant bleibt, rauscht der Anker in die Tiefe.
Wird er halten? Sind da Korallen? Ist es wirklich nur 10 Meter tief?
Oder 3 Meter oder 30 Meter? 2 Minuten mit Motor im Rückwärtsgang
vergehen dann weiß ich der Anker hält und ich höre auch nicht das
schabende Knarren von Korallenblöcken, also scheint alles gut zu
sein. Schnell das Ärgste aufräumen und dann ab ins Bettchen. Kaum
liege ich schon piepst der Ankeralarm. Wie das? Der Wind hat gedreht,
der Anker hält, alles halb so schlimm.
330 Seemeilen sind es geworden anstatt
der 300 lt. Route. Der GPS hat sogar als maximal Geschwindigkeit 15,5
Knoten markiert, das kann ich aber kaum glauben. Obwohl, ein paar mal
war es beim runter Surfen auf den großen Wellen schon höllisch
schnell.
Wie
üblich wenn ihr auf die Bilder klickt könnt ihr sie in GROSS
ansehen
Wo
ich gerade bin wie immer auf shiptrak.org und bei callsign kc2unj
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