Dienstag, 14. Juni 2011

Bergfest

Donnerstag - Mein Windalarm beruhigt sich einfach nicht mehr. Dauernd der unangenehme schrille Warnton. Bei 19 Knoten (scheinbarer) Wind ertönt das Signal. Zeit zum Reffen. Und es war höchste Zeit. Auch nachdem die Segelfläche verkleinert ist geht's noch immer mit 8 ? 10 Knoten dahin. Ist ja super, aber halt nur ein paar Stunden lang, dann wird es anstrengend. Inzwischen ist auch schon die Nacht herein gebrochen, da der Wind aber aus raumschot kommt, belasse ich es bei der 1.Reff. In den nächsten 12 Stunden mache ich 96 Seemeilen in Richtung Marquesas gut, also 8 Knoten Schnitt. Nach Sonnenaufgang binde ich lieber das 2. Reff ins Großsegel und reduziere auch das Vorsegel ein wenig. Noch immer geht es mit 7 ? 8,5 Knoten dahin, aber schon wesentlich entspannter. Man merkt die Entlastung des Bootes durch die Segelverkleinerung sehr deutlich.

Gestern war der ultimative Anti Fishing day. Ich hänge meinen besten Gummi Kraken an die Angel, blau - grün - weiß, keine 5 Minuten und der Erste Fisch ist dran. Als ich das Ausrauschen der Leine gestoppt habe, ein Ruck und weg war er. Mit ihm natürlich mein Köder, Vorfach und der Wirbel. Also nächsten Gummi Kraken dran, diesmal in schickem pink. 20 Minuten, genau das selbe Spiel wie vorhin auch, alles weg. Also nehme ich diesmal einen schwarz ? silbernen Rapalla, das ist ein etwa 15 cm großer Hartplastik Fischnachbau, mit 3 Dreifachhaken. Es dauert immerhin 2 Stunden bis zum nächsten Biss. So wie sich die Angel biegt muss ein ordentlicher Brocken dran sein. Langsam beginne ich ihn einzuholen, da geht wieder ein Ruck durchs Gerät und weg war er. Diesmal ist das Vorfach und der Köder noch dran, allerdings das letzte Drittel des Kunststofffisches mit Heckhaken fehlt. Der Fisch hat den Hartkunststoff Köder einfach abgebissen. Das war's dann für diesen Tag, irgendwann reicht es einfach. Normalerweise soll man stehenbleiben wenn ein Fisch dran ist, nur wenn du alleine unterwegs bist, denkst du nicht mal dran irgend etwas an den Segeln auch nur um eine Spur zu verändern, nur wegen einem Fisch. Der Druck der auf Angel, Köder, Schnur usw. kommt ist dann natürlich enorm bei 7 ? 8 Knoten Fahrt.

Heute Montag ist Bergfest. Das heißt ich habe die Hälfte der Strecke Galapagos ? Marquesas hinter mir. Von nun an geht also bergab. In San Cristobal habe ich in einem abgelegenen, kleinen Laden Schweinsripperl gefunden. Und die gibt es heute Abend als Halbzeit Mahl. Dazu Kartoffel Püree und Sauerkraut ist auch noch aufgetaucht in einem der Vorratsfächer. Und Ausnahmsweise ein Bier. Sonst herrscht striktes Alkoholverbot unterwegs.

Es ist jetzt Montag 13. Juni, nachmittags. Meine Position 05 Grad 40 Minuten Süd, und 114 Grad 20 Minuten West. Kurs 258 Grad, Geschwindigkeit 7,3 Knoten, noch ca. 1450 Seemeilen bis Fatu Hiva.

5 Kommentare:

  1. Dass wir auf deine Berichte vom Fastabsaufmanöver nicht geantwortet haben, zeigt nur, dass wir im Vollstress sind. Du kannst aber sicher sein, dass wir deinen Blog aufmerksam verfolgen und mit zittern. Dabei schwanken wir zwischen „gelbem Neid“ und „Gott sein Dank – auf sicherem Boden“ hin und her und bestaunen deinen Mut. Dass man bei einer Weltumsegelung auch einen Weidezaun mithat, ist uns neu! Sicher ist er der einzige weltweit, der auf einem Schiff zur Abwehr von Robben eingesetzt wurde.
    Wir wünschen dir jedenfalls, dass dir die Angelutensilien nicht ausgehen, dass der Wind genau so weht, wie du ihn willst, dass kein Baumstamm mehr deinen Weg kreuzt und dich die Südseepiraten verschonen!
    Neues von uns: Familiennachwuchs – männlich, 9 Wochen alt, beigefarben mit Namen „Merlin“, Nationalität: Siam, Kennzeichen: überdreht, aber furchtbar lieb! – Nimmt unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und kann keinen Augenblick allein gelassen werden außer er ist im Keller, wo er nicht so viel anstellen kann. – schläft übrigens gerade neben mit auf dem Ausdruck von deinem Blog.
    Lass bald wieder was hören!
    Birgit und Franz

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  2. Da freut man sich doch , daß du vom Mast wieder runter gekommen bist. Aus Versehen war ich mal anonym als Kommentator. Wenn du so weiter fährst schafst du es ja doch noch der Taifunzeit zu entkommen. Wäre schon interessant welche Fische mit deinen Gummiteilen im Maul ihr Leben gerettet haben.
    Habe Zickzack Profinähmaschine besorgt Trampolinmaterial und Sonnensegeltuch incl dieses sauteure Garn und werde in Ermangelung von Segelabenteuern mich ans Basteln machen. Wünsch weiterhin lustiges Dahinrauschen!

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  3. Hi Chico
    Ich lese gerne deine Berichte, weil du viele Dinge ausführlich und informativ beschreibst. Es interessiert mich auch wie es dir geht. Hoffentlich bist du bald auf den Marquesas und schreibst über deine Erlebnisse von deiner großen Überfahrt. Das eine Monat, Heuer im Frühjahr, auf deinem Boot von den San Blas Inseln bis nach Panama City war eine schöne und interessante Zeit. Ich wünsche dir alles Gute und freue mich auf deine weiteren Abenteuerberichte.
    lg Hannes

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  4. Hi!
    Sind gerade bei den Eltern auf Besuch. Elena hat angerufen, dass du wohlbehalten in Fatu Hiva angekommen bist. Daraufhin haben wir gemeinsam ein paar Bilder gegoogelt. Wir werden in zwei Wochen Richtung Irland aufbrechen und uns dabei den A.... abfrieren. Wasserdichte Kleidung liegt schon bereit. Die Wärme der Südsee werden wir uns leider nur vorstellen müssen. Trotzdem freuen wir uns schon sehr auf die grüne Insel, die Pubs und die tolle Musik.
    Liebe Grüße
    Birgit und Franz

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  5. hallo chico,
    gratulation - wir haben deine aufregende pazifikfahrt aufmerksam verfolgt und können (lang ist's her seit unserer atlantiküberquerung) gut nachvollziehen, wie du dich bei der landung gefühlt hast. genieße die ersten tage und biere!!
    liebe grüße beate und wolfgang von der genesis, die vor roatan/bay islands/honduras seit 2 wochen 25-35kn wind geniessen;-))

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