Montag, 23. Mai 2011

Kollision

 Genau da wo ich jetzt gerade bin, auf 06 Grad 04 Minuten Nord und 81 Grad 42 Minuten West, da muss irgendwo Salzburg ganz in der Nähe sein. Anders gibt es diesen so elendiglich lang anhaltenden Schnürlregen nicht. Dafür gibt es so gut wie keinen Wind. Nur immer zwischendurch für 1-2 Stunden wenn ein Squall durchzieht, dann geht’s dafür aber gleich wieder ordentlich zur Sache mit teilweise über 30 Knoten Wind. Wenn man dann gerade schläft, etwas kocht, am Häusl sitzt, oder andere wichtige Tätigkeiten ausübt, dann wird’s lustig.
Mehr als 5 Tage bin ich jetzt unterwegs seit Panama City und die Etmale (zurückgelegte Strecke in 24 Stunden) sind erschreckend gering. 42-74-81-51 und 63 Seemeilen, also insgesamt lächerliche 311 Meilen in 5 Tagen ist die ganze Ausbeute. Bleiben noch über 600 Seemeilen übrig. Geht es mit dem selben Tempo weiter dann sind das noch mal 10 Tage, na servas.
Irgendwann wird der Wind schon kommen und ich hoffe vor allem auch die Sonne. Meine Batterien sind inzwischen leer, nur mehr 10,2 Volt. Wenn ich nicht sofort was unternehme dann ist das auch noch das Ende der Batterien.

Ja und dann kam er, der Freitag der 13te.
In der Nacht fällt der Autopilot aus. Ich hänge den zweiten dran, der geht auch nicht und erst mein Uralter, der eigentlich nur mehr als Ersatzteillager dient, rettet mich vor dem Handsteuern. Mir fällt ein dass ich ja erstmals auch ein wenig Strom mit dem neuen 4-Takt Außenborder produzieren kann und so rattert das gute Stück die ganze Nacht um ein wenig Saft in die Batterien zu bekommen. Um 04:00 in der Früh plötzlich 2 weiße Lichter , etwa 1,5 Seemeilen an der Steuerbordseite. Ich habe keine Ahnung was das ist. Sie kommen nicht näher und ich bin froh als sie hinter mir am Horizont verschwunden sind. Es regnet weiterhin in Strömen, schwarze Wände rings um mich. Der Wind hat sich inzwischen auch bei rund 20 Knoten eingependelt, in den kurzen Squalls deutlich mehr. Und dann urplötzlich ein heftiger Schlag auf der Steuerbordseite. Ich sehe nur am Heck einen Baumstumpf vorbeitreiben. Den muss ich wohl erwischt haben. Eine halbe Stunde später dann ein Krach und ein Rumpler dass ich glaube mir zerreißt das Boot. Und eine Sekunde später noch ein zweiter Schlag wie mit dem Dampfhammer, diesmal aufs Ruder. Mir wird ganz anders.
Ich bin voll auf einen riesigen Baum aufgedonnert. Zuerst mit dem rechten Rumpf, und dann noch mit dem Ruder. Das Teil war gut und gerne 15 Meter lang und 1 Meter im Durchmesser. Obwohl ich geschaut habe, ist er mir erst 2-3 Meter vor dem Schiff aufgefallen. Durch Wellen, Wind und Regen war einfach keine Chance. Ich hänge den Autopiloten aus und probiere vorsichtig ob das Ruder noch arbeitet. Scheint in Ordnung zu sein, nichts blockiert, geht leicht wie immer, reagiert gut auf alle Bewegungen. Ich muss kontrollieren ob der Baum irgendwelche Schäden am Rumpf verursacht hat. Der Bugraum, der eigentlich leer sein sollte ist natürlich vollgestopft mit allem möglichen Zeugs. Hauptsächlich Wasserkanister, Rettungswesten, Schaumstoffmatten und anderen leichten Dingen. Ich räume alles auf die Seite, ja und dann kam der große Schock – Wasser im Schiff.

Bald geht’s weiter
Bis dann
Chico

1 Kommentar:

  1. Das kann ins Auge gehen! Hoffe du kannst das Leck unterwegs reparieren. Good Luck, Horst

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