Dienstag, 24. Januar 2012

Invasion der Österreicher

2011 - ein für mich wirklich sehr ereignisreiches, gutes Jahr.
Für alle Statistiker hier eine kurze Zusammenfassung der seglerischen Jahresdaten.

2011 gesamt gesegelt: 6876 Seemeilen
Pazifiküberquerung (solo): 4018 Seemeilen
Anzahl der Ankerplätze: 87 incl. 9 Bojen
seit der Abfahrt 2002: 24 051 Seemeilen

2011 kann auch als das Jahr der Österreicher im Pazifik gewertet werden. Insgesamt 14 Boote haben sich durch den Panamakanal geschleust und sind auf die große Reise gegangen.

Alchemist Veronika + Herwig    http://alchemisten.blogspot.com                Jeanneau 43
Anna X Annemarie + Helmut                                                                             Espace 1100
Amigo Helga + Renee
Aroha Monika + Eric                                                                                           Jeanneau 45
Ave Gitana Sandra + Reinhard                                                                          Trimaran 40
Chi Herbert                                  http://chisailingadventures.blogspot.com    FP Catamaran 32
CUL8R Claudia + Edi                http://www.cul8r-unterwegs.at/                      FP Catamaran 38
Fidelio Birgit + Florian                                                                                        FP Catamaran 36
Mambo Sylvia + Heinz               http://www.galathe.blogspot.com                 FP Catamaran 38
Molimentum Sonja + David       http://molimentum.at                                      Stahlketch ca. 35
Pan Gea Marlies + Manfred      www.pangea.geliweb.net                             Stahlboot ca. 30
Pukuri Christine + Hannes         http://pukuri.at                                                Catamaran 43
Sanuk II Eva + Josef                                                                                           Oceanis 43 CC
Yab Yum Andrea + Heinz                                                                                    Reinke Alu 35

Und dieser Tage habe ich erfahren es soll sich noch eine andere Österreichische Yacht in den Gambier Islands herumtreiben, Taurus, die über die Südroute, also entweder durch die Magellan Strasse oder gar Kap Horn gekommen sind. Die beiden habe ich aber noch nicht getroffen.

Bei vielen hat sich inzwischen einiges geändert.
So werden die Alchemisten nur mehr dieses Jahr bis nach Fidji segeln und dann steht ab Jahresende das Boot zum Verkauf.
Fidelio sind seit einigen Monaten wieder in Österreich. Das Boot ist in Fidji und steht ebenfalls zum Verkauf. Birgit ist neuesten Gerüchten zu Folge schwanger. Wie konnte das passieren??
Molimentum werden auch nicht mehr ewig unterwegs sein und dann versuchen das Boot zu verkaufen.
Pukuri haben sich gerade einen sehr schnellen fast 15 Meter langen Katamaran gekauft und die Pukuri steht in Tahiti zum Verkauf. (sehr günstig!!)

Über jeden gibt es natürlich Geschichten und Geschichterln die ich hier leider nicht wiedergeben kann. Eines ist sicher mit dieser riesigen Anzahl an Booten in einem einzigen Jahr sind wir hier eine Großmacht. Noch immer sind 9 Boote davon im Französisch Polynesischen Raum unterwegs, mehr als jede andere Nation, abgesehen von den Franzosen die hier ja Heimrecht haben.

Viel Spass im Schnee
Chico





Dienstag, 10. Januar 2012

Weihnachten - Neujahr

 

Weihnachten, wieder mal unter Palmen. Was tun??
Wir sind in Apataki vor der Marina und das darf man sich nun keinesfalls so vorstellen wie eine Marina in Kroatien, Italien oder sonst wo im Mittelmeer. Böse Zungen würden sogar behaupten das sind nur ein paar zusammen genagelte, altersschwache Hütten (Schlafhütten, Kochhaus, Gäste Ess-/Trinkbereich, Werkstätte, Lagerhütte,...) und ein abgeholzter und mit Korallenkies aufgeschütteter Bereich in dem die Boote abgestellt werden. Für mich hat das ganze einen wunderbaren Charme, der vor allem durch die Besitzerfamilie Pauline, Alfred und Tony entsteht. Alles ist easy, man kann überall herum laufen, sie gehen extrem sorgsam mit den Booten um beim rein- und raus ziehen, und helfen wo immer sie gefragt werden. Sie laden uns und die paar anderen Segler zu einer Weihnachtsfeier der etwas anderen Art ein. Insgesamt 16 Personen nehmen an dem verlängerten Tisch platz und genießen die selbst gefangenen Köstlichkeiten. Alles gegrillt und gekocht auf einem alten Benzinfass. Als Vorspeise gibt es Escargo, also Schnecken, am Nachmittag bei Ebbe frisch vom Riff gepflückt, dann als Hauptspeise Kokos Krabben, vor einer Stunde beim Finster werden mit einer starken Lampe aus dem Wald geklaubt, für alle die Krabben nicht mögen liegen ein paar Fische am Grill, dazu verschiedene delikate Soßen und natürlich Reis, Nudeln, Couscous,.... als Nachspeise die von den Seglern mitgebrachten Süßigkeiten, Kuchen und Torten.
 
