Malekula Artfestival, part 2
Am zweiten Tag des Festivals werden wir
wieder pünktlich morgens abgeholt und als erster Programmpunkt
stehen verschiedene Tänze der Männer auf dem Programm, wie
Kriegstanz, oder welcher für Festlichkeiten usw.
Interessant sind die „Kostüme“ der
Männer die nur aus ein wenig Farbe, den Fussrasseln und einem
Penisschaft (wird hier Namba genannt) aus der Rinde eines Strauches
hergestellt sind. Die Männer des Dorfes Penang gehören zur Gruppe
der Small Nambas, weiter im Norden von Malekula leben die Big Nambas.
Einige der segelnden Damen waren enttäuscht dass keine Big Nambas
anwesend waren (zumindest nicht unter den Tänzern).
Früher in der guten alten Zeit, also
bis vor einem Jahr, gab es hier noch keine Telefone. Wenn der Mann
oder die Frau zum Fischen gegangen ist, oder Wildschwein jagen oder
Schildkröten jagen, oder.... dann erfolgte die Kommunikation ganz
simpel. Das entsprechende Symbol, also Fisch, Schildkröte, usw
wurden einfach mit dem Finger in den feinen Sand vor der Hütte
gezeichnet und jeder wusste wo Papa sich wieder herum treibt.
Heutzutage geht natürlich gar nichts
mehr ohne Handy. Ein junger Bursche erzählt mir dass er nächste
Woche auf eine der anderen Inseln fährt um dort zu heiraten. Ja wie
hat er denn seine zukünftige Frau kennen gelernt wenn die auf einer
anderen Insel lebt, frage ich. Er greift in die Tasche seiner Hose,
zieht sein Samsung heraus und meint mit einem Grinsen von Ohr zu Ohr,
„very simple, we use dating sites“. Soviel also zu den wilden
Kerlen aus dem Busch die nichts von moderner Technik wissen.
Ich unterhalte mich auch mit einem der
Chiefs über die Zukunft seines Stammes. Er erklärt mir dass sich
die Häuptlinge sehr wohl der schwierigen Lage und der schnellen
Veränderungen bewusst sind. Die Jungen wollen das klarer Weise alles
haben und sie müssen ihnen die Werte der alten Traditionen
vermitteln, ihnen die alten Bräuche beibringen und unbedingt
verhindern dass die Jungen verlernen woher sie stammen und wie die
Regeln in der Dorfgemeinschaft sind. Möge es ihnen gelingen.
Es gibt übrigens in jedem Dorf mehrere
Chiefs, jeweils zuständig für verschiedene Aufgaben. Wenn zB. Einer
in ein anderes weiter entferntes Dorf will dann muss um Erlaubnis
gefragt werden, wenn jemand heiraten will, muss der zuständige um
seinen Senf gebeten werden, usw. Alles ist sehr genau reglementiert,
eigentlich eh wie bei uns, nur dass es eben nicht im Gesetzbuch
steht, sondern die Regeln mündlich überliefert und jeweils
angepasst werden. Und es spart eine Menge Geld das sonst für Anwälte
und ähnliche nutzlose Blutsauger verschwendet wird.
Ja und nicht nur ich überschütte euch
hier mit Geschichten, es gibt sie wirklich noch – die
Märchenerzähler. Einer der älteren Männer, auch ein Chief,
erzählt uns eine uralte Story über ein Wesen das aus dem Meer......
Übrigens Chief wird man hier nicht durch Erbschaft oder
Parteimitgliedschaft. Wer als Chief in Frage kommt bestimmt die
Dorfgemeinschaft. Und ebenso schnell wie man ernannt wird ist man
auch schon wieder weg vom Fenster falls die Leistung nicht passt. Ja
und Leistung muss der Chief auch bringen bevor er sein Am antreten
kann. Denn so eine Ehre muss natürlich mit einem entsprechenden Fest
gefeiert werden, und da werden dann auch die Vertreter der
umliegenden Dörfer eingeladen und so muss der neue Chief je nachdem
zwischen 10 – 25 Schweine bereit stellen und selber die Gurgel
durchschneiden (also den Schweinen) damit auch jeder weiß dass er
ein Wilder ist.
Viele andere kleine Tätigkeiten die
bei uns kaum noch jemand beherrscht werden uns vorgeführt, wie
Kokosnuss mit der Faust aufschlagen oder Feuer machen zB. und das
dauert nur max. 10 Sekunden bis das Holz glüht.
Nachdem die Männer vormittags getanzt
haben, wollen uns auch die Damen des Dorfes ihre Künste zeigen,
schmeißen sich ins Bastrockerl und bezirzen uns mit ihren
Tanzeinlagen.
Ich muss sagen ich bin ja wirklich kein guter Tänzer,
und musikalisch bin ich auch nicht, aber ich konnte beim Besten
Willen keinen Unterschied zwischen den Tänzen feststellen. Außer
vielleicht der Geschwindigkeit des Fusstampfens. Macht aber nix, war
schön und interessant anzuschauen.
Ja und am späten Nachmittag spielt
auch noch die Dorfband für uns und alle Tanzen was die Badeschlapfen
hergeben, so soll es sein.
Sehr schön war's und falls ihr
zufällig mal nach Vanuatu kommt und Gelegenheit habt euch das
anzusehen, absolut Empfehlenswert.