Der Anker ist heroben und in seiner
heimeligen Kiste verstaut als ich leider nur sehr langsam, so mit 2,5
– 3 Knoten durch die Innereien von Kiribati aufs offene Meer zu
steuere. Es ist einlaufendes Wasser und die Strömung habe ich wieder
mal völlig unterschätzt. Zum Glück sind es nur 4 Seemeilen. Die
Windrichtung passt, die Stärke auch und mit flotter Fahrt geht es
Richtung Marshall Islands. Doch nur bis zum Einbruch der Nacht, dann
ziehen schon wieder schwarze düstere Berge über dem Horizont auf
und ich reffe vorsichtshalber. Keine Sekunde zu früh, kaum zurück
im Cockpit legt der Wind schon los und mit 14 Knoten schieße ich
über die Wellen, geil. Ich bin nicht auf Kurs geblieben sondern
lasse mich vom Wind einfach fortwehen. Nach 15 Minuten ist der Spuk
vorbei, zurück auf den alten Kurs, fast Flaute, der nächste Squall
ist im Anmarsch, zieht durch, es schüttet wie aus Kübeln, zurück
auf den alten Kurs, 1 Stunde Pause, dann kommen schon wieder die
bekannten Wolkenformationen, Regenjacke anziehen, wenn der Wind
anfängt abfallen, warten bis es vorbei ist, zurück auf alten Kurs,
hoffen dass der Autopilot bei dem wenigen Wind nicht seinen Dienst
quittiert, schnell hinlegen und ½ Stunde schlafen..... Das ist der
Tages- und Nachtablauf für die nächsten 3 Tage. Zwischendurch halt noch
schnell was kochen, essen, abwaschen, Zähne putzen und das normale
Leben versuchen bei dem Geschaukel irgendwie unter zu kriegen.
Und in der Nacht immer diese elendigen
Lichterhaufen – riesige Fischereifahrzeuge, also so 60 -120 Meter
sind die Dinger lang, unglaublich. Dauernd tauchen sie irgendwo am
Horizont auf, und da sie arbeiten ändern sie auch sehr oft den Kurs
und es ist eine Kunst vorauszusehen wohin sie als nächstes ihren Bug
drehen werden. Wenn es eng wird rufe ich sie auf dem VHF Radio an und
frage blöd nach dem Wetter, sage ihnen wo ich bin und dann weiß ich
dass der verantwortliche Oberfischer auch weiß wo ich bin und
aufpasst dass ich ihm keinen Kratzer in sein Schiffchen mache.
Die Fahrt dauert einen ganzen Tag
länger als geplant, aber ist ja auch egal, ich habe keine wirkliche
Eile. Am Freitag in der Früh beim ersten Morgenlicht stehe ich dann
endlich am Eingang zum Majuro Atoll, gemeinsam mit 2 dieser
Riesenfischer. Als freundlicher Mensch lasse ich ihnen natürlich
gerne die Vorfahrt. Noch knappe 20 Meilen und dann bin ich da, denke
ich. Und irgendwann sind es nur mehr 7 Meilen und dann geht der
Höllentanz los. Urplötzlich sind 35 Knoten am Tacho, ich falle ab
und fege über die Lagune dass es nur so eine Freude ist, halt in die
falsche Richtung, geht aber gerade nicht anders. Ja und dann haben so
Atolle auch den Nachteil dass sie irgendwann zu Ende sind und man
sollte dann besser ein Manöver machen, uiuiui das ist dann schon ein
wenig stressig, besser es geht nichts schief. 4 mal sause ich quer
über die Lagune, mit negativem Wendewinkel, das heißt ich schaffe
nicht mal den gleichen Kurs zu halten, sondern werde nach hinten
getrieben. Ich bemühe mich auch nicht besonders, mir ist lieber das
Material wird geschont und ich komme halt 1 Stunde später an.
Customs antwortet natürlich nicht auf
meinen Funkspruch nach dem ich an einer der zahlreichen Bojen
festgemacht habe. Also schnappe ich einfach mein Zeugs, ab ins
nächste Taxi (die kosten hier 75 Cent, egal wie weit man innerhalb
der Stadt fährt) und ab geht’s zuerst zu Customs und dann zur
Immigration. Da gibt es erst mal ein kleines Problem da mir der
Beamte nur 3 Monate Aufenthaltserlaubnis geben will. Nach einiger
Diskussion holt er dann immerhin sein schlaues Büchlein und schaut
wegen der gerade gültigen Vorschriften nach, kommt zurück und sagt,
ist ok ich kann 1 Jahr bleiben. Jetzt bin ich baff, schnappe mein
Zeug und raus hier. Laut meinen Infos sind für ein 1 Jahres Visum
200,- US$ zu bezahlen, da bin ich aber gar nicht böse. Allerdings
sind mir in den letzten 2 Tagen doch leichte Zweifel gekommen, denn
normalerweise wird eine verlängerte Aufenthaltsdauer immer irgendwo
im Pass beim Stempel vermerkt, nur bei mir steht nichts dabei. Soll
ich es jetzt einfach dabei belassen? Oder noch mal hin gehen und
nachfragen und um Eintrag der Aufenthaltsdauer bitten? Denn was
passiert wenn ich in ½ Jahr hier ausreise und der dann Zuständige
sagt, hey du warst aber jetzt mehrere Monate illegal im Land, das
wird teuer. Was würdet ihr machen?
Wo ich gerade bin, wie immer unter
www.shiptrak.org und bei
callsign kc2unj eintragen