Kurz vor Weihnachten ist unser erster selbstgebrauter Wein fertig geworden und so beschließen wir einen ersten ultimativen Härtetest zu machen. Zur Weihnachtsfeier wird der größte Topf auf Chi mit dem Gebräu gefüllt und auf den großen Tisch gestellt. Hinzu kommen noch Nelken, Zucker, Zimt und Vanille, alles heiß gemacht und der erste winterliche Südsee - Mango- Glühwein ist fertig. Ja, und mit nicht unberechtigtem Stolz kann ich sagen, die Menschenmassen waren begeistert und alle haben es ohne schwere Schäden überstanden!!

Ein paar Tage später treffen wir uns mit unseren Freunden Veronika und Herwig von der „Alchemist“ im Toao Atoll. Dort, am Nordwestende gibt es eine der bekanntesten und beliebtesten Buchten der Tuamotus, die Anse Amyot. Die Anse Amyot ist ein Pass den man nur halb hinein ins Atoll fahren kann, dann wird es zu seicht und so entsteht eine kleine Bucht, in der Gaston und Valentina mehrere Bojen ausgelegt haben. Einfach eine Kette um einen Korallenblock am Boden angebunden, 10 Meter Kette dran, eine Schwimmboje und dann noch 20 Meter starkes Tau mit einer Boje am Ende, und schon hat man eine bestens haltende Mooring für die Ewigkeit.
Da der erste Weintest so positiv verlaufen ist, versuchen wir nun von echten Weinkennern ein Qualitätsurteil zu bekommen. Wir laden zur Weinverkostung ...........
Es wurde ein langer Abend und am nächsten Tag, als alle Teilnehmer wieder in der Lage waren normal zu sprechen, wird das Urteil gefällt. Salomonisch würde ich das Ergebnis nennen. Wir konnten uns nicht entschließen hatten wir nun Most, Sturm oder Heurigen getrunken. Wichtig – kein Kopfweh, niemand ist erblindet, was will man mehr verlangen. Der Alkoholgehalt ist noch etwas niedrig, anders ist es nicht zu erklären, dass so viele leere Flaschen am nächsten Morgen unter der Abwasch standen.
Für den Neujahrsabend haben wir uns nicht viel vorgenommen. Ein wenig Fische harpunieren und grillen. Vorsichtshalber fragen wir Valentina ob es ok ist hier Fische zu schießen und sie meint, kein Problem. Es ist eigentlich nicht üblich dass man fragt, aber irgendwie ist es doch wie zu Hause das Feld des Bauern wo man die Erdäpfel stibitzt, hier ist das Feld halt das Korallenriff und die Kartoffel haben sich in Fische verwandelt. Dann meint sie wir sollen doch mit ihnen feiern, es gibt Schwein!! Eine Einladung zum Schweinebraten ausschlagen, niemals.
 

Am Nachmittag taucht dann ein Fischerboot mit 5 lustigen Burschen auf, Verwandtschaft. Ein junges Schweinderl kommt unter erbärmlichen Gequietsche unters Messer, wird fachmännisch zerlegt, gebraten, gekocht, gegrillt und was weiß ich noch alles. Dazu gibt es dann noch einen Truthahn aus den Vorräten des Fischerbootes, frisches Poisson Cru chinoise und Poisson Cru au coco, Pommes Frites, Reis, und 3 wunderbare köstliche Torten als Nachspeise. Natürlich helfe ich fleißig mit beim Gurken raspeln, Karotten schneiden, Zwiebel schneiden, Knoblauch schneiden, usw. und überall Unmengen davon, es darf an nichts gespart werden.
Musik (hauptsächlich Rap und Techno), Gesang, Tanz, den einen oder anderen Schluck Rum, Bier und Wein, viel Gelächter, und vor allem lernt man die Menschen bei solchen Gelegenheiten von einer völlig anderen, der wirklich privaten Seite kennen. Gastfreundschaft ohne Ende, niemals versiegendes Lächeln und das sichere Wissen dass auch Polynesische Fischer nicht immer Mitternacht zu Silvester erleben. Klar bei den „Gesprächen“ ist viel Improvisationstalent nötig, denn ohne Hände und Füße geht gar nichts, quasi ist man taubstumm.


