Mittwoch, 9. Januar 2013


Tahiti, Dezember 2012


Ich haue mich 2 Stunden aufs Ohr, mache mir dann ordentlich was zu Essen, und bei einem rundum Blick ob irgendwelche bekannten Schiffe da sind, sehe ich eine Österreichische Flagge. Oje, oje der hat keinen Mast mehr, nur viele Teile liegen an Deck, und es sieht ziemlich wüst aus.
Rancho-Relaxo-of-the-Seas so lautet der typisch Österreichische Name der Yacht. David und Guillerma sowie ihre beiden Kinder Bruno und Viola (5 + 3 Jahre) sind seit 1,5 Jahren auf dem Stahlboot unterwegs und das ist auch der einzige Grund warum das Ding überhaupt noch schwimmt, weil es aus Stahl ist. Sie waren, wie ich später erfahre, vor ca. 1 Woche unterwegs nach Apataki, also genau dahin wo ich hergekommen bin, als etwa 30 Meilen nördlich von Tahiti das Unglück passiert. David schläft bei seiner Nachtwache ein, die Strömung treibt das Boot ein wenig weiter westlich als geplant und schon erwachen sie auf Tetiaroa, jener Insel welche sich einstmals Marlon Brando nach den Dreharbeiten zum Film „Meuterei auf der Bounty“ gekauft hatte. Details zu diesem Vorfall könnt ihr in der Yachtrevue vom Dezember nachlesen in dem David einen mehrseitigen Bericht mit vielen Bildern geschrieben hat.

Sandy und Karl von der „Shambala“, natürlich auch 2 österreichische Segler auf einer Ovni38 aus Aluminium, bleiben 3 Tage bei mir am Schiff bis sie ihren Flug nach Österreich haben. Der Flug von Apataki nach Papeete wurde ersatzlos gestrichen, dadurch verpassen sie ihren Anschlussflieger nach Paris, dann will Air France 1300,- Euro Umbuchungsgebühr haben, die sie verständlicherweise nicht bezahlen wollen, es war ja die Schuld von Air Tahiti, und dann ist halt der Spießrutenlauf mit den Fluggesellschaften losgegangen bis sich dann doch das Meiste in Wohlgefallen aufgelöst hat. Die beiden haben nicht wie die meisten Segler die bequeme Route durch den Panama Kanal genommen, sondern sind über Kap Hoorn und durch die wilden, kalten und nassen, aber wunderschönen Kanäle Patagoniens gesegelt. Jetzt sind sie für ein paar Monate nach Hause, anscheinend brauchen sie die Kälte anders ist das nicht zu verstehen.

Während die beiden also mit den Fluglinien ihr Vergnügen haben, bin ich auf der Suche nach neuen Batterien, denn ohne gibt es kein Segeln. Ich besorge mir Adressen, frage überall wo wer vielleicht irgendwelche Batterien mit entsprechender Kapazität hat, und vor allem auch ob die geeignet sind als Servicebatterien und nicht nur als Starterbatterien wie sie in den Autos verwendet werden. Nach 2 Tagen und 18 Geschäften in denen ich war – hätte ja nie geglaubt dass es in Papeete so viele Läden gibt die Batterien verkaufen – komme ich langsam der Verzweiflung nahe. Schon am Weg zum Bus, gehe ich noch bei Aming vorbei, ein typischer Chinesenladen der alles mögliche, hauptsächlich aber Küchenzubehör für Gastronomie Küchen, verkauft. Ich brauche auch einen neuen Teekessel da mein alter ein schönes Loch hat aus dem er tropft wie ein aus einem Sieb. Da sehe ich doch in der Ecke neben dem Eingang einen ganzen Stapel grauer Kästen, sehen aus wie Batterien, sind sogar AGM Batterien, also ohne Säure, sondern getränkte Glasfasermatten die besonders für den Schiffsbetrieb geeignet sind, da sie lageunabhängig eingebaut werden können. Außerdem steht noch drauf sie sind Tiefentladefest, haben CE Prüfzeichen und der alte kleine Chinese macht mir einen Preis den hätte ich auch für die gewöhnlichen Säurebatterien bezahlt. Einziges kleines Problem, wie bekomme ich die 2 Batterien mit einem Gesamtgewicht von 120kg auf mein Boot?? Sandy und Karl haben sich für den nächsten Tag ein Auto gemietet und so ergreife ich natürlich sofort die Gelegenheit um die Batterien zu transportieren. Karl hilft mir dann noch die Dinger ins Dingi zu wuchten, und dann wieder vom Dingi aufs Schiff zu bekommen. Danke noch mal und ich hoffe du hast dir dein lädiertes Kreuz nicht noch mehr verrissen.

