Dienstag, 29. März 2011

Panama Kanal

Der Panama Kanal

Wir segeln weg, weg aus meiner Heimat der letzten 7 Jahre. Fast auf den Tag genau 7 Jahre später geht es Richtung Panama Kanal, dem Durchschlupf zwischen Atlantik und Pazifik.
 
Es wachelt ordentlich als wir am Sonntag nachmittags in die östliche der beiden Einfahrten von Colon Harbour einbiegen wollen. Ein riesiger Autotransporter kommt gerade durch die enge Einfahrt (für ihn eng) als wir durch wollen. Also vorsichtshalber ein Ringerl gedreht, ich will ihm ja keinen Kratzer in seinen schönen Lack machen. Dann sind wir drinnen im weiten Hafenbecken. Der Wind ist noch gleich stark, die See wird sofort um einiges flacher.
Vor 2 ½ Jahren wurde der legendäre und wahrscheinlich bekannteste Yachtclub der Welt in Colon am Nordeingang des Panama Kanals, an einem Feiertag morgens gegen 6 Uhr einfach von ein paar Schubraupen über den Haufen geschoben. Die den Club umgebende Container Verlade Firma brauchte mehr Platz und da die Clubverantwortlichen nicht freiwillig wichen, wurde halt zu drastischeren Maßnahmen gegriffen. Und weg war er.
Seit damals gibt es leider keine wirkliche Anlaufstelle mehr für uns Segler, keinen Platz wo man alle treffen kann, wo man die nötigen Informationen zentral, schnell und einfach erfahren kann. Und die alte Kneipe war natürlich auch nicht ohne, jeder war mal drinnen der durch den Kanal gefahren ist.
Ich bereite mich also vor um am Montag morgen den Papierkram mit den Behörden zu erledigen. Zuerst zur Autoridad Maritimo, der nationalen Behörde zuständig für alle maritimen Angelegenheiten, sprich Hafenkapitän und Fahrterlaubnis und eine ganze Menge anderer Papierdln wo keiner weiß wofür die gut sind. Es ist unglaublich wie man sehr wenig Arbeit auf so extrem viele Leute aufteilen kann. Irgendwann ist es dann geschafft, raus auf die Straße, ins nächste Taxi und ab zur Kanal Gesellschaft. Auf dem Weg dorthin springt auf der anderen Straßenseite ein bewaffneter Motorrad Polizist während der Fahrt vom Motorrad, geht sofort mit seiner MP in Anschlag und zielt auf ein daherkommendes Auto. Der Fahrer bleibt natürlich sofort stehen und 4 Mann kommen mit erhobenen Händen aus dem Auto. Was geschehen ist und warum weiß ich nicht. Mein Taxifahrer hört zwar bis zum Ende der Fahrt nicht mehr zu reden und zu fuchteln auf, ich verstehe aber hauptsächlich Bahnhof, und das auf spanisch, also gar nichts. Ich glaube seit die beim letzten James Bond hier gedreht haben sind die alle ein wenig zu sehr action geil.
Was ich brauche ist ein Termin mit dem sogenannten Admeasurer, der mein Boot vermisst damit die wissen dass ich auch ganz sicher nicht zu groß für den Kanal bin. Ohne den geht gar nix. Die sehr nette Dame im Büro, Lydia, erklärt mir dass ich am nächsten Morgen um 8 Uhr in der Früh anrufen soll, weil sie nicht sicher ist ob der Vermesser nicht schon zu viele Boote vermessen muss und sie mir deshalb keinen Termin nennen kann. Nun gut damit kann ich leben und tatsächlich kriege ich sofort in der Früh die Nachricht dass wir auf die Flats fahren müssen, weil der Vermesser nur dort vermisst. Mitten im Frühstück heißt es also Anker auf und rüber gedüst in die Flats. Die Flats ist ein mit gelben Bojen markierter Bereich im riesigen Hafenbecken in dem wir ankern und auf den guten Mann warten. Der Anker hält nicht richtig in dem super weichen Schlamm, und erst nach mehreren Versuchen können wir den inzwischen kalt gewordenen Kaffee wieder in Ruhe runter schlürfen.
Es stellt sich dann heraus dass das Boot genau so groß ist wie es in den Schiffspapieren steht. Ich bekomme noch einige Formulare in die Hand gedrückt sowie Erklärungen wie der weitere Ablauf ist, vor allem aber wie viel zu bezahlen ist und wie und wo und wann man was machen oder nicht machen darf. Irgendwann ist es dann soweit und nach vielen Rennereien bekommen wir den Termin für die Durchfahrt – 3.3.2011 um 16.30 Uhr müssen wir wieder auf den Flats sein und auf unseren Advisor warten. Der Advisor ist das was man im allgemeinen als „Pilot“ oder „Lotse“ bezeichnet, allerdings sind die meisten davon sehr schlecht bis gar nicht ausgebildet, eben die Lehrbuben, die auf den kleinen Segelbooten üben dürfen und wenn sie irgendwann vielleicht mal gut sind, dann dürfen sie auf den großen Schiffen arbeiten. Die meisten kommen nicht so weit. Mit nicht mal einer Stunde Verspätung kommt der gute Mann dann zu uns aufs Boot, für Panamenische Verhältnisse ist das fast überpünktlich. Sofort heißt es Anker auf und ab in Richtung der ersten der 3 Schleusen auf der Karibik Seite des Kanals.
Kurz vor der Schleuse gehen wir mit 2 anderen Yachten, einem Schweden und einem Franzosen, ins Päckchen und werden so zusammengebunden gemeinsam geschleust. Gegen die beiden anderen Boote bin ich ein richtiger Zwerg mit meinen 10 Metern, und da wir außen liegen, werden unsere Kanalleinen vom mittleren Boot bedient. Wir brauchen also nur dazustehen und können das Schauspiel genießen. Nach der dritten Schleuse haben wir den Gatun Lake erreicht und die Boote trennen sich wieder. Es geht noch 2 Meilen in den See bis zu einer riesigen Gummiboje mit etwa 3 Metern Durchmesser., wo wir für die Nacht festmachen.
Wecker brauchen wir keinen, denn frühmorgens beginnt das Konzert der im angrenzenden Dschungel lebenden Hauler Monkeys. Dann beim ersten Licht geht’s weiter durch die wunderbare Landschaft des riesigen Gatun Lakes..
Wir sind fasziniert von abgestorbenen Bäumen die noch als Fragmente aus dem Wasser ragen und eigenartige Skulpturen bilden. Langsam gleiten wir durch das Fahrwasser, Alle paar Minuten kommt ein riesiges Containerschiff, ein Tanker oder eines der Arbeitsboote vorbei und stört die Idylle. Dann plötzlich ein Aufschrei von Hannes, der vom Netz aus das Szenario genossen hat, und unser Steuermann reißt im wahrlich allerletzten Augenblick das Ruder herum. Nur um Haaresbreite kommen wir an der nicht zu übersehenden Tonne vorbei. Waere das das Ende der CHI gewesen? Zerbröselt an einer 5 Meter großen roten Eisentonne im Panama Kanal? Naja auf alle Fälle wären wir mit dieser Story sicher in die Kronen Zeitung gekommen. Österreicher zerstören den Panama Kanal oder so ähnlich hätten die wohl geschrieben.
Leider müssen wir vor den beiden Miraflores Schleusen über 2 Stunden warten bis wir dran kommen. Dafür sind wir dann auch alleine nur mit einem riesigen Autofrachter, man erkennt sie daran dass sie hauptsächlich 4-eckig sind, der hinter uns den Höhenunterschied überwindet. Um Punkt 16:30 öffnet sich das letzte Schleusentor und das Wasser des Pazifiks strömt uns entgegen. Nun aber hurtig raus hier und zum Ankerplatz nach Las Brisas de Amador, wo schon meine Freunde auf uns warten. Komischerweise wird nicht mehr allzu viel gefeiert, wir sind einfach zu müde.

