Dienstag, 29. März 2011

San Blas News

Hallo alle zusammen,

Spannend war es die letzten Wochen in Kuna Yala. Sherlock Holmes musste eingreifen und die Dinge wieder ins Lot bringen.
Um mir viel Arbeit zu sparen habe ich einfach den Text eines befreundeten Seglers (Stefan von der SAWADI) kopiert und ihr könnt hier lesen was los war.

Am besten erzähle ich die Geschichte chronologisch und so wie ich es mitbekommen habe.
Vor ein paar Wochen hörte ich in der täglichen Kurzwellen-Funkrunde, dass der amerikanische Einhandsegler Don North und seine Segelyacht WINDANCER vermisst wird.
Ein paar Tage später wurde gemeldet, dass ein französischer Einhandsegler namens Jean-Pierre Bouahard vom Katamaran LEVANTE tot im Hafenbecken von Portobello (ca. 45 Meilen westlich von den SanBlas) gefunden wurde. Angeblich mit 'ner Ankerkette um die Füsse, 'ner Kugel in der Brust und offenbar wurde ihm die Haut vom Gesicht entfernt. Da er aber ein großer Kerl war, trieb er wieder an die Wasseroberfläche und wurde gefunden.
Gerüchte gingen um, dass ein gewisser Javier Martin an dem Mord beteiligt gewesen sein soll. Es heißt, Jean-Pierre machte mit Javier Martin und einem dritten Mitsegler einen Backpacker-Törn auf der Levante runter an die kolumbianische Küste und wieder zurück und am Ende des Törns gerieten Jean-Pierre und Javier in Streit über das verdiente Geld. Am nächsten Tag wurde die Leiche von Jean-Pierre gefunden.

Javier war übrigens der Kapitän von der Segelyacht TWYLA. Er machte mit diesem Boot Backpacker-Touren zwischen Cartagena/Kolumbien und SanBlas/Panama - bis er dummerweise vor zwei Monaten die TWYLA in Chichime auf ein Riff setzte und das Boot versank.

Wir hatten jetzt also einen toten Jean-Pierre von dem Katamaran LEVANTE, einen verdächtigen ex-Yachtbesitzer Javier Martin und einen seit mittlerweile zwei Wochen vermissten Don von der WINDANCER.
Und jetzt wirds noch komplizierter. Denn jetzt kommt das Boot "Green Twilight" ins Spiel. Es tauchte ca. zu der Zeit auf, als die WINDANCER als vermisst gemeldet wurde - und entdeckt wurde die unbemannte "Green Twilight" von mir, Stefan. Sie lag ca. eine Meile westlich der SAWADI vor Anker. Der Ankerplatz war schlecht gewählt und das Boot schaukelte teilweise ziemlich hin und her. Ich wunderte mich schon darüber - dachte mir aber nix weiter dabei. Als das Boot nach fast zwei Wochen immer noch dort vor Anker lag, fuhren ich und ein Segelbekannter dann doch mal hin und stellten fest, dass das Boot abgeschlossen und definitv verlassen war. Wir mutmaßten zunächst, dass der Bootsbesitzer vielleicht in Panama City ist und sein Boot hier nur geparkt hatte. Seltsam war auch, dass der Bootsname "Green Twilight" mit grünem Klebeband unprofessionell hin geklebt war.
Ich fragte dann mal in der Funkrunde an, ob jemand das Boot Green Twilight kenne, da es seit ein paar Wochen unbeaufsichtigt an einem einsamen und schaukeligen Ankerplatz liege. Das brachte kurz darauf den Stein ins Rollen und Vermutungen und Gerüchte wurden laut, dass es sich bei der Green Twilight eventuell um die vermisste WinDancer handeln könnte und dass angeblich Don vor seinem Verschwinden erzählte, er habe einen anderen Kapitän, einen gewissen Martin, als Crewmitglied an Bord genommen.
Eine weitere Woche später war klar, dass die Green Twilight eigentlich die WinDancer ist und man stellte ausserdem fest, dass von dem Boot viele Dinge entwendet wurden. So fehlten unter anderem seine zwei Dingis (eines davon ein kleines Hartboden-Segeldingi, welches später noch eine Nebenrolle spielen sollte) und auch einer seiner zwei 45-Pfund-Anker.