Kaum sind die beiden weggeflogen, kommt Mira zu mir aufs Schiff. Wir beschließen für die paar Tage nach Raiatea und Tahaa zu segeln, da die Wettervorhersagen für die nächste Woche gut ist. Außerdem ist fast Vollmond und da macht das Segeln in der Nacht gleich doppelt soviel Spass. Perfekte Windbedingungen veranlassen mich den Gennaker auch Nachts stehen zu lassen und so sind wir in Nullkommajosef in Raiatea. Bei den langen Spaziergängen füllt sich der Rucksack mit Obst und der Heimweg wird immer zu einer argen Schlepperei. Auch endlich wieder mal baden gehen, schnorcheln, einfach ausspannen nach den super hektischen Tagen in Tahiti. Leider muss auch Mira bald wieder weg und wir segeln zurück nach Papeete.

Kaum ist sie abgeflogen setzt der große Regen ein, täglich mehrere Stunden, kurze Pause wieder Regen, so geht es tagein, tagaus dahin und kein Ende in Sicht. Das Leben am Boot wird ungemütlich, nie kann man die Fenster offen lassen, die Luftfeuchtigkeit sinkt nie unter 90%, ich hätte jede Menge kleine Arbeiten großteils außen am Boot die aber alle warten müssen. Längst schon wollte ich auf Bora Bora sein, doch der Regen und die „falsche“ Windrichtung machen ein weg segeln unmöglich. Kurz vor Weihnachten dann doch noch der erhoffte Wetterumschwung. Ein letztes mal noch zum Carefour, dem größten Supermarkt Papeetes, zum Hafenmeister um auszuklarieren und dann geht’s endlich los.

Ich nehme mir diesmal vor mindestens 15 Meilen Abstand zu Moorea zu halten um nicht wieder in der Windabdeckung ohne einen Hauch oder mit drehenden Winden hängen zu bleiben. Das gelingt ganz gut, doch in der Nacht hält sich das Wetter wieder mal überhaupt nicht an die Vorhersage. Vier mal bekomme ich Squalls auf die Mütze mit weit über 30 Knoten Wind die mich ordentlich auf Trab halten. Am frühen Vormittag sehe ich schon dass sich Bora Bora nicht ausgehen wird um es bis zum späten Nachmittag bei Tageslicht zu erreichen und so ändere ich mein Ziel auf Raiatea. Und kurz vor der Passeinfahrt erwischt mich noch ein letzter intensiver Wind mit jeder Menge Regen und kaum Sicht. 35 Knoten zeigt mein Windmesser und 9 Knoten Fahrt der Speedometer, als es mit der zweiten Reff durch den Pass geht. Ich pfeife auch auf Raiatea und fahre einfach gerade aus nach Haamene auf der Insel Tahaa. 2,5 Meilen lang ist der tiefe Einschnitt bis man zu der kleinen Ortschaft kommt. Und endlich Ruhe als der Anker auf 8 Meter Tiefe in die braune Brühe plumpst, nur der Regen stört.
Und der Regen bleibt, nach 3 Tagen gehe ich erstmals an Land bei einer kurzen Regenpause, Weihnachten ist inzwischen vorbei, ist auch nicht wichtig. Endlich wieder eine lange Wanderung rauf den Berg und die Aussicht genießen. Das ganze Atoll liegt vor mir, im Süden direkt anschließend dann Raiatea und im Westen kann man auch noch Bora Bora recht gut erkennen. Das Wetter bleibt weiter unbeständig doch ich verziehe mich aus der Bucht von Haamene da ich das braune Wasser welches die 2 kleinen Flüsse in die Bucht spülen nicht mehr sehen will. Ich verlege mich zu einer kleinen Insel ans Außenriff. Zur Neujahrsfeier will ich unbedingt in Bora Bora sein und beim nächsten halbwegs schönen Tag segle ich die 30 Meilen bis zur angeblich schönsten Insel von Französisch Polynesien. Ich meine Bora Bora hat schon was, aber die schönste Insel?? Das haben sich wohl eher die Touristiker ausgedacht.
Auf alle Fälle komme ich endlich dazu mein Weihnachtsgeschenk auszuprobieren. Ich habe mir ein Fahrrad gekauft, aus Aluminium, 6 Gänge, schnell und einfach zusammenlegbar damit es auch ins Boot passt und mit dem Dingi einfach an Land transportiert werden kann.
Ich verlege mich für die Neujahrsfeier an eine der Bojen direkt vor dem alten Bora Bora Yacht Club. Bei der Tischreservierung und der Frage nach dem Neujahrsdinner und den Preis verschlägt es mir dann doch den Atem. Dass es hier sehr teuer ist weiß jeder, aber mit dem Geld für ein Abendessen kann ich locker einen Monat leben. So verzichte ich also gerne auf die zusätzlichen Ausgaben und koche mir selber was anständiges. Schließlich ist die Bar auch offen ohne dass man vorher dort gegessen hat.