Noch ein paar Tage auf die Islas Las Perlas, die wegen des extrem nährstoffreichen Wassers und der dadurch schlechten Sicht, zum Schnorcheln weniger geeignet sind, bin ich seit dem 14.3. wieder alleine auf dem Boot.

Beim letzten mal habe ich geschrieben dass eine neue Mitseglerin an Bord ist. Das hat sich leider wieder geändert. Bettina war absolut ungeeignet für das Bootsleben (Details gibt’s nur persönlich) und so musste ich mich wieder von ihr trennen.

Für mich beginnt damit die letzte Vorbereitungsphase für das große Abenteuer Pazifik – alleine. Das wichtigste dabei ist nichts zu vergessen. Ich muss (versuche) 2 Jahre nach vorne zu denken, welche Ersatzteile ich brauche, welche Sachen ich jetzt wechseln muss, was ich die nächsten 4000 Seemeilen nirgends bekomme, usw.... vom Essenseinkauf will ich gar nicht reden. Ich bin jeden Tag etwa halbtags in der Stadt um Sachen zu besorgen und den halben Tag arbeite ich am Boot. Ich wollte am Samstag los segeln, da mir die nette Dame von der Kanalgesellschaft versprochen hatte den Scheck mit meinem Kanal Depositgeld am Freitag nachmittags bereit zu haben. Das hatte sie auch, nur leider als ich anschließend auf die Bank gehe, stelle ich fest dass ich meinen Originalpass nicht mit habe (nur eine Kopie und den Führerschein) So muss ich also bis heute Montag warten um meine USD 891,-- zu bekommen. Was soll's, 2 Tage mehr oder weniger in Panama City ist auch schon egal.

Der Panama Kanal ist geschafft und CHI steht im Pazifischen Ozean. Morgen Früh, Dienstag 22.3.2011 gegen 06:30 werde ich den Anker aus dem Schlamm holen und los segeln. Zuerst 2-3 Tage wieder auf die Islas Las Perlas, das liegt etwa 40 Seemeilen südöstlich von Panama und danach auf die Galapagos Inseln. Bis dahin hoffe ich dass mein Bordfunksystem wieder funktioniert und ich auch von Bord aus emailen kann. Ansonsten müsst ihr warten bis ich auf den Galapagos Inseln bin. Also 2-3 Wochen Geduld sind angesagt.
Hasta luego - Chico

1 Kommentar:

  1. Der alte Yachtclub ist weg. Der neue, auf der anderens Seite des Hafenbeckens, wie ist der so?
    Gruss Urban

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