Die Verdachtsmomente gegen Javier Martin verdichteten sich täglich und ständig schwirrten neue Gerüchte durch die Funkrunde.
Zum Beisiel dass der Katamaran Levante nicht auffindbar sei, dass er gefunden wurde, als grade ein Arbeiter in einer einsamen Bucht das Boot neu anstrich und den Namen abänderte, dass Javier Martin in Panama City ermordet aufgefunden wurde, dass der eine Anker deswegen fehlte, weil Javier den armen Don damit im Meer versenkte, und so weiter und so fort. Also insgesamt eine schlimmere Gerüchteküche als in den Seifenopern "Dallas", "Denver-Clan" und "Lindenstrasse" zusammen.
Schliesslich wurde noch das FBI eingeschaltet und in ganz Panama liefen Nachrichtenspots mit dem Foto von dem Spanier Javier Martin, der mittlerweile offiziell als Doppelmörder gesucht wurde.
Weitere zwei Tage später wurde Javier in der Provinz Darien, im Süden von Panama, festgenommen, als Einwohner sein Gesicht erkannten und die Polizei alarmierten. Bei ihm gefunden wurden über 13.000 USD in bar, zwei Pistolen, eine Schrotflinte und außerdem die Kreditkarten von Don von der WinDancer.
Also wurde zu guter Letzt doch noch alles aufgeklärt und der Bösewicht verhaftet.
Wer mehr dazu nachlesen will, schaue einfach mal bei www.panama-guide.com nach und suche nach dem Schlüsselwort "WinDancer".


Soweit also der Bericht von Stefan, der ziemlich ganz genau das wieder spiegelt was auch ich mitbekommen habe.

Was war sonst noch los im Paradies?
Das wichtigste vorweg – ich habe es verlassen!!!
Seit 16.2. sind der Toferer Michi, Schmoelzer Hannes und Wilfried Nagl bei mir an Bord und ich versuche ihnen das Leben abseits normaler Zivilisationsnormen ein wenig zu zeigen. Große Verwunderung herrscht immer wieder wenn, wie sehr oft, irgend ein Teil seinen Geist aufgibt, etwas bricht oder ähnliche Sachen passieren. Nach kurzem Fluchen wird es halt repariert, und es gibt fast immer eine Möglichkeit dazu auch mit einfachsten Mitteln. Zuhause in Europa würde man ins nächste Geschäft gehen, ein neues Teil kaufen, aus- und einbauen, fertig. Hier gibt es kein Geschäft – entweder man kann es mit Bordmitteln reparieren oder man hat viel Geld und lässt es aus den USA einfliegen.

Wir ziehen langsam von Ankerplatz zu Ankerplatz, einer schöner wie der andere, und sie bekommen allmählich einen Sinn dafür warum ich so gerne hier bin. Das traumhafte Wetter macht es leicht und wir verbringen eine super Zeit zusammen. Dann ist es aber so weit. Meine Zeit in San Blas bei den Kuna Indianern geht zu Ende. Ich verabschiede mich noch von einigen guten Freunden die mich jahrelang begleitet haben, genauso wie von vielen Riffen und der wunderschönen Unterwasserwelt in der ich so viele Stunden und Tage verbracht habe. Nach dem Ausklarieren in Porvenir segeln wir zu meinem letzten Ankerplatz in Chichime. Am nächsten Morgen als wir gegen 07:00 in der Früh die geschützte Lagune verlassen, muss ich mit mir kämpfen um meine Gefühle für diese schöne Zeit nicht Oberhand gewinnen zu lassen.

Und noch etwas Einschneidendes ist passiert. Ein neues Crewmitglied ist an Bord. Bettina aus Gaspoltshofen in Oberösterreich.

Mehr gibt’s dann in Kürze.
Bis bald
Chico

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen