Sonntag, 8. Mai 2011

Auf Geht's

Das Unwahrscheinliche ist wahr geworden – meine Kette ist endlich gekommen.
Am Abend kurz vor Sonnenuntergang kriege ich den sehnsüchtig erwarteten Anruf von Arthuro dass die Kette bei ihm im Büro liegt und wenn ich will, könnte er sie noch vorbeibringen. Natürlich will ich. So kommt er mit dem letzten Tageslicht am Pier an und wir wuchten das schwere Ding in mein Dingi. Und fast wäre noch ein Unglück passiert und beim Rüberheben vom Land ins Beiboot rutscht ihm die Box mit der Kette aus der Hand, landet aber zum Glück auf dem Gummischlauch des Beibootes und wälzt sich ins Innere und nicht in das dreckige Wasser der Panama Bay. Da wäre dann gleich ein Rettungs Tauchgang nötig gewesen bei null Sicht im Wasser, schlammigem Boden und den ganzen Abfällen die dort tagaus tagein einfach ins Wasser geworfen werden, schönen Dank auch.

Ja also Sonntag in der Früh, irgendwann nach dem Frühstück, nach dem Abwasch und alles verräumen, werde ich das Hauptsegel setzen, den Anker aus dem Schlamm ziehen und langsam aus der Bucht von Panama hinaus in die Weiten des Pazifiks segeln.
Der Wetterbericht sagt mir Wind voraus, so 10-15 Knoten über den Großteil der Strecke. Der erste Tag wird noch mit leichterem Wind aus vielen Richtungen sein, ab SM 150 soll es beständiger werden. Allerdings die Windrichtung die kommt ziemlich genau von daher wo ich hin will. Das wird also bedeuten, anstatt der 884 Seemeilen von Panama City nach San Christobal werden es eher 1100 Meilen werden. Auch egal solange der Wind nur halbwegs konstant ist und das Boot gut läuft. Wenn ich bedenke dass andere Segler hier viele Wochen nur in Panama gewartet haben um überhaupt aus der Bucht (die ist ca. 90 Seemeilen -ca.165km- lang) raus zu kommen, dann sind das für mich gute Nachrichten.
Ein Hauptdiskussionspunkt unter den Seglern ist immer wieder die Frage der Routenwahl. Mehr nach Osten, mehr nach Westen, direkt nach Süden oder direkten Kurs nach Galapagos. Grundsätzlich gilt für mich direkter Kurs dahin wo ich hin will. In diesem Fall wird es halt nicht möglich sein wenn sich das Wetter an die Vorhersage hält. Ich werde also eher ziemlich Südkurs fahren um dann, sobald es die immer wieder kommenden Winddrehungen ermöglichen, auf den direkten Kurs zurückkehren. Auf dem Weg nach Galapagos ist der erste kritische Punkt der Punta Mala. Und der Name verrät es schon – Mala = die Schlimme. Das ist das südwestliche Ende des riesigen Golfes von Panama. Dort treffen erstens verschieden Strömungen aufeinander und wenn dann noch der Wind gegen die Haupt Strömungsrichtung bläst, hat man sofort eine sehr, sehr unangenehme steile und kurze Welle. Das nächste ist der Schiffsverkehr. An diesem Kap kommen alle Schiffe des gesamten Pazifischen Raumes zusammen die durch den Panama Kanal wollen, oder von dort kommen. Und das sind nicht wenige und draußen auf offener See rauschen diese Stahlriesen mit 20-25 Knoten durch das Wasser. Wenn man sie dann zu spät sieht, ja dann war es das vielleicht auch schon wieder.

Also es gibt schon ein paar Kleinigkeiten zu beachten hier draußen. Ich rechne aber damit dass ab 30 Meilen südlich des Kaps der Schiffsverkehr vorbei ist und Ruhe einkehrt.

Ich werde versuchen von unterwegs kurze Artikel zu schreiben was so los ist, wie es mir geht, was passiert, wie so der typische Tag eines Seglers auf dem offenen Wasser verläuft. Außerdem werde ich dazu jeweils meine Position und den momentanen Zustand bezüglich Wetter und Boot beschreiben. Mit der Position koennt ihr dann auch zu Hause genau meinen Weg verfolgen, zB. auf Google Earth.

Über Kommentare, Anregungen, Kritik, Fragen, böswillige und gutwillige Meldungen freue ich mich immer. Also bitte keine falsche Bescheidenheit, schreibt ruhig.

Bis bald
Chico

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