Montag, 26. Mai 2014

Guffy




Er sagt er heißt Guffy, das wird wohl sein Spitzname sein. Ein aufgeweckter immer fröhlicher älterer Herr, kein typischer Tonganer (oder heißt es Tonganese??) wie ich finde. Zumindest optisch, denn dafür fehlen ihm mindestens 50 kg, er ist geradezu gertenschlank.



Aber er versteht sich aufs erzählen, etwas was hier alle gerne tun. Und er erzählt mir aus seiner Jugend, als er bereits mit 8 Jahren mit seinem Vater mitfahren durfte zum Wale harpunieren. Damals standen die schönen Riesensäuger noch nicht unter Schutz.
Detailgetreu schildert er wie sie in den schweren Holzbooten raus gesegelt sind bis in die Nähe der Tiere und dann vorsichtig ganz knapp heran gerudert sind. Im Bug stand der Harpunier mit der Fangharpune und wenn er die warf, sie tief in den Wal eindringt und steckenblieb, dann begann der Höllenritt. Sofort ist das verletzte Tier nach unten getaucht und das etwa 400 Meter lange Seil, das in 2 Behältern im Boot lagerte ist mit so einer Geschwindigkeit über das Holz des Bootes gesaust, dass es zu brennen anfing. Ein eigener Mann war nur damit beschäftigt mit einem Behältnis das brennende Boot zu löschen. Doch die Wale sind nicht viel tiefer als 100 Meter getaucht und dann gings vorwärts. Schneller als Wasserskifahren, meint er. Die ganze Mannschaft hat sich im Boot fest geklammert, damit auch keiner verloren geht. Meile um Meile ist der Wal dahin gedüst bis er endlich müde und langsam wurde, wieder an die Oberfläche kam und sie versuchten wieder nahe ran zu kommen um mit einer zweiten Harpune den Todesstoß zu versetzen. Natürlich verliert so ein Wal dabei eine Menge Blut, die wieder eine große Anzahl an unwillkommenen Gästen anlockte – die Haie. Und da gab es einen Mann mit einer ganz speziellen Aufgabe. Der musste ins Wasser springen, mit einer großen gebogenen Nadel mit einem langen Faden dran versuchen mit wenigen Stichen dem Wal den Mund zu zunähen!!! Könnt ihr euch das vorstellen? Was für ein Job. Und dann wieder so schnell wie möglich zurück ins Boot bevor die Haie auf ihn los gingen. Wäre der Mund nicht vernäht worden, dann wären so viele Haie durch das austretende Blut angelockt worden dass diese den größten Teil des Wales bis zur Rückkehr zu ihrer Insel bereits gegessen hätten. Ja und dann hieß es kräftig rudern, die ganze Strecke retour bis zur Insel mit dem tonnenschweren Wal im Schlepptau.

Heute ist er froh dass nur mehr in den Monaten Juli, August, September, wenn die Wale jedes Jahr wieder kommen um hier ihre Jungen aufzuziehen, mit der Kamera Jagd auf die schönen Tiere gemacht wird. Und er ist trotz seines Alters noch immer dabei, fährt mit den Touristen raus zu den Walen. Er kennt sich aus, er weiß durch seine lebenslange Erfahrung was die Wale machen werden, ob die Mamawal schläft und das Junge spielen will, ob der Papawal gerade sauer und aggressiv ist, er hüpft ins Wasser und reitet den Wal.
Auf der Insel Uoleva in der Ha'apai Gruppe betreibt er zusammen mit seiner Frau ein kleines Resort – Taiana. 6 einfache Hütten die im Jänner vom Hurrikan Ian, ein Kategorie 5 Hurrikan der direkt über die Ha'apai Gruppe gedonnert ist und überall unglaubliche Zerstörungen hinterließ, völlig vernichtet wurden. Der Aufbau ist voll im Gange, 3 Hütten stehen bereits wieder, nächste Woche kommt die Familie aus der Hauptstadt und hilft beim Bau des Haupthauses und bis Saisonbeginn werden auch die restlichen Gästehäuser wieder bereit stehen. Es war bereits das fünfte mal dass alles zerstört wurde!


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