In diesem Sinne wünsche ich Euch allen
ein wunderbares, gesundes  2012

Freitag, 6. Januar 2012

Back to the Tuamotus

Zurück in der großen Stadt heißt es natürlich sofort wieder Ersatzteile besorgen – und dazu gehören z.B. auch so Kleinigkeiten wie Nähnadeln – und die Lebensmittel Vorräte wieder aufstocken. Bei den großen Supermärkten wie „Champion" oder „Carrefour" hat man zumindest eine gute Auswahl an Produkten. Unabhängig davon versuchen wir laufend im Wald der Umgebung was zu finden. Ist halt irgendwie wie zu Hause beim Schwammerl suchen. Beim letzten Besuch in der Stadt war ich in der Bücherei und habe mich über die lokal vorkommenden Pflanzen (Gemüse und Obst) informiert. Es hilft vielleicht doch wenn man ein wenig eine Ahnung hat was es sein könnte das man gerade wieder interessantes gefunden hat.
Riesiges Blatt, dunkel grün, 6 Finger , gezackt, längliche Wurzelknolle, dunkelbraun, genau das habe ich in einem Buch gesehen und nehme die Knolle mit die da am Wegesrand wächst. Das ist bestimmt eine der herrlichen Süsskartoffeln, vielleicht eine Taro Knolle? Wer weiß das schon genau. Also ab damit in den Kochtopf und nach 20 Minuten ein erstes Stück abgeschnitten. Konsistenz ist gut, kein Schleim, riecht nicht unangenehm, also hinein gebissen. Erster Eindruck – wie Radi mit Kartoffelgeschmack, doch dann kommt der Hammer. Ein Stich auf der Zunge und ich schreie auf, spucke alles aus, es brennt wie die Hölle auf der Zunge. Ich glaube jemand sitzt in meinem Mund und bohrt mit einer Nadel in die Zunge, schüttet Säure auf das Loch und amüsiert sich dabei noch köstlich. 5 Tage brauche ich bis der knallrote Fleck auf der Zunge wieder verschwunden ist, das Brennen hält sogar noch länger an. Bis heute weiß ich nicht welche Pflanze ich da probiert habe. Eine Warnung wird es mir auf alle Fälle sein nicht mehr alles auszuprobieren was da so wächst.
Bertl und Ute von der Odin haben sich neue Fahrräder gekauft mit denen sie die Umgebung besser erkunden wollen und vor allem um mobil zu sein. Der Supermarkt ist halt selten direkt neben dem Ankerplatz, sondern meistens schon ein paar Kilometer entfernt. Und damit fangen dann auch die Problemchen schon wieder an. Jeden Tag das Rad wieder ins Dingi verladen, dann auf das Schiff wuchten, an der Reling verstauen, und am nächsten Tag wieder alles runter räumen und mit dem Dingi an Land karren. Diese mühselige Prozedur wollen sie sich sparen und ketten die Räder zweifach an einen dicken Baum, direkt am Ufer vor ihrem Schiff. Am Morgen des zweiten Tages sind sie weg, gestohlen.

