Tahiti, Dezember 2012
Ich haue mich 2 Stunden aufs Ohr, mache
mir dann ordentlich was zu Essen, und bei einem rundum Blick ob
irgendwelche bekannten Schiffe da sind, sehe ich eine Österreichische
Flagge. Oje, oje der hat keinen Mast mehr, nur viele Teile liegen an
Deck, und es sieht ziemlich wüst aus.
Rancho-Relaxo-of-the-Seas so lautet
der typisch Österreichische Name der Yacht. David und Guillerma
sowie ihre beiden Kinder Bruno und Viola (5 + 3 Jahre) sind seit 1,5
Jahren auf dem Stahlboot unterwegs und das ist auch der einzige Grund
warum das Ding überhaupt noch schwimmt, weil es aus Stahl ist. Sie
waren, wie ich später erfahre, vor ca. 1 Woche unterwegs nach
Apataki, also genau dahin wo ich hergekommen bin, als etwa 30 Meilen
nördlich von Tahiti das Unglück passiert. David schläft bei seiner
Nachtwache ein, die Strömung treibt das Boot ein wenig weiter
westlich als geplant und schon erwachen sie auf Tetiaroa, jener Insel
welche sich einstmals Marlon Brando nach den Dreharbeiten zum Film
„Meuterei auf der Bounty“ gekauft hatte. Details zu diesem
Vorfall könnt ihr in der Yachtrevue vom Dezember nachlesen in dem
David einen mehrseitigen Bericht mit vielen Bildern geschrieben hat.
Sandy und Karl von der „Shambala“,
natürlich auch 2 österreichische Segler auf einer Ovni38 aus
Aluminium, bleiben 3 Tage bei mir am Schiff bis sie ihren Flug nach
Österreich haben. Der Flug von Apataki nach Papeete wurde ersatzlos
gestrichen, dadurch verpassen sie ihren Anschlussflieger nach Paris,
dann will Air France 1300,- Euro Umbuchungsgebühr haben, die sie
verständlicherweise nicht bezahlen wollen, es war ja die Schuld von
Air Tahiti, und dann ist halt der Spießrutenlauf mit den
Fluggesellschaften losgegangen bis sich dann doch das Meiste in
Wohlgefallen aufgelöst hat. Die beiden haben nicht wie die meisten
Segler die bequeme Route durch den Panama Kanal genommen, sondern
sind über Kap Hoorn und durch die wilden, kalten und nassen, aber
wunderschönen Kanäle Patagoniens gesegelt. Jetzt sind sie für ein
paar Monate nach Hause, anscheinend brauchen sie die Kälte anders
ist das nicht zu verstehen.
Während die beiden also mit den
Fluglinien ihr Vergnügen haben, bin ich auf der Suche nach neuen
Batterien, denn ohne gibt es kein Segeln. Ich besorge mir Adressen,
frage überall wo wer vielleicht irgendwelche Batterien mit
entsprechender Kapazität hat, und vor allem auch ob die geeignet
sind als Servicebatterien und nicht nur als Starterbatterien wie sie
in den Autos verwendet werden. Nach 2 Tagen und 18 Geschäften in
denen ich war – hätte ja nie geglaubt dass es in Papeete so viele
Läden gibt die Batterien verkaufen – komme ich langsam der
Verzweiflung nahe. Schon am Weg zum Bus, gehe ich noch bei Aming
vorbei, ein typischer Chinesenladen der alles mögliche,
hauptsächlich aber Küchenzubehör für Gastronomie Küchen,
verkauft. Ich brauche auch einen neuen Teekessel da mein alter ein
schönes Loch hat aus dem er tropft wie ein aus einem Sieb. Da sehe
ich doch in der Ecke neben dem Eingang einen ganzen Stapel grauer
Kästen, sehen aus wie Batterien, sind sogar AGM Batterien, also ohne
Säure, sondern getränkte Glasfasermatten die besonders für den
Schiffsbetrieb geeignet sind, da sie lageunabhängig eingebaut werden
können. Außerdem steht noch drauf sie sind Tiefentladefest, haben
CE Prüfzeichen und der alte kleine Chinese macht mir einen Preis den
hätte ich auch für die gewöhnlichen Säurebatterien bezahlt.