Mein Ziel, bevor es dann endlich nach Norden, nach Kiribati geht, ist Maupiti die kleine Schwesterinsel westlich von Bora Bora. Touristisch noch sehr unterentwickelt sind auch die Einwohner noch sehr freundlich, hilfsbereit und freuen sich wenn sie zu verrückten Seglern Kontakt kriegen. Denn wie jemand freiwillig wochenlang aufs offene Meer geht können sie nicht verstehen.
Ja und hier warte ich nun auf günstigen Wind um nach Norden zu segeln. Etwa 1200 Seemeilen sind es bis zu meinem nächsten Ziel, Kirimati oder Christmas Island im riesigen Inselstaat Kiribati.

Ich habe jetzt auch endlich heraus gefunden wie ihr meine Position verfolgen könnt. Auf der Webseite shiptrak.org müsst ihr bei callsign: KC2UNJ eingeben und dann auf view klicken und schon könnt ihr meine Route verfolgen. Dann noch hinein zoomen und die Anzeige auf den Karten ist fantastisch gut. Ein wirklich feines Programm, ihr braucht es nicht herunter zu laden und euch auch nirgends anmelden. Wenn ihr das callsign von anderen Seglern wisst, dann könnt ihr natürlich auch deren Position verfolgen, falls derjenige regelmäßig einen Positionsreport schickt.

Ich werde versuchen auf meiner Fahrt nach Kiribati täglich einen ganz kurzen Bericht zu schreiben sowie meine Position anzugeben. So könnt ihr mich fast in Echtzeit verfolgen. Es soll zwischen morgen Mittwoch 9.1. und Sonntag irgendwann losgehen. Hier in Maupiti ist das Wetter inzwischen zwar ok, aber etwa 100 Meilen nördlich hält sich ein hartnäckiges Windloch. Es macht wenig Sinn hier los zu segeln damit ich dann einen Tag später in der Flaute hänge.

Also dann bis bald
Chico

3 Kommentare:

  1. Hallo Chico,
    wie immer beneidenswert. Ja Bora Bora ist vielleicht aus der Luft sehr schön, hat mich aber beim schnorcheln damals schon 1993 enttäuscht. Das Riff war ziehmlich abgestorben.
    Bin auch mit dem Fahrrad damals herumgefahren um die Insel.
    OK werde dich jetzt auf dem shiptraker verfolgen, bis sich unsere Wege wieder kreuzen.

    Alles Gute,
    Hans&Edlyn

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  2. Hey Chico, bin am CHI tracken und hoffe dass sich auch unsere Wege irgendwo wieder kreuzen. Bin im Frühjahr 2 Monate in Bali, aber vielleicht gehe ich später nochmal in diese Richtung für ein treffen solltest du weiterhin nach Westen segeln . . . Peter hat jetzt eine O'day 40 mit der wir im Sommer die Kanadischen Provinzen erst mal besegeln wollen, bevor wir uns (später mal) in den Atlantic / Pacific wagen !
    Guten Wind und gute Fahrt weiterhin!
    Horst

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    1. Hallo Horst, hier ist Hans, wo in Kanada werded Ihr segeln? Bin in Vancouver und habe auf Vancouver Island (Nanaimo)13 Jahre gewohnt. Die Inside Passage ist dort sehr schön.
      Mast&Schotbruch
      Hans

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