Mittwoch, 31. Mai 2017

Auf zu den Atollen Micronesiens

Es ist später Nachmittag und ich bin gerade von den letzten Einkäufen nach Hause gekommen. Schnell kontaktiere ich noch Port Control in Kolonia dass ich morgen um 09:00 ausklarieren will und er die zuständigen Behörden verständigt.
Um Punkt 09:00 bin ich am nächsten Tag, nach dem Slalom durch die Einfahrt vom Ankerplatz zum Hafen von Kolonia, eingetroffen und schon warten die wichtigen Leute auf mich und in weniger als 1 Stunde habe ich die Prozedur hinter mir.


Der erste Tag ist immer wieder ein gewöhnen ans Gerät. Auch nach so vielen tausend Seemeilen muss ich mich erst wieder an die ungewohnten Bewegungen gewöhnen. Ein paar Stunden später geht es dann schon wieder locker und ich setze mehr Segel. Speed ist angesagt. Ich will die 300 Seemeilen in 2 Tagen schaffen. Leider kommt der Wind genau von hinten, etwas das ich einfach nicht mag. So segle ich zig zag vor dem Wind, habe zwar um einige Meilen mehr aber bin dafür schneller und das Boot liegt ruhiger. Vor allem brauche ich keine Angst zu haben dass ich eine ungewollte Halse mache wenn der Autopilot bei einer großen Welle zu langsam reagiert. In der Nacht wieder das übliche, Regen und Squalls, was mich zum Reffen zwingt. Sicherheit geht immer über Geschwindigkeit. Freitag morgens, strahlend blauer Himmel, leider aber auch kaum Wind und ich probiere mal den uralten asymmetrischen Spinnaker, der beim Boot dabei war als ich es kaufte. Eine halbe Stunde spielen mit den Leinen dann weiß ich wie das Ding fliegt und trotz des leichten Windes machen wir gute Fahrt. Nur 2 Stunden später legt der Wind wieder zu und als er die 20 Knoten Marke streift ist es allerhöchste Zeit den Spi zu bergen. Und das wird zu einem Kraftakt, viel viel früher hätte ich das Segel bergen sollen. Als er endlich in seinem Schlauch steckt und wieder in der Vorschiffs Kabine liegt bin ich völlig durchnässt vom Schweiss. Dieses Segel ist doch um etliche Quadratmeter größer als mein zitronengelber Gennaker war, den ich in Vanuatu ins Jenseits beförderte.

Es wird knapp mit der Ankunftszeit am Samstag Abend bei Tageslicht. Wenn ich eine direkte Linie fahre bin ich langsam, wenn ich schnell segle dann mache ich viele extra Meilen. Es gilt einen guten Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Strecke zu finden. Wie ich mir ausgerechnet habe geht sich der Pass noch sehr knapp mit dem allerletzten Licht aus, aber den 7 Seemeilen entfernten Ankerplatz kann ich nur noch in finsterster Nacht erreichen. Als ich in der Lagune bin legt der Wind wieder kräftig zu, 23 Knoten sagt mein Windmesser und ich muss genau gegen an, dazu auch noch eine kurze steile Windwelle. Was soll's, da muss ich jetzt durch, es gibt hier kaum Alternativen. Vor allem nicht wenn man die in stockdunkler Nacht suchen soll. Ich taste mich ganz langsam an den Platz heran den ich mir an Hand der Karte und von Google Earth Bildern ausgesucht habe, doch als ich dort bin spinnt dann plötzlich mein Tiefenmesser. 
Die Zahlen hüpfen nur so über den Bildschirm, ich habe keine Ahnung wie tief es hier ist. Es kann natürlich auch sein dass genau da unten viele verschieden große Korallenblöcke liegen und der Tiefenmesser deshalb so komisch anzeigt. Das ganze Atoll ist 30-50 Meter tief, man kann sich also nicht einfach irgendwo hin stellen und am nächsten Tag dann um ankern. Und es ist tief bis in den Uferbereich. Eine zweite Stelle habe ich noch auf der Karte gefunden und ich fahre sehr langsam dort hin. Als der Tiefenmesser 10 zeigt und relativ konstant bleibt, rauscht der Anker in die Tiefe. Wird er halten? Sind da Korallen? Ist es wirklich nur 10 Meter tief? Oder 3 Meter oder 30 Meter? 2 Minuten mit Motor im Rückwärtsgang vergehen dann weiß ich der Anker hält und ich höre auch nicht das schabende Knarren von Korallenblöcken, also scheint alles gut zu sein. Schnell das Ärgste aufräumen und dann ab ins Bettchen. Kaum liege ich schon piepst der Ankeralarm. Wie das? Der Wind hat gedreht, der Anker hält, alles halb so schlimm.
330 Seemeilen sind es geworden anstatt der 300 lt. Route. Der GPS hat sogar als maximal Geschwindigkeit 15,5 Knoten markiert, das kann ich aber kaum glauben. Obwohl, ein paar mal war es beim runter Surfen auf den großen Wellen schon höllisch schnell.

 


Wie üblich wenn ihr auf die Bilder klickt könnt ihr sie in GROSS ansehen
Wo ich gerade bin wie immer auf shiptrak.org und bei callsign kc2unj eingeben

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