Einziges kleines Problem, wie bekomme ich die 2 Batterien mit einem
Gesamtgewicht von 120kg auf mein Boot?? Sandy und Karl haben sich für
den nächsten Tag ein Auto gemietet und so ergreife ich natürlich
sofort die Gelegenheit um die Batterien zu transportieren. Karl hilft
mir dann noch die Dinger ins Dingi zu wuchten, und dann wieder vom
Dingi aufs Schiff zu bekommen. Danke noch mal und ich hoffe du hast
dir dein lädiertes Kreuz nicht noch mehr verrissen.
Kaum sind die beiden weggeflogen, kommt
Mira zu mir aufs Schiff. Wir beschließen für die paar Tage nach
Raiatea und Tahaa zu segeln, da die Wettervorhersagen für die
nächste Woche gut ist. Außerdem ist fast Vollmond und da macht das
Segeln in der Nacht gleich doppelt soviel Spass. Perfekte
Windbedingungen veranlassen mich den Gennaker auch Nachts stehen zu
lassen und so sind wir in Nullkommajosef in Raiatea. Bei den langen
Spaziergängen füllt sich der Rucksack mit Obst und der Heimweg wird
immer zu einer argen Schlepperei. Auch endlich wieder mal baden
gehen, schnorcheln, einfach ausspannen nach den super hektischen
Tagen in Tahiti. Leider muss auch Mira bald wieder weg und wir segeln
zurück nach Papeete.
Kaum ist sie abgeflogen setzt der große
Regen ein, täglich mehrere Stunden, kurze Pause wieder Regen, so
geht es tagein, tagaus dahin und kein Ende in Sicht. Das Leben am
Boot wird ungemütlich, nie kann man die Fenster offen lassen, die
Luftfeuchtigkeit sinkt nie unter 90%, ich hätte jede Menge kleine
Arbeiten großteils außen am Boot die aber alle warten müssen.
Längst schon wollte ich auf Bora Bora sein, doch der Regen und die
„falsche“ Windrichtung machen ein weg segeln unmöglich. Kurz vor
Weihnachten dann doch noch der erhoffte Wetterumschwung. Ein letztes
mal noch zum Carefour, dem größten Supermarkt Papeetes, zum
Hafenmeister um auszuklarieren und dann geht’s endlich los.
Ich nehme mir diesmal vor mindestens 15
Meilen Abstand zu Moorea zu halten um nicht wieder in der
Windabdeckung ohne einen Hauch oder mit drehenden Winden hängen zu
bleiben. Das gelingt ganz gut, doch in der Nacht hält sich das
Wetter wieder mal überhaupt nicht an die Vorhersage. Vier mal
bekomme ich Squalls auf die Mütze mit weit über 30 Knoten Wind die
mich ordentlich auf Trab halten. Am frühen Vormittag sehe ich schon
dass sich Bora Bora nicht ausgehen wird um es bis zum späten
Nachmittag bei Tageslicht zu erreichen und so ändere ich mein Ziel
auf Raiatea. Und kurz vor der Passeinfahrt erwischt mich noch ein
letzter intensiver Wind mit jeder Menge Regen und kaum Sicht. 35
Knoten zeigt mein Windmesser und 9 Knoten Fahrt der Speedometer, als
es mit der zweiten Reff durch den Pass geht. Ich pfeife auch auf
Raiatea und fahre einfach gerade aus nach Haamene auf der Insel
Tahaa. 2,5 Meilen lang ist der tiefe Einschnitt bis man zu der
kleinen Ortschaft kommt. Und endlich Ruhe als der Anker auf 8 Meter
Tiefe in die braune Brühe plumpst, nur der Regen stört.