Der Wetterbericht verspricht Nordwest Wind, völlig ungewöhnlich, noch dazu für 2 Tage, genau was wir brauchen um angenehm in die Tuamotus segeln zu können. Im kleinen Laden hier an der Bucht gibt es leider so gut wie nichts was wir noch an Vorräten gebrauchen können und so segeln wir am nächsten Morgen bereits um 05:00 beim ersten schwachen Tageslicht in Richtung Tuamotus. Kaum haben wir den Riffgürtel verlassen wird der Motor abgestellt und gesegelt. Die ersten 5 Stunden kann man das noch nicht segeln nennen, denn die umlaufenden Winde rund um Moorea, dazu die Strömung sowie die Windablenkung durch die hohen Berge Tahitis, verhindern ein vorankommen. Wieder mal geht es sehr, sehr schleppend mit nur 1,5 bis 3 Knoten Fahrt voran und oft überlege ich den Motor für 2-3 Stunden anzuwerfen um Abstand zu den großen Inseln und damit freien Wind zu erhalten. Dann denke ich wieder „wozu?" ich bin ja genau im Wissen über diese Verhältnisse so früh weggefahren um diese extra Stunden zu haben. Endlich sind wir dann 15 Seemeilen weg als der Nordwest Wind uns erreicht und es mit guter Fahrt voran geht. Einziger Haken, ich weiß eigentlich nicht wirklich wohin ich segle. Ich will mich einzig nach dem Wind halten und zuerst mal soviel wie möglich Nordnordost machen und wenn dann die erwartete Rückkehr des Windes zu seiner normalen Ostnordost Richtung kommt, möchte ich mir ein Ziel aussuchen das ich mit angenehmer Windrichtung ansteuern kann. Gegen Abend denke ich gerade darüber nach ob ich es riskieren kann den Gennaker auch Nachts stehen zu lassen, oder doch lieber auf Nummer sicher zu gehen und die Fock für die Nacht zu verwenden, als ein ungewöhnlicher Knall mich aus der Ruhestellung reißt. Ich flitze raus und sehe wie der Gennaker seitlich aus weht und dann langsam zur Meeresoberfläche schwebt. Ein Sprung aufs Vordeck und so schnell es geht wird das große Tuch an Bord gezerrt. Unangenehm wird es immer wenn sich der leichte Stoff im Ruder verhängt oder in die Angelleine gerät. Die Frage mit welchem Vorsegel es durch die Nacht geht ist damit jedenfalls geklärt. Bei der Ursachenforschung stelle ich fest dass der Schäkel im Top des Gennaker Schlauches gerissen ist. Wieder mal so ein Niroteil. Immer öfter überlege ich diese Teile gegen Dyneemaseile (Spektra) auszutauschen. Da ist es einfach jederzeit aus einem Stück Seil einen geknüpften Schäkel zu machen, die Dinger halten ein vielfaches von Stahl aus und wiegen nichts. Die Nacht über mache ich wenig Fahrt ohne Gennaker bei dem doch eher leichten Wind, doch nach der Reparatur am nächsten Morgen geht es wieder flott weiter, bis zum finster werden. Dann sehe ich rund um uns langsam schwarze Wolkenmassen die sich auftürmen und nichts gutes ahnen lassen. Blitze auf der linken Seite, Donner grollen, Gewitter hinter uns, das Schiff fährt im Kreis, ich versuche nur mehr weg von den gefährlichen Gewittern zu kommen. Es ist aber egal in welche Richtung ich es versuche, kurz darauf ist wieder so ein schwarzer Wolkenberg von uns und erleuchtet den Himmel und lehrt mich das fürchten, wenn ich beim Sekundenzählen nur bis 3 komme bis es kracht dass der Mast wackelt. Wenn es mir hier die ganze Elektrik und Elektronik zusammenhaut dann ist Schluss mit lustig. Pünktlich zum Morgengrauen verziehen sich die Gewitter und es wird ein schöner Tag nach dieser schlaflosen Nacht. Heilfroh erreiche ich zum Sundowner die Carenage Apataki, wo ich den Anker werfe. Ich habe einen tollen Umweg gefunden. Insgesamt war ich 351 statt der direkten Linie mit nur 256 Seemeilen unterwegs.

Ich habe einige Emails bekommen von Interessenten die mal in der Südsee mitsegeln wollen. Ich möchte euch hiermit die Chance geben für 2 Törns.
Der erste wird ab Mitte März in den Marquesas starten, einige Tage Marquesas, dann die Segelstrecke Marquesas Tuamotus, etwa 550 Seemeilen offener Pazifik, und dann noch ein paar Tage in den Tuamotus bis nach Fakarava.
Der Zweite Törn startet Ende März/ Anfang April ab Fakarava, es geht einige Tage durch die Tuamotus, danach die Segelstrecke nach Tahiti, etwa 250 Seemeilen, und je nach vorhandener Zeit noch entweder Teile Tahitis oder nach Moorea.

Für alle die Interesse haben bitte meldet euch so bald als möglich unter herbert@translate4all.com dann gebe ich euch mehr Details bzw. kann ich eure Fragen beantworten.

Ich freue mich schon jetzt, bis bald
Chico