Und der Regen bleibt, nach 3 Tagen gehe
ich erstmals an Land bei einer kurzen Regenpause, Weihnachten ist
inzwischen vorbei, ist auch nicht wichtig. Endlich wieder eine lange
Wanderung rauf den Berg und die Aussicht genießen. Das ganze Atoll
liegt vor mir, im Süden direkt anschließend dann Raiatea und im
Westen kann man auch noch Bora Bora recht gut erkennen. Das Wetter
bleibt weiter unbeständig doch ich verziehe mich aus der Bucht von
Haamene da ich das braune Wasser welches die 2 kleinen Flüsse in die
Bucht spülen nicht mehr sehen will. Ich verlege mich zu einer
kleinen Insel ans Außenriff. Zur Neujahrsfeier will ich unbedingt in
Bora Bora sein und beim nächsten halbwegs schönen Tag segle ich die
30 Meilen bis zur angeblich schönsten Insel von Französisch
Polynesien. Ich meine Bora Bora hat schon was, aber die schönste
Insel?? Das haben sich wohl eher die Touristiker ausgedacht.
Auf alle Fälle komme ich endlich dazu
mein Weihnachtsgeschenk auszuprobieren. Ich habe mir ein Fahrrad
gekauft, aus Aluminium, 6 Gänge, schnell und einfach zusammenlegbar
damit es auch ins Boot passt und mit dem Dingi einfach an Land
transportiert werden kann.
Ich verlege mich für die Neujahrsfeier
an eine der Bojen direkt vor dem alten Bora Bora Yacht Club. Bei der
Tischreservierung und der Frage nach dem Neujahrsdinner und den Preis
verschlägt es mir dann doch den Atem. Dass es hier sehr teuer ist
weiß jeder, aber mit dem Geld für ein Abendessen kann ich locker
einen Monat leben. So verzichte ich also gerne auf die zusätzlichen
Ausgaben und koche mir selber was anständiges. Schließlich ist die
Bar auch offen ohne dass man vorher dort gegessen hat.
Mein Ziel, bevor es dann endlich nach
Norden, nach Kiribati geht, ist Maupiti die kleine Schwesterinsel
westlich von Bora Bora. Touristisch noch sehr unterentwickelt sind
auch die Einwohner noch sehr freundlich, hilfsbereit und freuen sich
wenn sie zu verrückten Seglern Kontakt kriegen. Denn wie jemand
freiwillig wochenlang aufs offene Meer geht können sie nicht
verstehen.
Ja und hier warte ich nun auf günstigen
Wind um nach Norden zu segeln. Etwa 1200 Seemeilen sind es bis zu
meinem nächsten Ziel, Kirimati oder Christmas Island im riesigen
Inselstaat Kiribati.
Ich habe jetzt auch endlich heraus
gefunden wie ihr meine Position verfolgen könnt. Auf der Webseite
shiptrak.org müsst ihr bei callsign: KC2UNJ eingeben und dann auf
view klicken und schon könnt ihr meine Route verfolgen. Dann noch
hinein zoomen und die Anzeige auf den Karten ist fantastisch gut. Ein
wirklich feines Programm, ihr braucht es nicht herunter zu laden und
euch auch nirgends anmelden. Wenn ihr das callsign von anderen
Seglern wisst, dann könnt ihr natürlich auch deren Position
verfolgen, falls derjenige regelmäßig einen Positionsreport
schickt.
Ich werde versuchen auf meiner Fahrt
nach Kiribati täglich einen ganz kurzen Bericht zu schreiben sowie
meine Position anzugeben. So könnt ihr mich fast in Echtzeit
verfolgen. Es soll zwischen morgen Mittwoch 9.1. und Sonntag
irgendwann losgehen. Hier in Maupiti ist das Wetter inzwischen zwar
ok, aber etwa 100 Meilen nördlich hält sich ein hartnäckiges
Windloch. Es macht wenig Sinn hier los zu segeln damit ich dann einen
Tag später in der Flaute hänge.
Also dann bis bald
Chico